Carre, John le
soll. Die sind so überorganisiert.«
»Dann noch
etwas: es könnte sein, daß ich das Rondell um technische Hilfe werde bitten
müssen. Funkgeräte und dergleichen. Ich schlage vor, in diesem Fall eine
Tarngeschichte zu erzählen. Ich halte das für sicherer. Am besten wäre es, zu
sagen, daß wir ein großangelegtes Trainingsprogramm abwickeln wollen.«
»Tarngeschichte?
- O ja: eine Lüge. Sie erwähnten das schon.«
»Nur eine Vorsichtsmaßnahme,
nichts weiter.«
»Sie müssen tun, was Sie für nötig
halten.«
»Ich habe mir vorgestellt, daß es
auch Ihnen lieber sei, wenn das Rondell nichts weiß. Sie haben selbst gesagt:
keinen monolithischen Apparat. Ich habe nach diesem Grundsatz gehandelt.« Der
Unterstaatssekretär blickte wieder zur Uhr über der Tür. »Er war ziemlich
schlecht gelaunt: ein schwieriger Tag mit dem Jemen. Ich glaube, daß zum Teil
auch die Nachwahl in Woodbridge schuld daran ist. Er regt sich über diese Dinge
am Rande immer sehr auf. Wie steht übrigens Ihre Sache? Sie hat ihm viel Kopfzerbrechen
gemacht, müssen Sie wissen. Was darf er jetzt glauben?« Er machte eine Pause.
»Diese Deutschen jagen mir wirklich Angst ein. Sie sagten, Sie hätten jemand
gefunden, der ausgezeichnet dafür geeignet ist?« Sie traten auf den Korridor
hinaus. »Wir sind an ihm dran. Wir haben ihn schon in Arbeit. Heute abend
werden wir endgültig Bescheid wissen.« Der Unterstaatssekretär rümpfte kaum
sichtbar die Nase, während er seine Hand schon auf die Türklinke des
Minister-Zimmers legte. Er war ein gläubiges Mitglied der Anglikanischen
Hochkirche und verabscheute alles Ungeordnete.
»Was treibt einen Menschen,
derartige Aufträge zu übernehmen? - Nicht Sie, ihn meine ich.« Leclerc
schüttelte schweigend den Kopf, als sei er völlig der gleichen Meinung. »Der
Himmel mag's wissen. Das ist etwas, was nicht einmal wir verstehen.«
»Was für ein Mensch ist er? Aus
welcher Schicht? - Nur allgemein, was Sie schätzen.«
»Intelligent.
Autodidakt. Polnischer Herkunft.«
»Ach so.
Ich verstehe.« Er schien erleichtert. »Wir werden es glimpflich machen, nicht
wahr? Malen Sie es nicht zu schwarz. Er verabscheut jedes Drama.
Schließlich
kann jeder Narr sehen, was die Gefahren sind.«
Sie gingen
hinein. Haldane und Leiser nahmen an einem Ecktisch Platz, wie zwei Verliebte
in einem Espresso. Es war eines dieser Restaurants, die leere Chiantiflaschen
für die Atmosphäre und nicht viel mehr für ihre Gäste bieten. Schon morgen oder
übermorgen würde es wieder verschwunden sein, ohne daß es irgend jemandem
besonders auffiele, aber solange es da war - neu und voller Hoffnung -, war es
gar nicht so schlecht. Leiser hatte ein Steak bestellt, wahrscheinlich eine
Gewohnheit, und er saß steif mit an den Körper gepreßten Armen, während er aß.
Haldane gab sich zunächst den Anschein, als habe er den Zweck seines Besuches
vergessen. Er erzählte vage vom Krieg und von der Organisation, von Einsätzen,
die er bis zu diesem Nachmittag, an dem er seine Erinnerung aus den Akten
wieder auffrischte, schon fast gänzlich aus dem Gedächtnis verloren hatte. Er
sprach - da dies ohne Zweifel wünschenswert schien - hauptsächlich von jenen
Männern, die am Leben geblieben waren.
Er kam auf
Übungen zu sprechen, an denen Leiser teilgenommen hatte. War er überhaupt noch
so an der Funkerei interessiert? Nun ja, eigentlich nicht. Wie stand es mit der
Selbstverteidigung, unbewaffnetem Nahkampf? Dazu hatte eigentlich die
Gelegenheit gefehlt.
»Sie haben
ja im Krieg einige ziemlich harte Augenblicke erlebt, soviel ich mich
erinnere«, sagte Haldane schnell. »Gab's da nicht in Holland Schwierigkeiten?«
Sie waren wieder bei Selbstgefälligkeiten
und den Erinnerungen an die alten Zeiten gelandet. Ein steifes Nicken. »Ich
hatte vorübergehend Schwierigkeiten«, gab Leiser zu. »Ich war ja auch jünger,
damals.«
»Was ist
denn wirklich passiert?« Leiser sah Haldane an, blinzelnd, als hätte der andere
ihn aufgeweckt, dann begann er zu sprechen. Es war eines dieser
Kriegserlebnisse, die seit Kriegsausbruch in verschiedenen Variationen immer
wieder erzählt worden sind, und es paßte so wenig zu dem sauberen kleinen Lokal
wie Hunger und Armut, wobei es noch an Glaubwürdigkeit dadurch einbüßte, daß es
berichtet wurde. Leiser erzählte, als habe auch er die Geschichte nur gehört,
etwa wie einen Kampf, den er in einer Radioübertragung miterlebt hatte. Er war
gefangengenommen worden, er war geflohen, er hatte
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