Carte Blanche - Ein Bond-Roman
gelassen! Er war bei diesem Auftrag dein Partner. Man lässt seinen Partner niemals im Stich.«
Rathkos Bruder war der jüngere der beiden BIA -Agenten gewesen, die Bond am Sonntagabend bei Novi Sad kennengelernt hatte.
Mein Bruder raucht die ganze Zeit, wenn er im Außeneinsatz ist. In Serbien wirkt das normaler, als nicht zu rauchen …
Bond wusste nun, wie der Mann ihn in Dubai ausfindig gemacht hatte. Um sich der BIA -Unterstützung in Serbien zu versichern, hatten die ODG und Six den hohen Tieren in Belgrad Bonds echten Namen und Auftrag mitgeteilt. Nach dem Tod seines Bruders hatten Rathko und seine Kameraden bei der JSO vermutlich alle Hebel in Bewegung gesetzt und ihre Kontakte bei NATO und Six genutzt, um Bond zu finden. So hatten sie von Dubai erfahren. Bond war nun klar, dass nicht etwa Osborne-Smith, sondern Rathko inoffizielle Erkundigungen beim MI6 über ihn eingezogen hatte. Unter den Papieren des Mannes stieß er auf die Genehmigung für einen Flug per Militärjet von Belgrad nach Dubai. Das erklärte, weshalb er noch vor Bond dort eingetroffen war. Ein weiteres Dokument belegte, dass ein einheimischer Söldner ihm ein nicht zurückverfolgbares Fahrzeug zur Verfügung gestellt hatte – den schwarzen Toyota.
Und seine Absicht?
Mutmaßlich nicht Verhaftung und Überstellung. Rathko hatte höchstwahrscheinlich geplant, Bonds Geständnis oder Entschuldigung auf Video aufzuzeichnen – oder vielleicht seine Folterung und Ermordung.
»Nennst du dich Nicholas oder Nick?«, fragte Bond und ging neben ihm in die Hocke.
» Jebi ti «, war die einzige Antwort.
»Hör gut zu. Es tut mir leid, dass dein Bruder ums Leben gekommen ist. Aber er hatte beim BIA nichts verloren. Er war nachlässig und hat Befehle ignoriert. Es war seine Schuld, dass die Zielperson entwischen konnte.«
»Er war noch jung.«
»Das ist keine Entschuldigung. Es wäre keine für mich, und es war auch keine für dich, als du noch zu Arkans Tigern gehört hast.«
»Er war doch bloß ein Junge.« Der Mann hatte Tränen in den Augen. Bond vermochte nicht zu sagen, ob wegen der Schmerzen aufgrund des gebrochenen Handgelenks oder aus Trauer um den toten Bruder.
Er schaute die Gasse hinunter. Bheka Jordaan und einige SAPS -Beamte kamen angerannt. Bond hob das Messer des Mannes auf und trennte den Stolperdraht durch.
Er hockte sich wieder neben den Serben. »Wir schaffen dich zu einem Arzt.«
»Stopp!«, befahl schneidend eine Frauenstimme.
Er sah zu Bheka Jordaan. »Schon gut. Ich habe seine Waffen.«
Doch dann begriff er, dass die Mündung ihrer Pistole auf ihn selbst gerichtet war. Er runzelte die Stirn und stand auf.
»Lassen Sie ihn in Ruhe!«, rief sie.
Zwei SAPS -Beamte stellten sich zwischen Bond und Rathko. Einer der beiden zögerte und nahm ihm dann vorsichtig das Messer aus der Hand.
»Er gehört zum serbischen Geheimdienst und hat versucht, mich zu töten. Auf sein Konto geht auch der ermordete CIA -Mitarbeiter in Dubai.«
»Das heißt nicht, dass Sie ihm einfach die Kehle durchschneiden können.« Ihre dunklen Augen hatten sich vor Zorn verengt.
»Wovon reden Sie da?«
»Sie sind in meinem Land. Sie werden sich an die Gesetze halten!«
Die anderen Polizisten starrten ihn an, manche ebenfalls verärgert. Er schaute zu Jordaan, trat beiseite und winkte sie zu sich.
Jordaan kam mit. »Sie hatten gewonnen«, fuhr sie barsch fort, sobald sie außer Hörweite der anderen waren. »Er war am Boden und keine Bedrohung mehr. Wieso wollten Sie ihn töten?«
»Wollte ich nicht«, sagte er.
»Ich glaube Ihnen nicht. Sie haben mich angewiesen, bei meiner Großmutter zu bleiben. Ich sollte keine Verstärkung holen, damit Sie ihn ohne Zeugen foltern und ermorden konnten.«
»Ich bin selbstverständlich davon ausgegangen, dass Sie Verstärkung anfordern würden. Sie sollten bei Ihrer Großmutter bleiben, weil wir nicht wissen konnten, ob er allein arbeitet.«
Doch Jordaan hörte ihm gar nicht zu und steigerte sich immer mehr in ihren Zorn hinein. »Sie kommen einfach hierher in unser Land, mit dieser verfluchten Doppel-Null. Oh, ich weiß genau, was Sie tun!«
Endlich verstand Bond, weshalb sie immer so wütend auf ihn war. Es hatte weder etwas mit seinem Flirtversuch zu tun noch mit der Tatsache, dass er den männlichen Unterdrücker repräsentierte. Sie verachtete seine schamlose Missachtung der Gesetze: die Stufe-1-Missionen im Auftrag der ODG – gezielte Tötungen.
Er trat vor, und seine leise Stimme ließ deutlich
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