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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Jordaan womöglich seine Anweisung ignoriert hatte und ihm mit ihrer Waffe gefolgt war. Nichts als gähnende Leere in der Gasse.
    Nun lehnte der Angreifer sich zurück, um einen Kopfstoß anzubringen. Als Bond sich jedoch abwehrend zur Seite drehte, riss der Mann sich los, indem er wie ein Kunstturner einen Rückwärtssalto vollführte. Es war eine brillante Finte. Bond musste an Felix Leiters Worte denken.
    Mann, dieser Hundesohn kann so ein Kampfsport-Zeug …
    Dann fing Bond sich wieder und stellte sich dem Mann, der geduckt mit einem Messer angriff, die Klinge nach unten, die Schneide nach außen. Seine linke Hand, ausgestreckt und offen, kreiste ablenkend und war bereit, im erstbesten Moment Bonds Kleidung zu packen und ihn zu sich heranzuziehen, damit er ihn erstechen konnte.
    Bond blieb auf den Fußballen in Bewegung.
    Seit seiner Ausbildung auf dem Fettes College in Edinburgh hatte er sich stets in verschiedenen Nahkampfarten geübt. Die ODG lehrte ihre Agenten aber eine seltene Variante des waffenlosen Kampfes, die sie sich von einem ehemaligen (oder doch nicht so ehemaligen) Feind abgeschaut hatte – den Russen. Eine alte Kampfkunst der Kosaken, genannt Systema , war von der Speznas, der Spezialeinheit des GRU , an die heutige Zeit angepasst worden.
    Systema -Kämpfer benutzen nur selten ihre Fäuste, sondern hauptsächlich die Handflächen, Ellbogen und Knie. Es soll jedoch so wenig wie möglich geschlagen werden. Es geht vielmehr darum, den Gegner zu ermüden und ihn dann mit einem gezielten Angriff auf Schulter, Handgelenk, Arm oder Knöchel zu immobilisieren. Die besten Systema -Kämpfer kommen mit ihrem Gegner überhaupt nicht in Berührung … bis zum letzten Moment, wenn der erschöpfte Angreifer sich kaum noch wehren kann. Dann wirft der Sieger ihn zu Boden und fixiert ihn mit einem Knie auf der Brust oder der Kehle.
    Bond war instinktiv in die Systema -Choreographie verfallen und wich dem Angriff des Mannes aus.
    Ausweichen, ausweichen, ausweichen … Setze seine Energie gegen ihn ein.
    Bond war weitgehend erfolgreich, aber zweimal huschte die Messerklinge nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht vorbei.
    Der Mann sprang vor, schwang die großen Hände, testete Bond, der sich ihm entzog und die Stärken (sehr muskulös, mit Nahkampferfahrung und Tötungswillen) und Schwächen (Alkohol und Tabak schienen ihren Tribut zu fordern) seines Gegners einschätzte.
    Die Frustration des Fremden wuchs. Er hielt das Messer nun stoßbereit und griff wieder an, beinahe verzweifelt. Dabei grinste er dämonisch und schwitzte trotz der Kühle.
    Bond präsentierte ihm den unteren Rücken als Ziel und machte einen Schritt auf seine Walther zu. Doch das war eine Finte. Und sogar noch bevor der Mann zustieß, wirbelte Bond herum, schob das Messer mit dem Unterarm beiseite und schlug dem Gegner mit gewölbter Hand auf das linke Ohr. Das Trommelfell des Angreifers riss. Der Mann heulte vor Schmerz auf und stieß wütend und ziellos zu. Bond lenkte den Messerarm mühelos nach oben ab, drehte sich in den Gegner, packte dessen Handgelenk mit beiden Händen und beugte sich zurück, bis das Messer zu Boden fiel. Er dachte an die Stärke und wilde Entschlossenheit des Mannes und traf eine Entscheidung: Er bog das Handgelenk weiter nach hinten, bis es brach.
    Der Mann sank schreiend auf die Knie, dann weiter in eine sitzende Position. Sein Kopf rollte mit bleichem Gesicht auf die Seite. Bond stieß das Messer mit dem Fuß weg, durchsuchte den Gegner gründlich und fand in dessen Taschen eine kleine Automatikpistole sowie eine Rolle Isolierband. Eine Pistole? Wieso hat er mich nicht einfach erschossen?, fragte Bond sich verwundert.
    Er steckte die Waffe ein und holte seine Walther. Dann nahm er das Telefon des Mannes. Wem hatte er das Foto von Bond und Jordaan geschickt? Falls nur Dunne es erhalten hatte – konnte Bond den Iren aufspüren und ausschalten, bevor er Hydt verständigte?
    Er scrollte durch die Liste der Anrufe und SMS . Gott sei Dank, der Kerl hatte gar nichts verschickt, sondern Bond nur auf Video aufgezeichnet.
    Zu welchem Zweck?
    Dann bekam er seine Antwort.
    » Jebi ti! «, fluchte sein Angreifer.
    Die Balkan-Verwünschung erklärte alles.
    Bond nahm sich die Papiere des Mannes vor und fand die Bestätigung, dass er der JSO angehörte, den serbischen Paramilitärs. Sein Name war Nicholas Rathko.
    Er hielt nun stöhnend sein Handgelenk umklammert. »Du bist schuld am Tod meines Bruders! Du hast ihn im Stich

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