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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krieg im Spiegel (Smiley Bd 4)
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leicht unverschämte Unterstellung, daß er Haldane
ebenbürtig sei.
    Haldane
unterbrach ihn schnell: »Ich meine, in einem weiten Sinn.« Er hustete trocken.
»Schließlich haben diese Leute ja Ihr Land kassiert, oder nicht?« Leiser sagte
nichts. »Was hielten Sie zum Beispiel von Kuba?«
    Haldane
rauchte nicht, aber er hatte an der Bar eine Schachtel von Leisers Zigaretten
gekauft und riß nun mit seinen dünnen Altmännerfingern das Zellophan herunter,
um Leiser über den Tisch hinweg eine anzubieten. Ohne auf eine Antwort zu
warten, setzte er hinzu: »Das Entscheidende in Kuba war, müssen Sie wissen, daß
die Amerikaner Bescheid wußten. Es war eine Frage der Information. Als sie sie
hatten, konnten sie was unternehmen. Allerdings konnten sie drüberfliegen. Das
ist nicht in jedem Fall möglich.« Er lachte kurz. »Man fragt sich, was sie ohne
diese Möglichkeit unternommen hätten.«
    »Ja, das ist richtig.« Leiser
nickte mit dem Kopf wie eine Marionette. Haldane achtete nicht darauf.
»Möglicherweise hätten sie nicht weitergewußt«, meinte Haldane und schlürfte an
seinem Whisky. »Übrigens, sind Sie verheiratet?«
    Leiser
grinste und hielt seine Hand flach mit abgespreiztem Daumen und kleinem Finger
wie ein Flugzeug vor sich, mit dessen Tragflächen er wackelte. »So - so«,
sagte er. Sein Schottenschlips war an seinem Hemd mit einer goldenen Klammer
in der Form einer Reitpeitsche vor einem Pferdekopf befestigt. Sie war sehr
geschmacklos. »Und Sie, Captain?« Haldane schüttelte den Kopf. »Nein«, bemerkte
Leiser gedankenvoll. »Also nicht.«
    »Es gab
auch andere Fälle«, fuhr Haldane fort, »in denen schwerwiegende Fehler gemacht
wurden, weil man entweder nicht die richtigen oder nicht genügend Informationen
hatte. Ich meine, nicht mal wir können überall dauernd Leute haben.«
    »Nein,
bestimmt nicht«, sagte Leiser zuvorkommend. Das Lokal begann sich zu füllen.
»Kennen Sie nicht einen anderen Platz, wo wir uns ungestört unterhalten
können?« erkundigte sich Haldane. »Wir können was essen, ein bißchen über den
alten Verein plaudern. Oder haben Sie eine andere Verabredung?« In den unteren
Gesellschaftsschichten pflegte man ja ziemlich früh zu Abend zu essen. Leiser
warf einen schnellen Blick auf seine Uhr. »Bis acht ist mir alles recht. Sie
sollten was gegen Ihren Husten tun, Sir. Kann gefährlich werden, ein Husten wie
Ihrer.« Die Uhr war aus Gold, mit einem schwarzen Zifferblatt und einem
eigenen Zeiger für die Phasen des Mondes.
    Der
Unterstaatssekretär zeigte deutlich, wie lästig es ihm war, so lange
aufgehalten zu werden. Leclerc sprach jedoch weiter: »Ich glaube, Ihnen berichtet
zu haben, daß man sich im Auswärtigen Amt bei der Ausstellung von Pässen für
Einsatzzwecke recht stur zeigt. Man hat es sich zur Gewohnheit gemacht, in
jedem einzelnen Fall beim Rondell rückzufragen. Wir sind vollkommen ohne
Status, das wissen Sie, nicht? Es fällt mir nicht leicht, mich mit diesen Dingen
unbeliebt zu machen - man hat dort einfach nicht die geringste Vorstellung
davon, wie wir arbeiten. Es wäre zu überlegen, ob es nicht die beste Lösung
darstellte, wenn wir unsere Paßanforderungen über Ihr Sekretariat laufen
ließen. Das würde es überflüssig machen, jedesmal zum Rondell gehen zu müssen.«
    »Was
meinen Sie mit stur?«
    »Wie Sie
sich vielleicht erinnern, hatten wir den armen Taylor unter einem anderen Namen
fahren lassen. Das A. A. erklärte seinen Paß bereits einige Stunden, ehe er
London überhaupt erst verlassen hatte, schon wieder für ungültig. Ich fürchte,
das Rondell hat da einen groben administrativen Schnitzer gemacht. Jedenfalls
wurde der Paß, mit dem die Leiche aus Kopenhagen hier ankam, aus diesem Grund
nicht anerkannt, und wir hatten große Schwierigkeiten. Ich mußte meinen
besten Mann schicken, damit er die Sache ausbügelt.« Eine spontane kleine Lüge.
»Ich bin sicher, daß Control ziemlich leicht von der Notwendigkeit einer
neuen Regelung überzeugt werden könnte, wenn der Minister darauf bestünde.« Der
Unterstaatssekretär deutete mit dem Bleistift auf die zu seinem Sekretariat
führende Tür. »Sagen Sie das da drin. Knobeln Sie was mit ihnen aus. Das klingt
doch wirklich alles sehr dumm. Mit wem haben Sie es im Außenamt immer zu tun?«
    »De
Lisle«, sagte Leclerc befriedigt. »Er sitzt in der Abteilung für Allgemeines. -
Und im Rondell mit Smiley.«
    Der
Unterstaatssekretär notierte das. »Man weiß wirklich nie, mit wem man dort
reden

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