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Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2)

Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2)

Titel: Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Smileys Brief denken: »Wer sie auch getötet hat, muß mit
Blut             bedeckt gewesen sein.« Ja, und wer
sie getötet hatte, trug ein Kunststoffcape mit einer Kapuze, Gummiüberschuhe
und jene alten Lederhandschuhe mit den rostbraunen Flecken. Wer Stella Rode
getötet hatte, war nicht aufs Geratewohl in der Nacht auf sie losgegangen,
sondern hatte lange im voraus geplant, hatte gewartet. Ja, dachte Miss Brimley,
hatte auf die langen Nächte gewartet.
    Das
Mädchen sprach wieder: »Ich fürchte, es ist wirklich nicht dabei.«
    »Nein, meine
Liebe«, antwortete Miss Brimley. »Das sehe ich. Danke. Sie waren sehr nett.«
Ihre Stimme schwankte einen Moment, dann bekam sie es fertig zu sagen: »Ich
finde, meine Liebe, Sie sollten das Paket genauso lassen, wie es jetzt ist, die
Verpackung und alles darin. Etwas Schreckliches ist passiert, und die Polizei
wird... davon wissen und das Paket sehen wollen... Sie müssen mir vertrauen,
meine Liebe - die Dinge sind nicht ganz das, was sie zu sein scheinen...« Und
auf irgendeine Weise entfloh sie in die tröstliche Freiheit von York Gardens
und zum großäugigen Wunder seiner Kinder.
     
    Sie ging
zu einer Telefonzelle. Sie bekam Verbindung mit dem »Sawley Arms« und fragte
einen sehr gelangweilten Empfangschef nach Mr. Smiley. Völlige Stille senkte
sich auf die Verbindung, bis das Fernamt sie aufforderte, nochmals drei
Shilling und Sixpence einzuwerfen. Miss Brimley antwortete scharf, daß alles,
was sie bisher für ihr Geld bekommen habe, ein Dreiminutenvakuum gewesen sei;
darauf folgte das unmißverständliche Geräusch der an ihren Zähnen lutschenden
Telefonistin und dann, ganz plötzlich, kam George Smileys Stimme.
    »George,
hier ist Brim. Ein Kunststoffregenmantel, ein Cape, Gummiüberschuhe und
Lederhandschuhe, die blutbefleckt aussehen. Auch Flecken auf einem Teil der
Verpackung allem Anschein nach.«
    Eine
Pause.
    »Etwas
Handschriftliches auf der Außenseite des Pakets?«
    »Nichts.
Die Wohltätigkeitsorganisation verteilt vorgedruckte Zettel.«
    »Wo ist
das Zeug jetzt? Hast du's?«
    »Nein. Ich
habe dem Mädchen gesagt, alles genauso zu lassen, wie es ist. Das wird für ein,
zwei Stunden in Ordnung gehen... George, bist du noch da?«
    »Ja.«
    »Wer hat
es getan? War es der Ehemann?«
    »Ich weiß
es nicht. Ich weiß es einfach nicht.«
    »Soll ich
irgend etwas tun - wegen der Kleider, meine ich? Sparrow anrufen oder irgend
etwas?«
    »Nein. Ich
werde sofort mit Rigby sprechen. Adieu, Brim. Danke für den Anruf.«
     
    Sie legte
den Hörer auf. Er hörte sich seltsam an, fand sie. Er schien manchmal ganz
geistesabwesend. Als wenn er abgeschaltet hätte. Sie ging in nordwestlicher
Richtung zum Themsekai. Es war lange nach zehn - das erstemal, daß sie spät
dran war. Das war weiß Gott wie lange nicht mehr vorgekommen. Sie sollte sich
ein Taxi nehmen. Da sie jedoch eine sparsame Frau war, fuhr sie mit dem Bus.
    Ailsa
Brimley glaubte nicht an Notfälle, denn sie erfreute sich einer bei Männern
ungewöhnlichen und bei Frauen noch selteneren geistigen Disziplin. Je größer
der Notfall, desto größer ihre Ruhe. John Landsbury hatte darüber bemerkt: »Du
widersetzt dich dem Dramatischen, Brim; du hast die seltene Gabe, das zu
verachten, was dringend ist. Ich kenne ein Dutzend Leute, die dir fünftausend
jährlich dafür zahlen würden, daß du ihnen täglich sagst, daß das, was wichtig
ist, selten auch dringend ist. Das Dringende ist gleich dem Vergänglichen, und
das Vergängliche ist gleich dem Unwichtigen.«
    Sie stieg
aus dem Bus und warf den Fahrschein sorgsam in den Abfallkorb. Als sie in dem
warmen Sonnenlicht der Straße stand, gewahrte sie die Plakate, die die erste
Ausgabe der Abendblätter anzeigten. Wäre die Sonne nicht gewesen, hätte sie
vielleicht gar nicht hingesehen; aber die Sonne blendete sie und ließ sie nach
unten blicken. Und so sah sie es, las sie im fetten Schwarz des feuchten
Zeitungsdrucks, in der vorgefaßten Hysterie der Fleet-Street: »Nächtliche Suche
nach verschwundenem Carne-Schüler.«
     
    DER WEG ZU FIELDING
     
    Smiley
legte den Hörer hin und ging rasch am Empfangstisch vorbei zum Ausgang. Er
mußte Rigby sofort sprechen.
    Als er
eben das Hotel verließ, hörte er jemanden seinen Namen rufen. Er drehte sich um
und sah seinen alten Feind, den Nachtportier, der dem Tageslicht trotzte und
ihm mit seiner grauen Hand wie Charon zuwinkte.
    »Die von
der Polizeistation haben Sie schon gesucht«, bemerkte er mit

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