Cash Out (German Edition)
übel.
«Calhoun, hör zu. Genau das versuche ich ja gerade. Ich
will
bescheiden leben. Ich
will
Kassensturz machen. Aber glaub mir, um das tun zu können, muss ich noch ein paar weitere Tage durchhalten.»
Calhoun nickt langsam. «Das ist gut, Mr. Danny. Setz dir einen klaren Termin.»
«Aber ich brauche deine Hilfe.»
Er schüttelt seine Hängebacken. «Ich vergebe keine Darlehen. Aber ich gebe Anlagetipps.»
«Nein, ich meine –»
«Genau genommen habe ich einen Freund, der mir eben erst von dieser kleinen Firma erzählt hat, die es ermöglicht –»
«Calhoun, nein.» Jetzt bin ich derjenige, der flüstert. «Ich brauche deine Hilfe bei Larry.»
Ich erzähle ihm von Little Red. «Ich muss ihn da rausholen.»
Er schnauft. «Du kannst diesen Mann da nicht einfach so rausholen, Mr. Danny. Du brauchst schon einen Panzer, um in das Haus zu kommen.»
Ich drehe mich um und fluche. Ich habe die Zeit völlig aus den Augen verloren. Werfe einen Blick auf die Uhr.
Heilige Scheiße.
Ich habe noch fünf Minuten.
«Ich muss los», keuche ich. «Ich bin so was von am Arsch.»
«Denk nach, mein Kleiner», sagt Calhoun. «Denke nach!»
Ich drehe mich um und blinzle ihn an. «In letzter Zeit ist das Denken nicht gerade meine Stärke. Sag es mir doch einfach.»
Ellie dreht sich um und verschwindet in den Tiefen seiner Wohnung, fummelt an seinem Ghettoblaster herum, und wir kommen noch einmal in den Genuss von «My Humps».
Calhoun raunt mit blitzenden Augen und rauer Stimme: «Denke!»
Wieder dieser dämliche Beat, dieses kratzende
ha-ha-chas
wieder und wieder.
Ich behalte die Augen zusammengekniffen. Mein Hirn ist leer.
«Du wirst niemanden einfach so aus Larrys Haus herausholen.» Er wartet. «Aber du
hast
doch Macht über ihn, oder nicht?»
Ha-ha-cha, ha-ha-cha
«Hab ich das?»
Er nickt langsam. «Denk an deine kleine Gespielin.»
Und die Musik plärrt, ruft Calhoun.
«Jetzt ist es Zeit, dass wir uns verabschieden.» Er schließt die Augen und seufzt. «Meine eigene Gespielin ruft.»
Mein Handy klingelt. Ich erkenne die Nummer.
Oh, Mann – High Rider.
Ich nehme den Anruf an, und er sagt: «Es ist vorbei.»
«Was?»
«Ich habe die Daten veröffentlicht.»
Ich will das nicht glauben. «Was?»
«Dan.» So ruhig, so völlig beherrscht. «Ich habe alles rausgeschickt.»
Sechs
Ich muss mich setzen, um die Neuigkeit zu verdauen.
«Ihr habt die Sachen rausgeschickt?»
«Ich hatte dich gewarnt, Dan.»
Die Welt beginnt sich zu drehen.
Heilige Scheiße.
Mein Leben ist vorbei.
Ich denke an die Chats mit Anne, die Mails an den Typen von der
BusinessWeek
und meine fast sehen zu können, wie die Leute bei FlowBid das alles lesen und sich anschließend in ihren Mini-Büros zusammenrotten …
«Du Arschloch», brülle ich. «Du
gottverdammtes
Arschloch.»
Scheiße, wo ist Kate? Ich muss Kate erreichen, bevor es sie erreicht.
«Ich habe dir eine Stunde gegeben, Dan», sagt er.
«Ich hab dran gearbeitet, du …» Ich schlucke schwer. «… kleiner Dreckskerl.»
«Gut, dann besteht ja noch Hoffnung.»
Ich sitze da an der Seite von Larrys Haus und starre diese kleine braune Tür an, die mit der Garage verbunden ist, aber der Groschen fällt nicht.
«Hoffnung», brülle ich. «Es gibt keine beschissene Hoffnung. Jetzt nicht mehr.»
«Hast du doch eben gesagt. Du arbeitest daran, meinen Kollegen herauszuholen, also gibt es auch noch Hoffnung.»
«Nein, das ist jetzt ganz allein dein Problem. Du hast mein Leben ruiniert, du Arschloch. Ich bin erledigt. Ich muss sofort zu Kate.»
Langes Schweigen. «Dan, ich glaube, du verstehst nicht ganz, was geschehen ist.»
Ich starre weiter die Tür an. Mir ist danach, aufzustehen und sie einfach einzutreten, aber sie ist aus Metall, und ich würde mir bloß die Zehen brechen. «Du hast meine privaten Informationen veröffentlicht, das ist es, was du gesagt hast. Mein Leben ist im Arsch. Was wiederum bedeutet, dass ich von nun an eine neue Lebensaufgabe habe, nämlich euch in beschissene kleine Stücke zu reißen.»
Er lacht wie ein Kobold auf Helium. «Du begreifst gar nichts. Ja, ich habe deine privaten Infos an die FlowBid-Angestellten rausgeschickt.»
Ich werde gleich kotzen.
«Aber ich habe nicht alles veröffentlicht.»
Was?
«Ich habe zunächst nur deine Porno-Aktivitäten rausgeschickt. An die Leute der obersten Firmenetage. Sonst nichts.»
Mein Blickfeld verengt sich. In meinem Kopf rattert es, doch das Bild meines künftigen Lebens, das sich
Weitere Kostenlose Bücher