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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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milchkaffeefarbene Nylonstrümpfe gehüllt.
    Mit Halter oder ohne?, fragte Bond sich unwillkürlich.
    Ophelia Maidenstone war eine Nachrichtenanalytikerin des MI6 und als Verbindungsoffizierin der ODG zugeteilt worden, da es sich bei der Group nicht um einen klassischen Nachrichtendienst, sondern in erster Linie um eine taktische Einsatzgruppe handelte. Folglich wurde die ODG , genau wie das Kabinett und der Premierminister, von dritter Seite mit Informationen versorgt. Und der Hauptlieferant war der MI6 .
    Zugegeben, Bonds Interesse war ursprünglich durch Phillys Aussehen und ihre offene Art geweckt worden, und ihr unermüdlicher Arbeitseifer und Einfallsreichtum hatten es wachgehalten. Ebenso verführerisch war jedoch ihre Vorliebe für schnelle Motoren. Ihr Lieblingsgefährt war eine BSA Spitfire, Baujahr 1966 – die A 65, eines der schönsten je gebauten Motorräder. Es war nicht das leistungsstärkste Modell der Birmingham Small Arms Company, aber ein echter Klassiker, und mit dem richtigen Tuning (das Philly Gott sei Dank eigenhändig in die Tat umsetzte) hinterließ die Spitfire beim Start einen breiten Streifen Gummi auf dem Asphalt. Die junge Frau hatte Bond erzählt, dass sie bei jedem Wetter fuhr und zu diesem Zweck extra eine wasserfeste Lederkombi besaß. Er hatte sich das Kleidungsstück in dem Moment als überaus eng vorgestellt und eine Augenbraue hochgezogen. Sie hatte darauf mit einem sardonischen Lächeln reagiert und ihn eiskalt abblitzen lassen.
    Wie sich herausstellte, war sie verlobt. Der zugehörige Ring, den er sogleich bemerkt hatte, trug irreführenderweise einen Rubin.
    Damit war die Sache geklärt.
    Philly blickte nun mit ansteckendem Lächeln auf. »James, hallo! … Warum sehen Sie mich so an?«
    »Ich brauche Sie.«
    Sie schob sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. »Ich wäre wirklich gern behilflich, aber ich bin hier gerade mit einer Sache für John beschäftigt. Er ist im Sudan, und die Lage spitzt sich immer weiter zu.«
    Die Sudanesen führten schon seit mehr als hundert Jahren Krieg – gegen die Briten, die Ägypter, andere afrikanische Nachbarstaaten und untereinander. Die Östliche Allianz, ein Zusammenschluss mehrerer sudanesischer Organisationen aus den Regionen am Roten Meer, wollte sich abspalten und einen moderaten säkularen Staat gründen. Das Regime in Khartum, das schon genug mit der jüngsten Unabhängigkeitsbewegung im Süden zu tun hatte, die es später tatsächlich schaffen sollte, einen eigenen Staat Südsudan zu errichten, war nicht begeistert.
    »Ich weiß«, sagte Bond. »Anfangs war ich für diesen Einsatz vorgesehen. Stattdessen bin ich in Belgrad gelandet.«
    »Das Essen ist besser«, erwiderte sie mit gespieltem Ernst. »Sofern man Pflaumen mag.«
    »Es ist nur so, dass ich einige Dinge aus Serbien mitgebracht habe, die sich mal jemand ansehen sollte.«
    »Bei Ihnen ist es nie ›nur so‹, James.«
    Ihr Mobiltelefon summte. Sie runzelte die Stirn, ohne den Monitor aus den Augen zu lassen. Kaum hatte sie das Gespräch angenommen, richteten ihre braunen Augen sich fragend und halbwegs belustigt auf Bond. »Ich verstehe«, sagte sie in den Hörer. Nachdem das Gespräch beendet war, wandte sie sich an Bond. »Sie haben ein paar Gefallen eingefordert. Oder jemanden gepiesackt.«
    »Ich? Niemals.«
    »Es scheint, dass die Lage in Afrika ohne mich eskalieren muss. Sozusagen.« Sie ging zu einer anderen Workstation und übergab den Khartum-Auftrag an einen Kollegen.
    Bond setzte sich. Phillys Arbeitsplatz schien sich irgendwie von den anderen zu unterscheiden, aber Bond konnte nicht festmachen, woran das lag. Vielleicht hatte sie mal gründlich aufgeräumt oder das Mobiliar umgestellt – so gut das in diesen winzigen Abteilen eben ging.
    Als sie zurückkam, sah sie ihn aufmerksam an. »Also gut. Ich gehöre ganz Ihnen. Worum geht’s?«
    »Vorfall Zwanzig.«
    »Ah, der. Ich stand nicht auf dem Verteiler, also geben Sie mir bitte eine kurze Zusammenfassung.«
    Genau wie Bond besaß auch Ophelia Maidenstone eine umfassende Sicherheitsfreigabe von Defence Vetting Agency, FCO und Scotland Yard, wodurch sie nahezu uneingeschränkten Zugang zu hochgeheimem Material erhielt, mit Ausnahme von gewissen Einzelheiten des nuklearen Waffenarsenals. Bond berichtete ihr von Noah, dem Iren, dem für Freitag angedrohten Zwischenfall und den Ereignissen in Serbien. Sie machte sich sorgfältig Notizen.
    »Sie müssen für mich Detektiv spielen. Das hier ist alles, was wir

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