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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7)
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Straßenlampen hingen in ihnen wie Lampions.
    »Nummer achtzehn ist fünfhundert
Meter weiter zur Linken«, sagte Toby leise. »Grigoriew und seine Frau bewohnen
das Erdgeschoß.« Er fuhr langsam, benutzte den Nebel als Vorwand für sein
Schneckentempo.
    »Da wohnen sehr reiche Leute,
Eduard«, sang die Frau hinter ihnen. »Alles Ausländer. Viel reicher als wir, da
kannst du Gift drauf nehmen. Schau gut hin, dann siehst du vielleicht einen
Schwarzen! Selbst die Schwarzen sind reich!«
    »Die meisten Leute von hinter dem
eisernen Vorhang wohnen in Muri, nicht in Elfenau«, fuhr Toby fort. »Es ist
eine Kommune. Sie tun alles in Gruppen. Gehn einkaufen in Gruppen, gehn spazieren
in Gruppen, was Sie wollen. Die Grigoriews sind anders. Vor sechs Monaten sind
sie von Muri weggezogen und haben diese Wohnung hier privat gemietet.
Dreitausendfünfhundert im Monat, George, er bezahlt sie persönlich dem
Hausherrn.«
    »Bar?«
    »Monatlich in Hundertern.«
    »Wie wird bei den anderen
Botschaftsleuten die Miete bezahlt?«
    »Über Missionskonto. Nicht bei
Grigoriew. Grigoriew bildet eine Ausnahme.«
    Eine Funkstreife zog langsam wie
ein Schleppkahn an ihnen vorbei; Smiley sah die drei ihnen zugewandten Köpfe.
    »Schau Eduard, Polizei!« rief die
Frau und versuchte, das Kind zum Winken zu veranlassen.
    »Diplomaten bezahlen keine
Steuern«, sagte sie zu dem Kind.
    »Die bezahlt deine Mammi.
Diplomaten können parken, wo sie wollen. So ist das eben.«
    Toby war darauf bedacht, keine
Sprechpause eintreten zu lassen. »Sie glauben, daß die Palästinenser den ganzen
Ort in die Luft sprengen werden. Das war gut für uns, aber auch schlecht,
George. Wenn wir uns ungeschickt anstellen, kann Grigoriew sich immer noch
sagen, daß wir lokale Schutzengel sind. Bei der Polizei hat das nicht die
gleiche Wirkung. Einhundert Meter, George. Schauen Sie nach einem schwarzen
Mercedes im Vorgarten. Das übrige Personal benützt Dienstwagen. Nicht Grigoriew.
Grigoriew fährt seinen eigenen Mercedes.«
    »Wann hat er ihn gekauft?«
    »Vor sechs Monaten, gebraucht. Als
er von Muri wegzog. War ein großer Sprung für ihn, George. So viele Dinge, wie
an einem Geburtstag. Der Wagen, das Haus, Beförderung vom Ersten Sekretär zum
Botschaftsrat.«
    e s   war eine
Stuckvilla in einem weitläufigen Garten, dessen hinterer Teil sich im Nebel
verlor. In einem Erkerfenster bemerkte Smiley schwaches Licht hinter den
Vorhängen. Im Garten war ein Kinderschlitten zu sehen und etwas, das einem
leeren Swimming-pool glich. Auf dem Kiesweg stand ein schwarzer Mercedes mit
Diplomatenschild.
    »Alle Nummern der sowjetischen
Botschaftswagen enden auf 73«, sagte Toby. »Bei den Briten ist's 72. Die
Grigoriewa hat vor zwei Monaten ihren Führerschein gemacht. In der ganzen
Botschaft haben nur zwei Frauen einen Führerschein. Sie ist eine davon, und sie
fährt furchtbar, George. Wirklich entsetzlich.«
    »Wer bewohnt den Rest des Hauses?«
    »Der Eigentümer. Ein Professor an
der Universität Bern, ein Miesling. Vor drei Monaten haben die Vettern sich an
ihn herangemacht und gesagt, sie würden gern ein paar Wanzen im Erdgeschoß
installieren, gegen Bezahlung. Der Professor hat das Geld genommen und sie als
anständiger Bürger bei der Bundespolizei angezeigt. Die Bundespolizei hat's mit
der Angst gekriegt. Die hatten den Vettern versprochen, wegzuschauen, wenn sie
dafür einen Blick aufs Produkt tun könnten. Operation abgeblasen. Die Vettern
hatten anscheinend kein besonderes Interesse an Grigoriew. War eine reine
Routinesache.«
    »Wo sind die Grigoriew-Kinder?«
    »In Genf, in der russischen Schule,
die Woche über im Internat. Kommen Freitagabend nach Hause. Am Wochenende macht
die Familie Ausflüge. Wanderungen, Langlauf, Federball, Pilze suchen. Die
Grigoriewa ist eine Frischluftfanatikerin. Haben auch angefangen, radzufahren«,
fügte Toby mit einem bezeichnenden Blick hinzu.
    »Ist Grigoriew bei diesen
Familienausflügen dabei?«
    »Samstags arbeitet er, George;
sicher nur, um sich zu drücken.« Toby hatte sich eine ganz bestimmte Ansicht
über Grigoriews Ehe gebildet, bemerkte Smiley. Er fragte sich, wie weit darin
die Erfahrungen zum Ausdruck kamen, die Toby in einer seiner eigenen gemacht
hatte.
    Sie hatten die Avenue verlassen und
waren in eine Seitenstraße eingebogen. »Hören Sie, George«, sagte Toby, der
immer noch bei Grigoriews Wochenenden verweilte. »Okay? Die Observanten haben
eine üppige Phantasie. Müssen sie, gehört zu ihrem Job. Da

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