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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schatten von gestern (Smiley Bd 1)
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Schülerschaft und habe an einem halben
Feiertag genügend Unterricht genossen, um eine ganze Diözese leiten zu können.
Aber indem ich das Gesicht des Bischofs betrachtete und mir vorstellte, daß es
sich unter meinem Blick mit einem dicken Fell überzog, behielt ich meine
Überlegenheit. Von diesem Tag an sind meine Fähigkeiten in dieser Beziehung
noch gewachsen. Ich konnte ihn in einen Affen verwandeln, ihn in das
Schiebefenster einklemmen, ihn nackt in eine Versammlung der Freimaurer
schicken, ihn dazu verdammen, wie die Schlange auf dem Bauch zu kriechen . . .«
    »Du
boshafter verliebter Frosch.«
    So war es
einst gewesen. Aber bei seinen letzten Gesprächen mit Maston hatte ihn die
Fähigkeit, sich von der Situation zu lösen, verlassen. Er war jetzt zu stark
beteiligt. Als Maston die ersten Züge gemacht hatte, war Smiley zu abgespannt
und angeekelt gewesen, um sich zu wehren. Er nahm an, daß Elsa Fennan ihren
Mann umgebracht und dazu irgendeinen Grund gehabt hatte, aber es interessierte
ihn einfach nicht mehr. Das Problem existierte für ihn nicht länger: Verdacht,
Erfahrungen, Beobachtungen, gesunder Menschenverstand - alles das stand für
Maston mit den Tatsachen in keinem organischen Zusammenhang. Papier war eine
Tatsache, Minister waren Tatsachen und Innenminister harte Tatsachen. Das
Departement gab sich nicht weiter mit den vagen Eindrücken eines einzelnen
Beamten ab, wenn sie mit der Politik in Widerstreit gerieten.
    Smiley war
erschöpft, tief und schwer. Er fuhr langsam nach Hause. Vielleicht sollte er
heute auswärts essen. Irgend etwas ganz Besonderes. Es war jetzt erst Mittag.
Er beschloß, den Nachmittag damit zu verbringen, Olearius auf seiner
Hanseatenreise quer durch das russische Reich zu folgen. Und dann Dinner bei
Quaglino mit einem einsamen Toast für den erfolgreichen Mörder, vielleicht für
Elsa, in Dankbarkeit dafür, daß er zugleich mit dem Leben Sam Fennans auch die
Karriere George Smileys beendet hatte.
    Er
erinnerte sich daran, in der Sloane Street seine Wäsche abzuholen, bog endlich
in die Bywater Street ein und fand, drei Häuser von seinem eigenen entfernt,
einen Parkplatz. Er kletterte mit dem braunen Wäschepaket in der Hand heraus,
sperrte seinen Wagen sorgfältig ab, ging aus alter Gewohnheit um ihn herum und versuchte
alle Türgriffe. Es regnete noch immer ein wenig. Er ärgerte sich darüber, daß
schon wieder jemand vor seinem Haus geparkt hatte. Gut, daß Mrs. Chapel das
Fenster seines Schlafzimmers geschlossen hatte, sonst hätte der Regen . . .
    Plötzlich
war er hellwach. Im Wohnzimmer hatte sich etwas bewegt. Ein Licht, ein
Schatten, eine menschliche Gestalt? Es war irgend etwas, dessen war er sicher.
War es Wahrnehmung oder Instinkt? War es eine latente Fähigkeit seines Berufes,
die ihn warnte? Irgendein feiner Sinn oder Nerv, eine verborgene
Reaktionsbereitschaft, die ihn alarmierte und der er nachgab?
    Ohne auch
nur einen Augenblick zu überlegen, ließ er die Schlüssel wieder in den Mantel
gleiten, ging die Treppe zu seiner Haustür hinauf und läutete.
    Es klang
schrill durch das Haus. Dann trat Stille ein, und endlich drang deutlich das
Geräusch von Tritten, die sich der Tür näherten, an Smileys Ohr. Sie klangen
fest und sicher. Ein Rasseln der Kette, ein Klirren des Ingersoll-Schlosses,
und die Tür wurde schnell und gewandt geöffnet.
    Smiley
hatte ihn vorher noch nie gesehen. Groß, blond, hübsch, etwa fünfunddreißig.
Ein hellgrauer Anzug, weißes Hemd und graue Krawatte - babille en
diplomate. Deutscher oder Schwede. Seine linke Hand blieb nonchalant
in der Tasche seines Sakkos. Smiley sah ihn entschuldigend an.
    »Ist Mr.
Smiley zu Hause, bitte?«
    Die Tür
war jetzt ganz offen. Eine kleine Pause entstand.
    »Ja,
wollen Sie nicht hereinkommen?«
    Den
Bruchteil einer Sekunde lang zögerte er. »Danke, nein. Wollen Sie ihm bitte das
hier geben?« Er übergab ihm das Wäschepaket und ging wieder die Stufen hinunter
und zu seinem Wagen. Er wußte, daß er noch immer beobachtet wurde, ließ den Motor
an, wendete und fuhr zum Sloane Square, ohne sich noch einmal in der Richtung nach
seinem Haus umzudrehen. In der Sloane Street fand er einen Parkplatz und
schrieb sich schnell sieben mehrstellige Zahlen auf. Es waren die Nummern der
sieben Wagen, die in Bywater Street standen.
    Was sollte
er tun? Einen Schutzmann anhalten? Wer auch immer es gewesen war,
wahrscheinlich war er schon davon. Übrigens gab es auch noch andere
Überlegungen. Er schloß

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