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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schatten von gestern (Smiley Bd 1)
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Schlüssel zu gebrauchen, dieses Sinnes, der ihn
allerdings nicht gewarnt hatte, als hinter ihm in der Nacht ein Mörder mit
einem Bleirohr stand.
    Die
Vernehmung war inoffiziell gewesen, das war richtig. Der Spaziergang im Park
erinnerte ihn mehr an Oxford als an Whitehall. Der Spaziergang im Park, das Café
in Millbank. Ja, es war auch in dem ganzen Verfahren ein Unterschied gegen
sonst, aber worauf lief das schon hinaus? Ein Beamter des Außenamtes geht im
Park spazieren und spricht ernst mit einem kleinen unbekannten Mann . . . Außer
natürlich, der kleine Mann war nicht so unbekannt.
    Smiley
nahm eine Broschüre zur Hand und begann auf dem Vorsatzblatt zu schreiben:
     
    »Nehmen
wir an - was in keiner Weise bewiesen ist -, daß der Mörder Fennans und der
Mann, der Smiley zu ermorden versuchte, identisch sind. Welche Umstände
verknüpften Smiley mit Fennan vor dessen
Tod?
     
    1. Vor der
Vernehmung am Montag, dem 2. Januar, habe ich Fennan noch nie gesehen. Ich
habe im Department sein Dossier gelesen und gewisse Vorerhebungen gemacht.
    2. Am 2.
Januar fuhr ich mit einem Taxi allein zum Außenministerium. Das A. M. arrangierte
die Einvernahme, wußte aber nicht, ich wiederhole, wußte nicht im voraus, wer
sie durchführen würde. Fennan hatte deshalb vorher keine Kenntnis von meiner
Identität, ebenso niemand außerhalb des Department.
    3. Die
Unterredung zerfiel in zwei Teile: den ersten im A. M., bei dem Leute durch
das Büro gingen und uns in keiner Weise beachteten, und den zweiten draußen, wo
uns jeder beliebige beobachten konnte.«
     
    Was war daraus zu schließen? Nichts, außer . . .
    Ja, das
war der einzig mögliche Schluß: . . . außer, daß derjenige, der sie beisammen
sah, nicht nur Fennan, sondern auch Smiley kannte und auf ihr Zusammensein auf
das heftigste reagierte.
    Warum? In
welcher Weise war Smiley gefährlich? Auf einmal gingen seine Augen ganz weit
auf. Natürlich in einer Weise, nur auf diese Weise - als Beamter des
Sicherheitsdienstes.
    Er legte
seinen Bleistift hin.
    Derjenige
also, der Sam Fennan getötet hatte, war aufs äußerste daran interessiert, daß
Fennan nicht mit einem vom Sicherheitsdienst sprechen sollte. Vielleicht jemand
im Außenamt? Aber besonders jemand, der auch Smiley kannte. Vielleicht jemand,
der Fennan in Oxford gekannt hatte, als Kommunisten gekannt hatte. Einer, der
sich davor fürchtete, bloßgestellt zu werden, der dachte, Fennan würde reden,
vielleicht schon geredet haben? Und wenn er geredet hatte, dann mußte Smiley
natürlich beseitigt werden - und zwar schnell, bevor er seinen Bericht abliefern
konnte.
    Das würde
den Mord an Fennan und den Anschlag auf Smiley erklären. Das gab der Sache
einen gewissen Sinn, aber auch nicht sehr viel. Er baute sein Kartenhaus so
hoch es ging und hatte noch immer Karten in der Hand. Was war mit Elsa, ihren
Lügen, wie war sie hineinverwickelt, warum hatte sie Angst? Der Wagen, der
Anruf um halb neun? Wie war das mit dem anonymen Brief? Wenn der Mörder Angst
vor einem Kontakt zwischen Smiley und Fennan hatte, dann hätte er doch wohl kaum
die Aufmerksamkeit auf Fennan gelenkt, indem er ihn denunzierte. Also wer?
Wer?
    Er legte
sich zurück und schloß die Augen. In seinem Kopf tobte es schon wieder.
Vielleicht konnte Peter Guillam helfen. Er war die einzige Hoffnung. Alles
begann sich um ihn zu drehen, und er hatte wieder fürchterliche Schmerzen.
     
    Es wird aufgeräumt
     
    Mendel führte Peter Guillain in das Krankenzimmer und
grinste breit. »Hab' ihn«, sagte er.
    Das
Gespräch war anfangs peinlich. Etwas gespannt, wenigstens für Guillam, mit
Rücksicht auf Smileys plötzlichen Austritt und die ungehörige Tatsache, daß
man sich in einem Krankenzimmer traf. Smiley trug eine blaue Bettjacke, sein
Haar war borstig und unordentlich, wegen des Verbandes, und er hatte noch
immer die Spur einer heftigen Quetschung an seiner linken Schläfe.
    Nach einer
ziemlich unangenehmen Pause sagte Smiley: »Hören Sie, Peter, Mendel hat Ihnen
gesagt, was mir passiert ist. Sie sind der Fachmann - was wissen wir über die
Ostdeutsche Stahl-Mission?«
    »Rein wie
frischgefallener Schnee, außer daß sie so plötzlich verschwunden ist. Nur drei
Leute und ein Aufpasser dabei. Sie haben irgendwo in Hampstead ihre Zelte
aufgeschlagen. Niemand hat anfangs recht gewußt, warum sie gekommen sind, aber
in den letzten vier Jahren haben sie recht anständig gearbeitet.«
    »Was waren
ihre Beziehungen?«
    »Das weiß
Gott. Ich glaube, wie

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