Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2)
war.
Smiley
wartete, während Rigby mit London telefonierte. Fast mechanisch beschrieb
Rigby alles, was er getan wissen wollte: das Paket und sein Inhalt waren zu
beschlagnahmen und Vorkehrungen zu treffen, sie sofort einer
gerichtsmedizinischen Untersuchung zu unterziehen; die Oberflächen waren nach
Fingerabdrücken zu untersuchen. Er werde selbst mit einigen Proben der
Handschrift eines Jungen und einer Examensarbeit nach London kommen; er werde
das Gutachten eines Handschriftexperten einholen. Nein, er werde mit der Bahn,
mit dem Zug 4 Uhr 25 ab Carne ankommen, der in Waterloo um 8 Uhr 05 eintrifft.
Könne man ihn mit dem Wagen vom Bahnhof abholen lassen? Stille trat ein, und
dann sagte Rigby verdrossen: »Schon gut, dann nehme ich mir so ein verfluchtes
Taxi«, und legte ziemlich jäh auf. Er sah Smiley einen Moment ärgerlich an,
grinste dann, zupfte sich am Ohr und sagte:
»Verzeihung,
Sir, ich werde schon ein bißchen verdrossen.« Er deutete mit dem Kopf auf die
entfernte Wand und fügte hinzu: »Kämpfe an zu vielen Fronten, nehme ich an.
Ich werde den Chef über das Paket in Kenntnis setzen müssen, aber er ist im
Augenblick auf der Jagd - nur Tauben, mit ein paar Freunden, er wird nicht lange
weg sein -, aber ich habe Ihre Anwesenheit in Carne tatsächlich noch nicht
erwähnt, und wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich...«
»Selbstverständlich«,
unterbrach ihn Smiley schnell. »Ist ja viel einfacher, wenn Sie mich heraushalten.«
»Ich werde
ihm sagen, daß es nur eine Routineerkundigung war. Wir werden Miss Brimley
später erwähnen müssen... Aber es hat keinen Sinn, die Dinge noch schlimmer zu
machen, wie?«
»Nein.«
»Ich muß
Janie freilassen, glaube ich... Sie hatte doch recht, nicht wahr? Silberflügel
im Mondschein.«
»Ich würde
- nein, ich würde sie nicht freilassen, Rigby«, sagte Smiley mit ungewohnter
Heftigkeit. »Behalten Sie sie so lange, wie Sie nur können, in Haft. Keine
weiteren Unfälle, um Himmels willen! Wir haben genug davon gehabt.«
»Dann
glauben Sie also nicht, daß Perkins' Tod ein Unfall war?«
»Lieber
Himmel, nein«, rief Smiley plötzlich, »und Sie auch nicht, oder?«
»Ich habe
einen Beamten darauf angesetzt«, erwiderte Rigby kühl. »Ich kann den Fall
nicht selbst übernehmen. Ich werde beim Mordfall Rode benötigt. Der Chef wird
jetzt Scotland Yard hinzuziehen müssen, und die Hölle wird los sein, kann ich
Ihnen sagen. Er dachte, es sei alles so gut wie vorüber.«
»Und in
der Zwischenzeit?«
»In der
Zwischenzeit werde ich mein Bestes tun, um herauszufinden, wer Stella Rode
ermordet hat.«
»Wenn
man«, sagte Smiley langsam, »auf diesem Regenmantel Fingerabdrücke findet, was
ich bezweifle, wird man irgendwelche... hier greifbar haben, um sie damit zu
vergleichen?«
»Wir haben
natürlich Rodes und Janies.«
»Aber
nicht Fieldings?« Rigby zögerte.
»Tatsächlich
haben wir welche«, sagte er endlich. »Aus lange zurückliegender Zeit. Das hat
aber nichts mit dieser Art von Verbrechen zu tun.«
»Es war
während des Krieges«, sagte Smiley. »Sein Bruder erzählte es mir. Oben im
Norden. Es wurde vertuscht, nicht wahr?«
Rigby
nickte. »Soviel ich gehört habe, wußten es nur die D'Arcys, und natürlich der
Direktor. Es geschah in den Ferien - irgendein Junge aus der Air Force. Der
Chef war sehr hilfsbereit...«
Smiley
schüttelte Rigby die Hand und ging das vertraute mit Weichholz getäfelte
Treppenhaus hinunter. Er bemerkte wieder den unbestimmten Institutsgeruch von
Bohnerwachs und Karbolseife, ähnlich dem Geruch in Fieldings Haus.
Langsam
ging er zum »Sawley Arms« zurück. An der Stelle jedoch, wo er sich nach links
zu seinem Hotel hätte wenden müssen, zögerte er und schien sich anders zu
entschließen. Dann überquerte er bedächtig, fast widerstrebend, die Straße zum
Abteiplatz und ging um die Südecke herum auf Fieldings Haus zu. Er sah
beunruhigt aus, fast erschrocken.
SINN FÜR MUSIK
Miss
Truebody öffnete die Tür. Ihre Augenlider waren gerötet, als ob sie geweint
hätte.
»Könnte
ich vielleicht Mr. Fielding sprechen? Um mich zu verabschieden.«
Sie
zögerte. »Mr. Fielding ist ganz außer sich. Ich bezweifle, daß er irgend
jemanden empfangen möchte.«
Er folgte
ihr durch die Halle und sah zu, wie sie zur Tür des Studierzimmers ging. Sie
klopfte, neigte den Kopf, drückte dann sacht die Türklinke und trat ein. Es dauerte
lange, bis sie zurückkam.
»Er wird
gleich herauskommen«, sagte sie,
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