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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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man kann an diesen Wettbewerben natürlich nur über einen gewissen Zeitraum teilnehmen. Danach habe ich eine Weile Werbespots gedreht, dann Infomercials. Und dann, na ja, kamen auch dafür keine Angebote mehr. Ein paar Jahre später starb meine Mutter – die mir sehr nahestand –, und ich bin durch eine schwere Zeit gegangen. Ich fand schließlich einen Job als Hostess in einem New Yorker Restaurant. Severan hatte in der Nähe zu tun und war bei uns zu einem Geschäftsessen verabredet. Wir kamen ins Gespräch. Er war so faszinierend. Er begeistert sich für Geschichte, und er hat die ganze Welt bereist. Wir konnten uns über tausend verschiedene Dinge unterhalten. Wir lagen einfach auf einer Wellenlänge. Es war sehr … erfrischend. Bei den Schönheitswettbewerben habe ich immer gescherzt, das Leben sei rundherum oberflächlich. Denn die Oberfläche sei alles, wofür die Leute sich interessieren: Make-up und Kleidung. Severan hat mehr in mir gesehen, schätze ich. Wir kamen glänzend miteinander aus. Er hat mich um meine Telefonnummer gebeten und immer wieder angerufen. Na ja, ich war nicht dumm. Ich war siebenundfünfzig Jahre alt, ohne Familie, mit nur sehr wenig Geld. Und hier war ein stattlicher Mann … ein vitaler Mann.«
    Bond fragte sich, ob das wohl bedeutete, was er vermutete.
    Das Navigationsgerät wies ihn an, die Autobahn zu verlassen. Er folgte vorsichtig einer überfüllten Straße. Die Minibus-Taxis waren überall. An den Kreuzungen warteten Abschleppwagen, anscheinend um als Erste an einem Unfallort sein zu können. Die Leute verkauften am Straßenrand Getränke oder betrieben aus Last- und Lieferwagen heraus alle Arten von Geschäften. Einige priesen lautstark Autobatterien zum Verkauf an, andere reparierten Lichtmaschinen. Wieso waren hier in Südafrika wohl so viele Fahrzeuge von diesem Problem betroffen?
    Nachdem Bond das Eis inzwischen weitgehend gebrochen hatte, erkundigte er sich beiläufig nach dem morgigen Treffen. Jessica sagte, sie wisse nichts davon, und er glaubte ihr. Ärgerlicherweise schien Hydt sie weder in Gehenna noch in die anderen illegalen Aktivitäten eingeweiht zu haben, in die er, Dunne und/oder die Firma verwickelt waren.
    Laut Navigationsgerät waren sie noch fünf Minuten von ihrem Ziel entfernt. »Ich möchte ehrlich sein«, sagte Bond. »Es ist irgendwie seltsam.«
    »Was?«
    »Na, wie er sich mit diesem ganzen Zeug umgibt.«
    »Was für Zeug?«, fragte Jessica und ließ ihn nicht aus den Augen.
    »Verfall, Zerstörung.«
    »Nun, das ist sein Geschäft.«
    »Ich meine nicht seine Arbeit bei Green Way. Das verstehe ich. Ich spreche von seinem persönlichen Interesse an allem Alten, Benutzten … Abgelegten.«
    Jessica schwieg für einen Moment. Sie wies nach vorn auf ein großes hölzernes Wohnhaus, das von einer eindrucksvollen Steinmauer umgeben war. »Da ist es, das Haus. Dort …«
    Ihre Stimme erstickte, und sie fing an zu weinen.
    Bond hielt am Straßenrand. »Jessica, was ist denn los?«
    »Ich …« Ihr Atem war schnell und abgehackt.
    »Alles in Ordnung?« Er griff nach unten, zog den Einstellhebel und fuhr den Sitz zurück, damit er sich ihr besser zuwenden konnte.
    »Es ist nichts, schon gut. Oh, wie ist das peinlich.«
    Bond nahm ihre Handtasche und suchte darin nach einem Taschentuch. Er fand eines und reichte es ihr.
    »Danke.« Sie wollte etwas sagen, brach aber wieder in Schluchzen aus. Als sie sich endlich beruhigt hatte, drehte sie den Innenspiegel in ihre Richtung. »Er lässt mich kein Make-up tragen – aber so ist wenigstens meine Mascara nicht zerlaufen und hat mich in einen Clown verwandelt.«
    »Er lässt Sie nicht … Wie meinen Sie das?«
    Das Geständnis erstarb ihr auf den Lippen. »Nichts, schon gut«, flüsterte Jessica.
    »Hab ich was Falsches gesagt? Es tut mir leid, ich wollte Sie nicht verletzen. Ich habe nur ein wenig geplaudert.«
    »Nein, nein, Sie haben nichts getan, Gene.«
    »Sagen Sie mir, was los ist.« Er sah ihr in die Augen.
    Sie überlegte einen Moment. »Ich war nicht ehrlich zu Ihnen. Ich ziehe eine gute Schau ab, aber es ist alles nur Fassade. Er und ich, wir liegen nicht auf einer Wellenlänge, niemals. Ich muss für ihn …« Sie hob eine Hand. »Oh, das wollen Sie nicht hören.«
    Bond berührte ihren Arm. »Bitte, ich bin irgendwie dafür verantwortlich. Ich habe einfach drauflos geplappert. Ich komme mir wie ein Narr vor. Erzählen Sie es mir.«
    »Ja, er liebt das Alte … das Benutzte, das Abgelegte. Mich

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