Carries ruhmreichen Tage
blond, schlichtweg getönt. Aber ungeachtet ihres Alters, hält sie sich, dem Sportstudio zugetan, in Form. Sie trägt Schmuck, sogar im Haus. Man sieht, daß sie diesem ebenfalls sehr zugetan ist. Sie ist nicht erbost, sieht aber zu ihren Söhnen, um festzustellen, wem sie diesen Unfug zu verdanken hat.
Am Ende des Tisches, das Familienoberhaupt der Fortuny. Ein Herr, der in seinem Morgenmantel wie ein Playboy wirkt. Mit riesigen Koteletten, jedoch so akkurat, als wären sie mit dem Laser rasiert. Von weitem weiß man schon wie gut er riecht, denn er sieht aus, wie frisch gebadet. Er ist genauso versteinert und lediglich sein Blick offenbart, daß dem nicht so ist. Er ist auf keinen Fall erbost. Die Situation scheint ihm zu gefallen, denn er lächelt unverzüglich:
» Komm herein Liebste. Nimm Platz « , sagt er.
...Wenn er das sagt....
» Entschuldigung, mit Verlaub « , fügt Carrie hinzu während sie ihren Platz am Tisch einnimmt. Jetzt legt sie die Hände in ihren Schoß und sieht niemanden direkt an.
» Das sieht nach einer grauenvollen Nacht aus « , lacht Cid.
Carrie zuckt mit den Schultern.
» Diese Kinder bringen mich noch ins Grab « , sagt die Mutter. » Sie sind wundervoll « , erklärt sie, » aber ich bin auf solche Dinge einfach nicht vorbereitet. «
» Oh Liebling. Das Unsrige hat viel mehr Aufsehen erregt « , sagt das Familienoberhaupt.
» Nun ja, ich sage das doch nicht wegen des Mädchens « , erläutert die Dame des Hauses » Fühl’ dich bitte nicht schlecht, Kindchen « , tröstet sie sie.
» Nein, nein.... Schlecht ist nicht das richtige Wort « , äußert Carrie. Es ist schlechter. Das richtige Wort ist schlechter als schlecht.
» Nein, wir wollen doch nichts durcheinander bringen « , sagt Alain. » Wir sind letzte Nacht ausgegangen, um ein paar Drinks zu nehmen aber Carrie sind diese nicht gut bekommen. Ich nehme an, sie hat sich direkt hingelegt, ohne das Abendkleid abzulegen. «
» Ja, genau « , sagt das Familienoberhaupt » Das klingt plausibel. «
» Kurz gesagt, haben wir alle eine grauenvolle Nacht « , sagt Cid, » vor Allem, wenn wir bis spät in die Nacht arbeiten, nicht wahr meine Liebe? «
» Ja, so ist es. «
» Also Carrie « , sagt Alain. » Ich möchte dir meinen Bruder Cid vorstellen. Das ist Estella, seine Verlobte. Meine Mamá... mein Papá..... «
» Sehr erfreut « , sagt Carrie. Von der anderen Seite ist nichts zu hören.
» Wir feiern gerade Papas erfolgreiche Chemo « , erklärt Cid mit Abscheu.
» Ja ich bin um Haaresbreite entkommen « , sagt sein Vater. » Ich habe Krebs « , erläutert er, was nicht vonnöten ist.
» Oh das freut mich sehr « , sagt Carrie. Danach stammelt sie etwas, was man unmöglich verstehen kann. Sie möchte es besser formulieren: » Ich meine, ich wollte damit nicht sagen, daß ich mich freue, daß sie Krebs haben, sondern, daß sie dem ganzen Geschehen lebend entgangen sind. «
» Wir sind sehr dankbar Kindchen « , sagt die Mutter.
» Prüfungen, auf Leben und Tod, die einem das Leben stellt. Es stellt dir ein Bein und du mußt clever genug sein, nicht zu stolpern « , sagt dieser Herr. » Anwältin sagst du? Möglicherweise kannst du mir bei ein paar Angelegenheiten behilflich sein. «
» Oh, ich bin zur Zeit sehr beschäftigt « , weist Carrie ihn zurück. Sie handelt resolut. Sie hat das bereits zuvor, in anderen brenzligen Situationen so gemacht und es hat funktioniert. Diesmal sind ihr die Hilfsmittel wohl aus den Händen geglitten. Nach dieser Beleidigung, die der Hausherr nicht begreifen kann, herrscht am Tisch totenstille. Er weiß nicht, wie es sich anfühlt abgewiesen zu werden. » Ich meinte, daß....daß sie sich bitte in der Schlange anstellen. «
– Ups.... –
Es kommen die Speisen. Die Suppe dampft. Die aufsteigenden Fumarolen lassen den Fisch zischen. Es gibt Wein und einen Käse aus der Region, in Form eines Kuchens. Es gibt auch Marmelade, die sich um den Fisch hüllt.
Carrie macht das, was die anderen auch machen.
» Nun, hat irgendjemand Rocko gesehen? « , fragt die Mutter. Die Brüder schütteln den Kopf.
– Was? Rocko ist nicht da? Aber, wenn nicht er, wer hat mir dann seinen Schwanz in den Mund gesteckt? –
Und genau da wird Carrie klar, daß es Alain war. Sie kaschiert es, indem sie Haltung bewahrt. In Wirklichkeit müßte sie genauso verschmitzt dreinschauen wie Cid.....
Cid! Warum zum Teufel schaut Cid so?
Dann keimen entsetzliche Zweifel in ihr auf. Es gibt noch weitere
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