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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Später, nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, hatten er und der Minister für Kriegswirtschaft, Hugh Dalton, die SOE geschaffen, um Partisanen hinter den deutschen Linien mit Waffen zu versorgen und britische Spione und Saboteure per Fallschirm abzusetzen. Die Organisation, die auch als Churchills Geheimarmee bezeichnet wurde, hatte den Nazis unermesslichen Schaden zugefügt.
    »Gute Truppe«, sagte der Admiral. »Nach dem Krieg wurde sie dichtgemacht«, brummte er. »Wegen unsinnigen Kompetenzgerangels, Organisationsschwierigkeiten und Hickhack beim MI6 und in Whitehall.« Er trank einen Schluck von dem duftenden Wein. Dann wurde das Essen serviert, und das Gespräch verlangsamte sich. Es schmeckte vorzüglich. Bond sagte es. »Der Küchenchef weiß, was er tut«, bestätigte der Admiral. »Er ist jedenfalls nicht bestrebt, eines Tages im amerikanischen Fernsehen zu kochen. Ist Ihnen bekannt, wie Five und Six entstanden sind?«
    »Ja, Sir – ich habe eine Menge darüber gelesen.«
    Admiralität und Kriegsministerium hatten 1909 das Secret Service Bureau ins Leben gerufen, und zwar als Reaktion auf die Sorge, die Deutschen könnten England mit Spionen infiltrieren und letztlich eine Invasion versuchen. (Den Anstoß zu dieser Befürchtung hatten kurioserweise einige populäre Kriminalromane geliefert.) Wenig später wurde das SSB aufgeteilt, und zwar in das Directorate of Military Intelligence Section 5 – oder MI5 – für die innere Sicherheit und Section 6 – oder MI6 – für die Auslandsspionage. Six war die älteste durchgängig tätige Spionageorganisation der Welt, trotz Chinas gegenteiliger Behauptung.
    »Was ist die eine große Gemeinsamkeit der beiden?«, fragte der Admiral.
    Bond hatte keine Ahnung.
    »Die glaubhafte Abstreitbarkeit«, murmelte der ältere Mann. »Sowohl Five als auch Six wurden als eigenständige Dienste konzipiert, damit die Krone, der Premierminister, das Kabinett und das Kriegsministerium sich im verhassten Spionagegeschäft nicht die Finger schmutzig machen mussten. So ist es heute immer noch. Five und Six stehen häufig im Fokus des Interesses. Sex-Dossiers, Verletzung der Privatsphäre, Ausschnüffeln von Politikern, Gerüchte über illegale Eliminierungen … Alle schreien nach Transparenz . Dabei scheint es niemanden zu interessieren, dass das Wesen des Krieges sich verändert und dass die andere Seite sich kaum mehr an die Regeln hält.« Noch ein Schluck Wein. »In manchen Kreisen ist man zu der Ansicht gelangt, dass auch wir uns an andere Spielregeln halten sollten. Vor allem nach dem elften September und dem siebten Juli.«
    »Falls ich Sie richtig verstehe, reden Sie also von einer neuen Version der SOE , die formal allerdings weder zu Five, Six noch dem MoD gehört«, sagte Bond.
    Der Admiral sah Bond ins Gesicht. »Ich habe die Berichte über Ihre Einsätze in Afghanistan gelesen – Royal Naval Reserve, und doch ist es Ihnen gelungen, den vordersten Kampfverbänden der Infanterie zugeteilt zu werden. Das hat einiges an Initiative erfordert.« Die kühlen Augen verengten sich. »Es heißt, Sie hätten hinter den Linien auch ein paar weniger offizielle Missionen durchgeführt. Dank Ihnen wurde einigen Zeitgenossen, die großes Unheil hätten anrichten können, ein dicker Strich durch die Rechnung gemacht.«
    Bond wollte gerade an seinem Puligny-Montrachet nippen, der höchsten Daseinsform der Chardonnay-Traube. Doch er stellte das Glas wieder ab. Wie, zum Teufel, hatte der alte Mann bloß davon erfahren?
    Der Admiral fuhr leise und ruhig fort. »Es herrscht kein Mangel an Burschen vom Special Air oder Boat Service, die mit einem Messer oder Scharfschützengewehr umgehen können. Aber die können nicht notwendigerweise auch in anderen, sagen wir subtileren Situationen bestehen. Und dann gibt es jede Menge talentierter Mitarbeiter von Five und Six, die den Unterschied zwischen …« Er warf einen Blick auf Bonds Glas. »… einem Côte de Beaune und einem Côte de Nuits kennen und flüssig Französisch und Arabisch sprechen, aber beim Anblick von Blut – ob nun eigenes oder fremdes – in Ohnmacht fallen.« Der stählerne Blick fixierte ihn. »Bei Ihnen scheint es sich um die eher seltene Kombination des Besten aus beiden Welten zu handeln.«
    Der Admiral legte Messer und Gabel auf dem Knochenporzellan ab. »Ihre Frage.«
    »Meine …?«
    »Hinsichtlich einer neuen Version der Special Operations Executive. Die Antwort lautet Ja. Sie existiert sogar schon. Hätten Sie

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