Cash Out (German Edition)
will zu Fitzroys Büro. «Das ist eine ziemlich schräge Scheiße, Mann.»
Schließlich meint Danzig: «Frag Fitzroy nach diesem Typen, Mann.»
Die Leute wollen andauernd, dass ich solche Sachen mache, aber ich tue es nie. Ich hasse Bürointrigen. Außerdem wäre es der Tod für meinen Ruf, wenn ich anfinge, Sachen auszuplaudern, die mein Chef mir anvertraut. Danzig umklammert meine Schulter, zwingt mich stehen zu bleiben. «Dann wirf wenigstens mal einen Blick auf den Neuen. So was wirst du nie wieder zu sehen bekommen.»
Da war was dran.
Der Neue sitzt tatsächlich im Pausenraum und leckt an einer Ratte am Stiel. Genau wie Danzig meinte, und ja: Es ist ziemlich ekelhaft. Carlie aus der Rechtsabteilung kommt rein, muss zweimal hingucken, lässt ihr Sandwich fallen und trabt von dannen. Wir hören, wie sie auf der Toilette würgt.
Wir sehen ihm von weitem zu, durch die Scheibe. Und ich frage mich mit einem Mal, ob dieser Neue wohl irgendetwas mit den Turbulenzen in meinem Leben zu tun haben könnte. Ich meine, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass all diese verrückten Dinge gleichzeitig passieren?
«Es ist ein Trick», sagt Danzig. «Er versucht uns psychologisch fertigzumachen.»
«Vielleicht», sage ich, «vielleicht aber auch nicht.»
«Oh, Mann, glaubst du wirklich, er steht einfach auf Ratten?»
Weitere Leute kommen zu uns. Reichliches Luftschnappen.
«Tja», sage ich, «in Afrika ist eine Feldratte ein echter Leckerbissen. Millionen Menschen essen so was.»
«Aber der Typ ist kein Afrikaner.»
«Willst du damit sagen, nur Afrikaner können Ratten essen?»
Carol aus der zweiten Etage sagt: «Aber Fitzroy liebt ihn.»
Barbara aus der Analytik kommt zu uns und wirft einen kurzen Blick in den Pausenraum. «Das ist Fitzroys neuer Typ.» Sie beobachtet ihn. «So was wie ein ungehobeltes Genie.»
«Genie?», schnappt Danzig. «Wer hat das gesagt?»
«Tjaaa …» Barbara sieht weiter zu. «Es heißt, Fitzroy liebt ihn.» Und dann fragt sie nach einer kurzen Pause: «Was isst er da?»
«Eine Ratte.»
«Ratte?» Barbara streicht ihren Blazer glatt und räuspert sich. «Das wollen wir mal nachprüfen.»
Sie stürmt hinein. Wir anderen sehen uns groß an und beschließen, ihr zu folgen.
«So, dann bist du also der Neue», sagt sie mit den Händen auf den Hüften.
Der neue Typ blickt auf, leckt sich über die Zähne und grinst. «Ja», sagt er freundlich und langsam – im lässigen Surfer-Stil. «Stimmt genau.»
Barbara scheint unbeeindruckt von dem glitzernden Rattenskelett auf der Serviette vor ihnen. «Woher kommst du?»
Der neue Typ legt den Kopf in den Nacken und grinst. «Von überall.»
Barbara runzelt die Stirn. «Nein, ich meine, wo hast du vorher gearbeitet?»
Das Grinsen des neuen Typs wird noch breiter. Nette Zähne. «Lange Geschichte.»
Ich mag den Burschen. Es ist, als würde er sagen,
Fick dich, Lady
, und dabei die ganze Zeit ein hübsches breites Lächeln auf dem Gesicht.
Danzig steht hinter mir, was ihn offenbar mutiger werden lässt. Er beugt sich vor und sagt: «Und was soll das mit der Ratte?»
Der Neue dreht sich um und sieht zu Danzig auf. Langes Schweigen.
«Tja …» Der neue Typ wartet einen langen Herzschlag. «Was denkst du denn?»
Danzig mustert ihn. Der Stress macht seine Stimme schrill. «Man sagt, du wärst so ein Querdenker.»
Er lächelt und nickt.
Barbara kann nicht mehr an sich halten. «Was wirst du hier tun?»
Langsam dreht der Typ sich zu ihr um. «Ist dir der kalifornische Stinkkäfer ein Begriff?»
Barbara kneift die Augen zusammen. «Was?»
«Nun, der Stinkkäfer kann noch in einigen der rauesten Umgebungen der Welt überleben – zum Beispiel in den trockensten Wüsten –, obwohl es ein richtig großes, fettes Insekt ist. Nun könnte man sich fragen,
Was ist da los?
Wie kann dieses schwarze Biest an einem solchen Ort überleben?»
Barbara blinzelt immer noch.
«Die Sache ist die.» Der Neue richtet sich auf. «Der Stinkkäfer hat einen ausgeprägten Sinn für Innovation. Bei Tagesanbruch ‹trinkt› er aus der feuchten Luft, indem er einfach sein Hinterteil in die Brise hält und seinen Anus öffnet.» Sein Lächeln ist verschwunden. «Und das ist mal eine Innovation.»
Er sieht zu Barbara auf. Eine Augenbraue taucht über dem Rand der Brille auf. «Vielleicht ist es an der Zeit, dass auch du deinen Anus für die Feuchtigkeit öffnest, die jeden Tag sanft über dich hinwegweht.»
Barbara ist erstarrt. Sprachlos.
«Wow, das
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