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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Vorfall-Zwanzig-Operation an bewusst gewesen.
    »Und was Bond angeht …«
    »Er ist gut, das wissen wir«, fiel Bixton seinem Begleiter ins Wort und beäugte die Schokoladenkekse, die M als Teebeilage ausdrücklich abbestellt hatte, die aber trotzdem gebracht worden waren.
    Sir Andrew runzelte die Stirn.
    »Er hat nur nicht besonders viel gefunden«, fuhr Bixton fort. »Es sei denn, es wurden noch nicht alle Einzelheiten weitergegeben.«
    M sagte nichts, sondern sah die Männer nur frostig an.
    »Bond ist ein Star, natürlich«, sagte Sir Andrew. »Daher hält man es für allseits wünschenswert, dass er unverzüglich nach Kabul beordert werden sollte. Möglichst noch heute Nacht, falls Sie das hinkriegen. Dort warten bereits zwei Dutzend Topleute von Six, die mit ihm in den Einsatz gehen. Die CIA ziehen wir auch noch hinzu. Es macht uns nichts aus, den Ruhm zu teilen.«
    Und die Schande, falls es danebengeht, dachte M.
    »Das ergibt Sinn«, sagte Bixton. »Bond war in Afghanistan stationiert.«
    »Vorfall Zwanzig soll morgen über die Bühne gehen«, sagte M. »Bond würde die ganze Nacht brauchen, um nach Kabul zu kommen. Wie soll er da noch irgendwas bewirken können?«
    »Man hält es für allseits …«, setzte Sir Andrew an und verstummte abrupt, weil ihm – so vermutete M – klar geworden war, dass er seine lästige Floskel wiederholt hatte. »Wir sind uns nicht sicher, ob sich überhaupt noch etwas aufhalten lässt.«
    Die Stille brach unangenehm über sie herein, wie eine Woge voller Krankenhausabfälle.
    »Unser Ansatz wäre, Ihren Mann und die anderen nach dem Anschlag zum Analyseteam vor Ort zu ernennen. Damit sie dort herausfinden, wer dafür verantwortlich war, und geeignete Vergeltungsmaßnahmen empfehlen. Bond könnte sogar die Leitung der Gruppe übernehmen.«
    M begriff natürlich, was hier gerade passierte: Die beiden Ronnies boten der ODG eine Möglichkeit, das Gesicht zu wahren. Deine Organisation mochte zu fünfundneunzig Prozent Erfolg haben, aber wenn auch nur eine große, verlustreiche Sache schiefging, konnte es dir passieren, dass du am Montagmorgen ins Büro kamst und feststellen musstest, dass dein Laden aufgelöst oder – noch schlimmer – zu einer Wasserträgerdienststelle degradiert worden war.
    Die Overseas Development Group hatte sich ohnehin von Anfang an auf dünnem Eis befunden, vor allem wegen der Sektion 00, die vielen Leuten gegen den Strich ging. Den Vorfall Zwanzig zu verpatzen, würde ein gewaltiger Schnitzer sein. Bonds sofortige Abordnung nach Afghanistan würde zumindest bedeuten, dass die ODG vor Ort vertreten war, auch wenn er etwas spät eintraf.
    »Ihre Botschaft ist angekommen, Gentlemen«, sagte M ruhig. »Lassen Sie mich ein paar Telefonate erledigen.«
    Bixton strahlte. Doch Sir Andrew war noch nicht fertig. Seine mit Scharfsinn gepaarte Hartnäckigkeit war einer der Gründe, aus denen M annahm, dass zukünftige Treffen mit ihm in der Downing Street Nr. 10 würden stattfinden können. »Bond stößt also hinzu?«
    In der Frage schwang eine unausgesprochene Drohung mit: Falls 007 entgegen Ms Anweisungen in Südafrika blieb, würde Sir Andrew nicht länger seine schützende Hand über Bond, M und die ODG halten.
    Wenn ein Agent wie 007 aber Carte blanche erhielt, dann sollte er ja gerade nach eigenem Ermessen handeln – was manchmal bedeutete, dass er eben nicht sofort nach der Pfeife seines Vorgesetzten tanzte. Beides auf einmal geht nicht, dachte M. »Wie gesagt, ich muss einige Anrufe erledigen.«
    »Gut. Wir brechen jetzt lieber auf.«
    Als sie gegangen waren, stand M auf und trat durch die Glastür hinaus auf den Balkon, wo ein Beamter der Metropolitan Police Specialist Protection mit einer Maschinenpistole Wache hielt. Nachdem der Mann den Neuankömmling kurz gemustert und ihm dann zugenickt hatte, wandte er sich wieder der zwölf Meter unterhalb gelegenen Straße zu. »Alles ruhig?«, fragte M.
    »Jawohl, Sir.«
    M ging zum anderen Ende des Balkons, zündete sich eine Zigarre an und sog den Rauch tief ein. Die leeren Straßen waren unheimlich. Man hatte sie nicht nur mit den üblichen Metallgittern abgesperrt, wie sie vor dem Parlament eingesetzt wurden, sondern mit ein Meter zwanzig hohen Zementblöcken, die kein normales Fahrzeug überwinden konnte. Auf den Gehwegen patrouillierten bewaffnete Wachen, und auf den Dächern der umliegenden Gebäude sah M mehrere Scharfschützen. Nachdenklich schaute er die Richmond Terrace hinunter in Richtung Victoria

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