Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krieg im Spiegel (Smiley Bd 4)
Vom Netzwerk:
Zukunft auf seine eigene Art
wachsen, wie das Gras auf einem Grab. Haldane stieg aus und schickte den Wagen
weg, um zu Fuß in den Weg nach South Park Gardens einzubiegen, das gute fünf
Minuten von der Avenue entfernt war: eine Schule, ein Postamt, vier Läden und
die Filiale einer Bank. Er ging gebeugt, an seiner Hand baumelte eine
Aktentasche. Er schritt gemessen über das Pflaster. Hinter den Häusern wurde
der Turm einer modernen Kirche sichtbar, eine Uhr schlug sieben. An der Ecke
ein Lebensmittelgeschäft, neue Fassade, Selbstbedienung. Er schaute auf den
Namen: Smethwick. Im Laden war ein jüngerer Mann in braunem Overall gerade
dabei, eine aus Büchsen errichtete Pyramide zu vollenden. Haldane klopfte an
die Scheibe. Der Mann schüttelte den Kopf und stellte eine weitere Büchse auf
den Turm. Haldane klopfte noch einmal, heftiger. Der Mann kam zur Tür. »Ich
darf Ihnen nichts mehr verkaufen«, rief er durch das Glas, »wozu also das
Geklopfe?« Dann sah er die Aktentasche und fragte: »Oder sind Sie Vertreter?«
Haldane griff in die Brusttasche und hielt etwas gegen die Scheibe - eine Karte
in einer Zellophanhülse, die aussah wie eine Dauerkarte. Der junge Mann starrte
darauf, dann drehte er langsam den Schlüssel. »Ich möchte mit Ihnen privat
sprechen«, sagte Haldane und trat in den Laden.
    »So ein
Ding habe ich noch nie gesehen«, bemerkte der junge Mann zögernd. »Ich nehme
an, daß es in Ordnung ist?«
    »Es ist
ganz in Ordnung. Nachforschung von Amts wegen. Jemand namens Leiser, ein Pole.
Soviel ich weiß, hat er vor ziemlich langer Zeit hier gearbeitet.«
    »Da muß
ich Vater holen«, sagte der junge Mann. »Ich war damals noch ein Kind.«
    »Ich
verstehe«, sagte Haldane in einem Ton, als sei ihm Jugend zuwider.
    Es war
schon fast Mitternacht, als Avery das Gespräch mit Leclerc bekam. Er war
sofort am Apparat. Avery konnte sich genau vorstellen, wie er aufrecht in dem
Eisenbett saß, die Militärdecken stellen, wie er aufrecht in dem Eisenbett saß,
die Militärdecken zurückgeworfen hatte und mit seinem schmalen, hellwachen
Gesicht auf die Neuigkeiten wartete. »Hier ist John«, sagte er vorsichtig.
»Jaja, ich weiß schon, wer Sie sind.« Leclerc schien ärgerlich darüber, daß er
seinen Namen erwähnt hatte.
    »Ich
fürchte, das Geschäft ist geplatzt, sie haben kein Interesse. Negativ. Sie
sollten dem Mann, mit dem ich gesprochen habe, dem kleinen Dicken, sagen, daß
wir die Hilfe seines Freundes hier nicht brauchen werden.«
    »Ich
verstehe. Macht nichts.« Er schien überhaupt kein Interesse zu haben.
    Avery
wußte nicht, was er sagen sollte. Er hatte einfach keine Ahnung. Dabei
wünschte er so sehr, noch länger mit Leclerc zu sprechen. Er hätte so gerne berichtet,
wie verächtlich er von Sutherland behandelt worden, und daß der Paß nicht in
Ordnung gewesen war. »Die Leute hier, die Leute, mit denen ich verhandle, sind
über das ganze Geschäft ziemlich beunruhigt.« Er wartete.
    Er hätte
Leclerc gerne mit seinem Namen angeredet, hatte aber für ihn keinen Namen. Es
war in der Organisation nicht üblich, einander mit Mister anzureden.
    Die
Älteren redeten sich einfach mit ihren Familiennamen an und gebrauchten
gegenüber den Jüngeren deren Vornamen. Es gab keine Regel dafür, wie man seinen
Vorgesetzten anzusprechen hatte. So sagte Avery nur: »Sind Sie noch da?« Und
Leclerc antwortete »Natürlich. Wer ist beunruhigt? Was ist schiefgegangen?«
Avery dachte, ich hätte ihn mit Direktor ansprechen können, aber das hätte
wohl gegen die Sicherheitsvorschriften verstoßen. »Der Vertreter hier, der
Mann, der sich um unsere Interessen kümmert... er hat das ganze Geschäft
durchschaut«, sagte er. »Er hat sich's wohl zusammengereimt.«
    »Sie haben betont, daß es streng
vertraulich ist?«
    »Ja, natürlich.« Wie hätte er nur
die Angelegenheit mit Sutherland erklären können?
    »Gut. Wir können gerade jetzt
keinen Ärger mit dem Auswärtigen Amt brauchen.« Mit veränderter Stimme fuhr
Leclerc fort: »Hier läuft alles ausgezeichnet, John, ausgezeichnet. Wann kommen
Sie zurück?«
    »Ich muß mich um die ... es ist
nicht so leicht, unseren Freund heimzubringen, wie Sie geglaubt haben. Man muß
einen Haufen Formalitäten erledigen.«
    »Wann werden Sie fertig sein?«
    »Morgen.«
    »Ich werde Sie mit dem Wagen in
Heathrow abholen lassen. In den letzten Stunden hat sich hier viel verändert,
viele Fortschritte. Wir brauchen Sie dringend. Und - gut gemacht, John,
wirklich gut

Weitere Kostenlose Bücher