Cash Out (German Edition)
wieder in den Kofferraum zu verfrachten.»
Glatzkopf hat wieder angefangen zu flennen.
Larry macht einen Schritt auf Rod zu, besinnt sich eines Besseren, tritt zurück.
Rod reckt die Schultern, seufzt. «Tony war ein braver Junge, Larry. Er hat sich entschieden zu reden. Ich finde, wir sind es ihm jetzt schuldig, dass wir ihn nach Hause bringen, den Draht entfernen, der sich in sein Fleisch schneidet, und ihn dann ins Bett stecken.»
Glatzkopf macht ein Geräusch, das sich anhört wie
Ja ja ja, bitte bitte
.
«Aber natürlich», sagt Rod, «wird er uns vorher noch die Privatadresse von diesem David Duncan geben müssen.»
Sieben
So viel weiß ich …
David Duncan befindet sich in seinem 3 -Millionen-Dollar-Haus an der Jackson Street nahe der Broderick Street in Pacific Heights. Er sitzt in seinem Büro vor seinem Laptop, ein Glas 92 er-Cabernet-Sauvignon auf dem Schreibtisch, Coltranes «My Favorite Things» leise im Hintergrund pulsierend, was die Stimmung abrundet. Die Gemahlin schläft bereits, und das Au-pair ist oben, kümmert sich ums allabendliche Zu-Bett-geh-Ritual mit den Kindern. David
hasst
es, sich abends mit den Kindern abzugeben.
Er sieht sich die Aktienkurse an.
An einem Tag hat sein Portfolio um 270000 Dollar an Wert gewonnen.
Google.
Salesforce.com.
Genentech.
VM ware.
Und dann noch all die Insiderdeals, die er als Partner bei Knowland, Hill und Davis eingefädelt hat. Geschäfte zur Finanzierung einer Elite von Start-ups, die zum größten Teil an die Börse gegangen sind und im Gefolge der zweiten Hightech-Blase in einem Jahrzehnt extreme Vermögen angehäuft haben.
Als Partner der Kanzlei und als gerissener Privatanleger hat Duncan ein Portfolio von deutlich mehr als 79 Millionen vorzuweisen. Aber er will mehr. Viel mehr.
Verdammt, er ist erst einundvierzig. Mit fünfundvierzig will er seinen eigenen Jet mit eigenem Piloten, und dann auch nicht irgend so eine Scheiße wie eine Cessna Citation X, sondern eine Gulfstream 5 . Er will Wohnungen in Kauai, New York City, Paris, London und natürlich in seiner Heimatstadt Hartford, Connecticut. Mit fünfzig will er in der Lage sein, für seine Ururenkel Treuhandvermögen anzulegen. Er will auf der
Fortune
-Liste stehen – eine Liste der schillernden Top-Gewinner der Internet-Ära.
Er will mindestens eine halbe Milliarde.
Mit FlowBid kam die entscheidende Wende. Seit der Börseneinführung ist die Aktie auf den vierzehnfachen Wert ihres Emissionspreises gestiegen. Wenn alles noch ein paar weitere Monate hält, darf Knowland, Hill und Davis anfangen, ihre FlowBid-Aktien auf dem offenen Markt zu verkaufen, und könnte dabei mehr als 1 , 3 Milliarden Dollar verdienen.
Sofern Stephen Fitzroy den Laden zusammenhalten kann.
Sofern diese bescheuerten freigestellten Geeks es nicht noch schlimmer machen.
Weswegen David Duncan jetzt sein Handy nimmt und die Nummer seines Mannes bei Stanislau wählt. Tony oder Anthony. Der stämmige, muskulöse glatzköpfige Bursche, der ihm irgendwie nicht ganz geheuer ist. Der Bursche, der die Geeks unter Kontrolle halten soll, der sie daran hindern soll, noch mehr Leute zu rekrutieren – Leute wie Fitzroys Redenschreiber.
Er wählt seine Nummer.
Hört dann etwas im vorderen Teil des Hauses.
Ein Klopfen?
Erreicht wieder nur Tonys Voicemail.
Scheiße, wo steckt er?
Er steht auf, geht in den vorderen Teil des Hauses, blinzelt durch die Glastür.
Zwei große Männer in dunklen Anzügen stehen auf seiner Veranda. Vor ihren Füßen liegt, zusammengerollt in Embryonalstellung, Tony, sein Problemlöser.
Glatzkopf aus dem Kofferraum zu hieven ist erheblich schwieriger als beim ersten Mal. Wahrscheinlich weil seine Kleidung pitschnass ist. Vielleicht aber auch, weil meine Hände so sehr zittern.
Aber zum Glück habe ich ja Rod.
«Geht’s dir gut, Danny?», fragt er.
«Ja.» Ich suche die Straße ab – niemand. «Bist du sicher, dass das jetzt einen Sinn ergibt?»
Larry beobachtet uns vom Bürgersteig aus.
«Was wird dieser Typ denn tun? Die Bullen anrufen?» Rod schnauft. «Kann er nicht.» Er denkt einen Moment darüber nach. «Und wir brauchen Antworten.»
Ich sehe zum Haus hinüber. Es ist ein komplett renoviertes viktorianisches Gebäude, vier Etagen, top gepflegt und in Schuss – beleuchtete Außenanlagen, glasklare Fenster lassen einen perfekten Schein von innen nach draußen fallen. Ein schmaler Einlass mit Stahltor führt auf einen gepflasterten Weg, der wiederum zu einer
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