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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krieg im Spiegel (Smiley Bd 4)
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Gras auf dem armseligen Stück
Rasen während seiner kurzen Abwesenheit dicker und höher geworden, als seien
die Betontreppen zum Haupteingang, denen es sogar im Hochsommer gelang, feucht
und schmutzig zu wirken, jetzt sauber und einladend. Ehe er noch das Gebäude
selbst betreten hatte, wußte er, daß ein neuer Geist in die Organisation
Einzug gehalten hatte. Dieser Geist hatte selbst ihre unbedeutendsten Mitglieder
erfaßt. Pine, der zweifellos von dem schwarzen Dienstwagen und dem plötzlichen
Kommen und Gehen geschäftiger Leute beeindruckt war, sah adrett und munter aus.
Ausnahmsweise machte er keine Bemerkung über die letzten Cricketergebnisse. Das
Treppenhaus glänzte von frischem Bohnerwachs. Auf dem Gang begegneten sie
Woodford. Er trug einige Akten, deren Deckel mit dem roten Vermerk >Streng
geheim< versehen waren, und schien in Eile. »Tag, John! Gut gelandet also?
Nette Gesellschaft gehabt?« Er schien sich wirklich über ihre Begegnung zu
freuen. »Ist Sarah jetzt wieder in Ordnung?«
    »Er hat
sich gut gehalten«, sagte Leclerc schnell, »er hatte einen sehr schwierigen
Einsatz.«
    »O ja;
armer Taylor. Wir werden Sie in der neuen Abteilung brauchen. Ihre Frau wird
Sie ein oder zwei Wochen entbehren müssen.«
    »Was hat
er da über Sarah gesagt?« fragte Avery. Plötzlich hatte er Angst. Er eilte den
Gang hinunter. Leclerc rief ihm etwas nach, aber er kümmerte sich nicht darum.
Er betrat sein Zimmer und blieb wie angewurzelt stehen. Auf seinem
Schreibtisch war ein zweites Telefon und an der Wand stand ein Eisenbett wie
das von Leclerc. Neben dem neuen Telefon hing ein Liste mit Telefonnummern, die
für den Alarmfall wichtig waren. Die nachts geltenden Nummern waren rot. An der
Rückseite der Tür hing ein zweifarbiges Plakat mit dem Profil eines
Männerkopfes, über dessen Stirn gedruckt war: >Behalte es hier!< Vor
seinem Mund stand: >Laß es nicht heraus!< Es dauerte einige Sekunden, bis
er verstand, daß dieses Plakat eine Ermahnung war, an die Sicherheit zu denken,
und nicht etwa eine makabre Anspielung auf Taylor. Er nahm den Hörer ab und
wartete. Carol kam mit einer Unterschriftsmappe herein.
    »Wie ist's gegangen?« fragte sie.
»Der Chef scheint zufrieden zu sein.« Sie stand sehr dicht neben ihm.
»Gegangen? Es war kein Film da! Nicht unter den anderen Sachen. Ich trete aus,
bin dazu entschlossen. - Was, zum Teufel, ist mit dem Telefon los?«
    »Wahrscheinlich weiß man nicht,
daß Sie schon zurück sind. Da ist ein Zettel von der Buchhaltung wegen der
Rückvergütung einer Taxifahrt. Sie beanstanden die Rechnung.«
    »Taxifahrt?«
    »Von Ihrer
Wohnung ins Büro. In der Nacht, als Taylor starb. Es ist angeblich zuviel.«
    »Bitte
machen Sie der Zentrale Beine. Die scheinen dort zu schlafen.«
    Sarah hob
selbst ab.
    »Gott sei
Dank, du bist es.«
    Ja, sagte
Avery, er sei vor einer Stunde angekommen. »Sarah, ich hab' es satt. Ich werde
Leclerc sagen -« Aber ehe er zu Ende gesprochen hatte, platzte sie heraus:
»John, um Himmels willen, was hast du nur getan? Wir haben die Polizei hier
gehabt, Detektive. Sie wollten mit dir über eine Leiche sprechen, die am
Londoner Flughafen eingetroffen ist. Irgend jemand, der Malherbe heißt. Sie
sagten, die Leiche sei mit einem falschen Paß aus Finnland geschickt worden.«
Er schloß die Augen. Am liebsten hätte er aufgelegt. Aber obwohl er den Hörer
weit von sich weg hielt, hörte er noch immer ihre Stimme »John... John!«
sagen. »Sie behaupten, er sei dein Bruder. Er ist an dich adressiert, John;
irgendein Londoner Bestattungsinstitut hätte alles für dich erledigen sollen.
John, John, bist du noch da?«
    »Hör zu«,
sagte er, »es ist alles in Ordnung. Ich werde mich jetzt darum kümmern.«
    »Ich habe
ihnen von Taylor erzählt; ich mußte es.«
    »Sarah!«
    »Was hätte
ich denn machen sollen? Sie hielten mich für eine Verbrecherin oder sonst was.
Sie glaubten mir nicht, John! Sie fragten, wie man dich erreichen könne.
Darauf mußte ich ihnen sagen, ich wüßte es nicht. Ich wußte ja nicht einmal, in
welches Land oder mit welchem Flugzeug du geflogen bist. Ich war krank, John,
ich fühlte mich elend, ich hatte diese verfluchte Grippe und vergessen, die
Pillen zu nehmen. Sie kamen mitten in der Nacht, zu zweit, John. Warum sind
sie in der Nacht gekommen?«
    »Was hast
du ihnen gesagt? Verdammt noch mal, Sarah, was hast du ihnen noch erzählt?«
    »Fluch
nicht! Wenn hier jemand das Recht dazu hat, dann bin ich es, und zwar auf dich
und

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