Cash Out (German Edition)
überrascht. «Aus der Finanzabteilung?»
«Genau die.»
«Oh ja.» Sie verdreht die Augen. «Die Dame mit dem Tunnelblick.»
«Jepp», sage ich. «Dann wissen Sie auch, womit ich mich rumzuplagen habe.»
«Was macht sie denn?»
Ich beuge mich vor und flüstere. «Aus irgendeinem Grund scheint sie zu glauben, dass ich derjenige bin, der irgendwelche Sachen wie ‹P 6 er› oder ‹ FOD s› oder ‹ EOB s› in Berichte einbauen soll. Ich weiß ja nicht mal, wovon zum Teufel sie überhaupt spricht.»
«Himmel.»
«Und sie sagt – halten Sie sich fest! –, dass
Beth
ihr gesagt hat, ich wäre der Mann dafür.»
Sharon stößt scharf die Luft aus und tippt Janice’ Namen in ihren Computer. «Ich hole mir mal kurz ihre Nummer.»
«Danke, Sharon.»
«So etwas muss aufhören.»
«Ich weiß.»
«Sie müssen sich auf seine Reden konzentrieren, nur das ist Ihre Aufgabe. Sie arbeiten ohnehin schon zu viel.»
Mit strengem Blick sieht sie zu mir auf. «Sie werden aber deutlich werden müssen, Danny.»
«Werde ich. Der Flug ist eine gute Gelegenheit dazu.»
Sie wählt, wartet, sieht mich an. «Ja, Sharon hier, Vorzimmer Stephen Fitzroy.»
Ich stelle mir Janice’ Blick vor, wie sie das Telefon abnimmt. Die meisten Leute bei FlowBid haben noch
nie
einen Anruf von Fitzroys Büro erhalten – sind dem Typen noch nie persönlich begegnet. Ich mache jede Wette, dass Janice’ Puls gerade einen Satz von zweiundsiebzig auf eins-vierundvierzig gemacht hat.
«Ich rufe an, um Sie davon in Kenntnis zu setzen, dass Dan Jordan morgen von Stephen auf einer Reise benötigt wird. Eine äußerst wichtige Rede … Ja, und deshalb müssen Sie jemand anderen finden, der diese Berichte für Sie macht.»
Sie sieht zu mir auf und lächelt. Ich verbeuge mich in einem stummen
Vielen Dank
. Fast höre ich, wie Janice am anderen Ende der Leitung zurückrudert.
«Ja, tatsächlich, er ist absolut ausgelastet damit, Stephen zur Seite zu stehen.»
Sie hört zu.
«Ja, schön, vielleicht haben Sie und Beth sich da missverstanden. Dan ist Stephens Redenschreiber, und Sie verlangen von ihm, dass er Dateneingaben für die Finanzbuchhaltung macht.» Sie sieht zu mir auf, schürzt die Lippen, lauscht. «Das hat Beth Ihnen gesagt? Nun, nichts könnte weniger mit der Wahrheit zu tun haben. … Nein, nein, keine Entschuldigung nötig. … Okay, danke, Janice.»
Sharon legt auf, wirft mir einen mütterlichen Blick zu und deutet mit dem Kopf auf Fitzroys Büro. «Sie müssen eine Möglichkeit finden, sie zurückzupfeifen.»
Ich nicke. Ich bin sauer, aber ich hasse Konfrontationen. Irgendwas bildet sich in meinem Hals, und ich weiß noch nicht so genau, ob es Wut oder Besorgnis oder beides ist.
«Nicht morgen im Jet», sagt Sharon. «Jetzt. Sie müssen für sich selbst klar eintreten. Das sind Sie Ihrer Selbstachtung schuldig. Schieben Sie es nicht weiter auf.» Sie deutet mit dem Kopf auf Fitzroys Büro. «Das hier ist Ihre Chance.»
«Okay.»
«Und holen Sie mir die beiden da raus, damit wir ihn zum Jet verfrachten können.»
Ich straffe die Schultern, versuche den Geist von Rod Stone herbeizurufen, den Big Fighter. Wenn Rod hier wäre, würde er mit eine Kopfnuss geben, mir einen Finger auf die Brust drücken und fragen:
Scheiße, was ist los mit dir, Jordan? Solche Arschlöcher zu tolerieren? Hast du nach all den Jahren denn so gar nichts gelernt?
Ich sehe ihn praktisch vor mir stehen, das Kinn gereckt, die Schläfen pulsierend.
Wird Zeit, die Kuschelecke zu verlassen.
Wenn man Beth Gavin auf der Straße begegnete, würde einem die Kinnlade auf die Brust knallen. Sie sieht umwerfend aus. Riesige blaue Augen, hohe Wangenknochen, volle Lippen, langes schneeweißes Haar, seidig glänzende Haut, Beine bis in den Himmel.
Und doch fühlte ich mich in der Mitte meines ersten Tages mit Beth Gavin abgetörnt. War nicht sicher, warum – normalerweise finde ich starke, kluge Frauen sexy –, aber ich würde sagen, es hat etwas mit der Tatsache zu tun, dass sie so eindimensional wirkt, als wäre da nichts außer Ehrgeiz. Sie brennt nicht für die Finanzen wie Janice, sie brennt nicht dafür, eine bessere Möglichkeit zu finden, wie Leute sich vernetzen können wie die Entwickler, sie brennt nicht dafür, Geschäfte zu machen wie unsere Verkaufsmannschaft. Beth brennt nur für sich selbst, und genau das ist ihr Problem.
Beth hat mir mal erzählt, dass sie Bewerber bevorzugt, die «zukunftsorientiert» sind, beispielsweise jede Menge
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