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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schatten von gestern (Smiley Bd 1)
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hinter einer wirklich großen Sache her waren, dann
vielleicht schon.«
    »Das heißt,
wenn es sich um einen Agenten in besonders hoher Stellung gehandelt hätte?«
    »Ja, so
ungefähr.«
    »Und wenn
wir annehmen, daß sie so einen Agenten hatten, einen Maclean oder Fuchs, dann
wäre es verständlich, daß sie hier unter dem Deckmantel von Handelsbeziehungen
einen Stützpunkt aufgemacht hätten, der keine andere Funktion hatte, als dem
Agenten behilflich zu sein?«
    »Ja, das
kann man sich vorstellen. Aber es ist schon etwas stark, George. Du
unterstellst, daß der Agent von außerhalb dirigiert ist, von einem Kurier
bedient wird und der Kurier seinerseits durch die Mission, die auch
gleichzeitig der persönliche Schutzengel des Agenten ist. Das müßte schon ein
Agent von Format sein.«
    »Das ist
zwar nicht genau das, was ich sagen will, aber ziemlich nah dran. Und ich gebe
zu, daß das System einen Agenten von größter Wichtigkeit voraussetzt. Vergessen
Sie nicht, daß Blondie nur nach seiner eigenen Aussage von draußen gekommen
ist.«
    Jetzt
mischte sich Mendel ein: »Dieser Agent, hätte der direkten Kontakt mit der
Mission?«
    »Nein,
nein, um Gottes willen«, sagte Guillam. »Aber er hätte für den Notfall
wahrscheinlich irgendeine Möglichkeit, sich mit ihr in Verbindung zu setzen -
einen Telefoncode oder etwas Ähnliches.« '
    »Wie
funktioniert so etwas?« fragte Mendel.
    »Das ist
verschieden. Vielleicht der Trick mit der falschen Nummer. Man wählt die Nummer
in einem Automaten und verlangt, mit George Brown zu sprechen, und bekommt die
Antwort, daß es dort keinen George Brown gibt. Man entschuldigt sich und hängt
auf. Zeit und Treffpunkt sind vorher vereinbart. Das Notsignal ist in dem Namen
enthalten, um den man fragt. Es wird jemand dort sein.«
    »Welche
anderen Aufgaben hätte die Mission noch?« erkundigte sich Smiley.
    »Schwer zu
sagen. Vielleicht die Bezahlung. Einrichtung einer Stelle, wo die Berichte
abgegeben werden können. Alle diese Arrangements würde natürlich der Überwacher
für den Agenten machen und ihm das Notwendige durch den Kurier mitteilen. Sie
arbeiten zum Großteil nach dem russischen System, wie ich schon gesagt habe.
Auch die kleinsten Details werden von der Kontrolle festgelegt. Die Leute, die
im Einsatz stehen, bekommen wenig freie Hand.«
    Wieder
trat Stille ein. Smiley sah zuerst Guillam, dann Mendel an, blinzelte und sagte
schließlich: »Im Januar und Februar ist Blondie nicht zu Scarr gekommen, ist
das richtig?
    »Ja,
diesmal war es das erste Mal«, antwortete Mendel.
    »Fennan
ist im Januar und Februar immer auf Skiurlaub gefahren. Dieses Jahr ist er zum
erstenmal seit vier Jahren hier geblieben.«
     
    »Ob ich
nicht doch Maston besuchen sollte«, meinte Smiley.
    Guillam
streckte sich genießerisch und lächelte: »Sie können es ja immerhin versuchen.
Es wird ihm ein Erlebnis sein zu hören, daß Sie eins über den Schädel bekommen
haben. Ich habe so eine Vorahnung, daß er glauben wird, Battersea liegt an der
Küste, und er wird sich weiter um nichts kümmern. Sagen Sie ihm, daß man Sie
überfallen hat, wie Sie in irgendeinem privaten Hof herumgegangen sind - er
wird verstehen. Erzählen Sie ihm auch was von dem Angreifer, George. Sie haben
ihn nicht gesehen, wohlgemerkt, und Sie kennen seinen Namen nicht, aber er ist
ein Kurier des Ostdeutschen Spionagedienstes. Maston wird Sie decken, das tut
er immer. Besonders, wenn er dem Minister Bericht erstatten muß.«
    Smiley sah
Guillam an und schwieg. »Auch nach dem Hieb auf den Kopf«, fügte Guillam hinzu,
»er wird verstehen.«
    »Aber,
Peter . . .«
    »Ich weiß
schon, George, ich weiß schon.«

»Also gut,
dann will ich Ihnen etwas anderes sagen. Blondie hat den Wagen immer am ersten
Dienstag in jedem Monat geholt.«
    »So?«
    »Das waren
die Abende, an denen Elsa Fennan nach Weybridge ins Theater gegangen ist.
Fennan hat an Dienstagen immer bis spät gearbeitet, hat sie gesagt. «
    Guillam
stand auf. »Also, ich werde ein bißchen herumstöbern, George. Wiedersehen,
Mendel, ich rufe Sie wahrscheinlich heute abend an. Ich weiß zwar gar nicht,
was wir im Augenblick tun könnten, aber es wäre fein, wenn wir es wüßten, nicht
wahr?« Er war schon bei der Tür. »Übrigens, wo sind die Sachen, die Fennan bei
sich hatte, Brieftasche, Notizbuch und so weiter? Sachen, die an der Leiche
gefunden wurden?«
    »Wahrscheinlich
noch auf der Polizeistation«, meinte Mendel. »Bis nach der

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