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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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haben?
    Ein weiterer erschreckender Gedanke: Die Falschheit seines Vaters – sofern die Geschichte stimmte – hatte auch zum Tod seiner Frau geführt, Bonds Mutter.
    Nicht nur die Russen, sondern der Verrat seines Vaters hatte den jungen Bond zum Waisenkind gemacht.
    Er zuckte zusammen, weil sein Telefon plötzlich eine ankommende SMS meldete.
    Musste noch Hilfslieferungen vorbereiten. Habe gerade Büro verlassen. Interesse an Gesellschaft? Felicity.
    James Bond zögerte einen Moment. Dann tippte er: Ja .
    Zehn Minuten später, nachdem er seine Walther in ein Handtuch gewickelt und unter das Bett geschoben hatte, klopfte es leise an der Tür. Er ließ Felicity Willing herein. Kein Zweifel – auch sie hatte die Absicht, dort weiterzumachen, wo sie zuletzt aufgehört hatten; sie schlang die Arme um ihn und küsste ihn leidenschaftlich. Er roch ihr Parfum, und sie schmeckte nach Minze.
    »Ich sehe verboten aus«, sagte sie lachend. Sie trug eine blaue Baumwollbluse und eine Designerjeans, beide zerknittert und schmutzig.
    »Unsinn«, sagte er und küsste sie erneut.
    »Hier drinnen ist es dunkel, Gene«, sagte sie. Und zum ersten Mal seit Beginn der Mission versetzte es ihm einen Stich, an seine Tarnidentität erinnert zu werden.
    »Ich mag den Ausblick.«
    Sie lösten sich voneinander. Im schwachen Lichtschein, der von draußen hereinfiel, betrachtete Bond ihr Gesicht. Er fand es noch ebenso sinnlich wie letzte Nacht, aber sie war eindeutig müde. Es musste eine gewaltige logistische Kraftanstrengung bedeuten, die größte jemals für Afrika bestimmte Hilfslieferung zu bewältigen.
    »Hier.« Sie zog eine Flasche Wein aus der Umhängetasche – erstklassiger Three Cape Ladies, ein roter Verschnitt aus Muldersvlei am Kap. Bond hatte schon davon gehört. Er entkorkte die Flasche und schenkte ihnen ein. Sie setzten sich auf das Sofa und tranken einen Schluck.
    »Herrlich«, sagte er.
    Sie streifte die Schuhe ab. Bond legte ihr einen Arm um die Schultern und bemühte sich, nicht mehr an seinen Vater zu denken.
    Felicity schmiegte sich an ihn. Am Horizont waren sogar noch mehr Schiffe zu sehen als letzte Nacht. »Unsere Nahrungsmitteltransporte. Sieh sie dir an«, sagte sie. »Man hört fast nur Schlechtes über die Menschen, aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Es gibt auch viel Gutes auf der Welt. Man kann sich nicht immer darauf verlassen, es ist nie sicher, aber wenigstens …«
    »Aber wenigstens eine hat den Willing, zu helfen«, fiel Bond ihr ins Wort.
    Sie lachte. »Jetzt hätte ich beinahe meinen Wein verschüttet, Gene. Ich hätte mir die Bluse ruinieren können.«
    »Ich weiß eine Lösung.«
    »Keinen Wein mehr trinken?« Sie zog verspielt einen Schmollmund. »Aber der schmeckt so lecker.«
    »Eine andere Lösung, eine bessere.« Er küsste sie und fing langsam an, ihre Bluse aufzuknöpfen.
    Eine Stunde später lagen sie nebeneinander im Bett. Bond hielt Felicity fest umschlungen, seine Hand lag auf ihrer Brust. Sie hatte ihre Finger mit seinen verschränkt.
    Im Gegensatz zu letzter Nacht war Bond jedoch noch hellwach.
    Sein Verstand arbeitete fieberhaft, sprang von einem Thema zum nächsten. In welchem Ausmaß hing die Zukunft der ganzen ODG von ihm ab? Welche Geheimnisse barg die Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Green Way? Was genau hatte Hydt mit Gehenna vor, und wie konnte Bond geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen?
    Absicht … Reaktion.
    Und was war mit seinem Vater?
    »Du grübelst über irgendwas Ernstes nach«, stellte Felicity schläfrig fest.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Frauen spüren so was.«
    »Ich denke daran, wie schön du bist.«
    Sie hob seine Hand zum Mund und biss ihm zärtlich in den Finger. »Jetzt hast du mich zum ersten Mal angelogen.«
    »Es geht um meinen Job«, sagte er.
    »Dann sei dir verziehen. Bei mir ist es ähnlich. Ich muss die Arbeiten am Hafen koordinieren, die Piloten bezahlen, Schiffe chartern und Lastwagen mieten, mich mit den Gewerkschaften streiten.« Ihr Tonfall gewann an Schärfe. »Und dann noch dein Fachgebiet. Wir hatten am Dock bereits zwei versuchte Einbrüche. Und dabei ist noch gar nichts entladen worden. Seltsam.« Es herrschte einen Moment Stille. Dann: »Gene?«
    Bond wusste, dass etwas Wichtiges folgen würde. Er wurde ganz Ohr. Bei körperlicher Intimität wird intellektuelle und emotionale Intimität vorausgesetzt; wer das Zweite nicht will, sollte sich auf das Erste lieber nicht einlassen. »Ja?«
    »Ich habe den Eindruck, dass hinter deiner

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