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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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und – so hatte Bond einst gescherzt – wechselten sogar ihr Geschlecht. Division Three zählte zu den jüngeren Ablegern. Sie war locker mit Five verknüpft, auf ganz ähnliche Weise wie die ODG kaum merklich mit Six assoziiert war.
    Glaubhafte Abstreitbarkeit …
    Five besaß zwar erhebliche Ermittlungs- und Überwachungsbefugnisse, durfte aber keine Verhaftungen vornehmen und verfügte nicht über eigene Einsatzkommandos. Im Gegensatz zu Division Three. Es handelte sich um eine verschlossene, abgeschottete Gruppe von Hightech-Zauberkünstlern, Bürokraten und ehemaligen SAS - und SBS -Kämpfern mit schwerer Bewaffnung. Sie hatten in letzter Zeit einige Erfolge verbuchen können und Terrorzellen in Oldham, Leeds und London ausgeschaltet. Bond war beeindruckt gewesen.
    M betrachtete ihn ruhig. »Ich weiß, dass Sie gewohnt sind, hinsichtlich der Durchführung Ihrer Missionen Carte blanche zu haben, 007. Sie lieben Ihre Unabhängigkeit und sind bislang auch gut damit zurechtgekommen.« Ein finsterer Blick. » Meistens jedenfalls. Doch hier in der Heimat sind Ihre Befugnisse begrenzt. Sogar beträchtlich. Haben Sie verstanden?«
    »Ja, Sir.«
    Also nicht länger Carte blanche, sondern eher Carte grise, dachte Bond verärgert.
    Ein weiterer missmutiger Blick von M. »Jetzt zu einer Komplikation. Der Sicherheitskonferenz.«
    »Sicherheitskonferenz?«
    »Haben Sie Ihr Whitehall-Briefing etwa nicht gelesen?«, fragte M gereizt.
    Das waren administrative Bekanntmachungen zu internen Regierungsbelangen, und daher las Bond sie tatsächlich nicht. »Tut mir leid, Sir.«
    Ms Mund wurde schmal. »Wir haben hier im Vereinigten Königreich dreizehn Sicherheitsbehörden. Seit heute Morgen vielleicht sogar noch mehr. Die Leiter von Five, Six, SOCA , JTAC , SO Thirteen, DI , wir alle zusammen dürfen in dieser Woche drei Tage in Whitehall zubringen. Ach, die CIA und ein paar Kollegen vom Kontinent auch. Briefings über Islamabad, Pjöngjang, Venezuela, Peking, Jakarta. Und vermutlich wird irgendein junger Analytiker mit Harry-Potter-Brille die Theorie vertreten, dass die tschetschenischen Rebellen für diesen verfluchten Vulkan auf Island verantwortlich sind. Die ganze Angelegenheit ist wirklich mehr als lästig.« Er seufzte. »Ich werde größtenteils nicht erreichbar sein. Für die ODG übernimmt unser Stabschef die Leitung der Operation ›Vorfall Zwanzig‹.«
    »Ja, Sir. Ich stimme mich mit ihm ab.«
    »Machen Sie sich an die Arbeit, 007. Und denken Sie daran: Sie agieren im Vereinigten Königreich. Verhalten Sie sich, als wären Sie noch nie in diesem Land gewesen. Was im Klartext heißt, gehen Sie gefälligst pfleglich mit den Einheimischen um.«

9
    »Es ist ziemlich schlimm, Sir. Sind Sie sicher, dass Sie es sehen wollen?«, fragte der Vorarbeiter.
    »Ja«, erwiderte der Mann sofort.
    »Also gut. Ich fahre Sie hin.«
    »Wer weiß noch davon?«
    »Nur der Schichtführer und der Bursche, der es gefunden hat.« Er warf seinem Boss einen Blick zu. »Die beiden werden den Mund halten. Falls Sie das wünschen.«
    Severan Hydt sagte nichts.
    Der Himmel war graubraun bewölkt. Die beiden Männer verließen die Laderampe der uralten Firmenzentrale und gingen zu einem nahen Parkplatz. Dort stiegen sie in einen Kleinbus der Green Way International Disposal and Recycling; der Schriftzug war quer über die grazile Zeichnung eines grünen Laubblattes gedruckt. Hydt konnte dem Design, das er auf alberne Weise modisch fand, nicht viel abgewinnen, aber man hatte ihm gesagt, das Bild sei bei den Fokusgruppen gut angekommen und eigne sich für die Öffentlichkeitsarbeit. (»Ah, die Öffentlichkeit «, hatte er mit verhohlener Geringschätzung entgegnet und widerwillig zugestimmt.)
    Er war groß gewachsen – einen Meter neunzig –, breitschultrig und hatte seinen säulenförmigen Oberkörper in einen Maßanzug aus schwarzer Wolle gehüllt. Sein massiger Kopf war von dichtem lockigem Haar bedeckt, schwarz mit weißen Strähnen, und er trug einen ebensolchen Vollbart. Seine gelblichen Nägel reichten bis weit über die Fingerspitzen, waren aber sorgfältig gefeilt. Er trug sie absichtlich lang, nicht aus Nachlässigkeit.
    Hydts Blässe betonte seine dunklen Nasenlöcher und die noch dunkleren Augen, umrahmt von einem langen Gesicht, das jünger wirkte als seine sechsundfünfzig Jahre. Er war immer noch ein baumstarker Mann und hatte sich die Muskelkraft seiner Jugend weitgehend bewahren können.
    Der Wagen bog auf das ungepflegte

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