Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7)
Vom Netzwerk:
als Revisor abzeichnen und Karla zur
Vorlage beim Collegium der Moskauer Zentrale am Ende eines jeden
Geschäftsjahres übermitteln mußte, kein Hinweis auf KOMET zu finden sein würde
. . . Nein, ich bin der Agentin KOMET nie persönlich begegnet und weiß auch
nicht, was aus ihr geworden ist oder in welchem Land sie operiert. Ich weiß
nur, daß sie unter dem Namen Alexandra Ostrakowa lebt, Tochter in Frankreich
naturalisierter Eltern . . .<« Weiteres Umblättern. »>Die monatliche
Summe von zehntausend Dollar wurde nicht durch mich direkt ausbezahlt, sondern
an eine Bank in Thun, im schweizerischen Kanton Bern, überwiesen. Die Überweisung
geschieht per Dauerauftrag zu Gunsten eines Dr. Adolf Glaser. Glaser ist
nomineller Konto-Inhaber, aber ich glaube, Glaser ist nur der Arbeitsname eines
Karla-Mannes an der Sowjetbotschaft in Bern, dessen richtiger Name Grigoriew
lautet. Zu dieser Annahme gelangte ich aus folgendem Grund: Bei einer dieser
Geldsendungen nach Bern unterlief der überweisenden Bank ein Irrtum, und das
Geld traf nicht in Bern ein. Als Karla davon erfuhr, trug er mir auf, sofort
denselben Betrag nochmals und zwar an Grigoriew persönlich zu überweisen,
während die Bank der Sache nachging. Ich führte den Befehl aus und erhielt
später die doppelt bezahlte Summe zurück. Das ist alles, was ich weiß. Otto,
mein Freund, ich flehe dich an, behalte diese vertraulichen Informationen für
dich, sie könnten mein Tod sein.< Womit er verdammt recht hat. Waren sie.«
Enderby warf das Protokoll auf einen Tisch, wo es mit lautem Klatschen landete.
»Kirows Testament und Letzter Wille, könnte man sagen. Das wär's. George?«
    »Ja, Saul?«
    »Wirklich nichts zu trinken?«
    »Danke, ich bin ganz zufrieden.«
    »Ich bin noch immer am
Ausklamüsern, bei mir geht's nicht so schnell. Rechnen wir mal gemeinsam nach.
Im Kopfrechnen sind Sie mir um Längen voraus. Also, Zug um Zug.« Er erinnerte
an Lacon, als er eine weiße Hand hochhielt und die Finger spreizte, an denen er
sodann abzählte.
    »Nummer eins: Die Ostrakowa
schreibt an Wladimir. Ihr Brief rührt alte Geschichten wieder auf. Vermutlich
hat Mikhel ihn abgefangen und gelesen, aber das werden wir nie erfahren. Wir
könnten ihn in den Schwitzkasten nehmen, aber das würde vermutlich nicht nur
nichts nützen, sondern höchstwahrscheinlich in Karlas Taubenschlag Großalarm
auslösen.« Er packte einen zweiten Finger. »Nummer zwei: Wladimir schickt eine
Kopie des Briefes an Otto Leipzig mit der dringenden Bitte, er möge umgehend
seine Freundschaft mit Kirow aufwärmen. Nummer drei: Leipzig braust nach Paris,
besucht die Ostrakowa, läuft seinem lieben alten Kumpel Kirow über den Weg,
lockt ihn nach Hamburg - wohin Kirow schließlich ohne weiteres mitdarf, denn
Leipzig steht bei Karla immer noch als Kirows Agent auf der Liste. Aber jetzt
frage ich mich etwas, George.«
    Smiley wartete.
    »In Hamburg zieht Leipzig seinem
Freund Kirow die Würmer aus der Nase. Ja? Beweis liegt hier in unseren
Schwitzhändchen.
    Aber ich frage mich - wie?«
    Vermochte Smiley wirklich nicht zu
folgen oder lag ihm daran, Enderby noch ein bißchen Kopfarbeit leisten zu
lassen. Jedenfalls zog er es vor, Enderbys Frage als rhetorisch zu betrachten. »Wie erpreßt Leipzig ihn genau?« bohrte Enderby. »Was ist das
Druckmittel? Sex-Fotos? Schön, okay. Karla ist Puritaner, Kirow auch. Aber ich
meine, Herrgott, wir leben nicht mehr in den fünfziger Jahren, wie? Heutzutage
kann jeder sich ein bißchen Fleischeslust erlauben, was?«
    Smiley lieferte keinen Kommentar zu
russischen mores; aber zum Thema Druckmittel äußerte er sich so präzise,
wie Karla es vermutlich getan hätte. »Ihre Ethik ist anders als die unsrige.
Sie duldet keine Dummköpfe. Wir halten uns immer für leichter erpreßbar als
die Russen. Das stimmt nicht. Das stimmt ganz einfach nicht.« Er schien in
diesem Punkt sehr sicher zu sein. Er schien in letzter Zeit reichlich darüber
nachgedacht zu haben: »Kirow war unfähig und indiskret. Allein seiner Indiskretion
wegen hätte Karla ihn vernichtet. Leipzig besaß den Beweis dafür. Vielleicht
erinnern Sie sich, als wir die ersten Recherchen über Kirow anstellten: Damals
hatte Kirow sich betrunken und höchst unklug über Karla ausgepackt. Hat Leipzig
erzählt, Karla habe ihm befohlen, die Legende für eine Agentin aufzubauen.
Damals mißtrauten Sie der Geschichte, aber sie stimmte.«
    Enderby war kein Mann, der
errötete, aber er hatte tatsächlich soviel

Weitere Kostenlose Bücher