Cash
dahinter?« Matty deutete auf die verborgene Tür. »Das andere Haus.«
»Welches andere Haus.«
»Früher hatten wir unsere Schlafzimmer hier im Keller. Der Rabbiner wohnte dort unten mit seiner Familie, aber es war zu feucht, also haben wir das Haus nebenan zum Schlafen gekauft.«
Sie sah toll aus, großgewachsen, graue Augen, höchstens einundzwanzig, dachte Matty. Diese Kerle ...
»Und was haben Sie mit dem Keller gemacht?«, fragte er nur, um sie aufzuhalten.
»Fitnessraum.« Sie lehnte sich neben ihn auf die Brüstung. »Die Tierkreiszeichen gefallen mir«, sagte er wiederum nur, um etwas zu sagen.
»Na, dann machen Sie mal einen Schnappschuss, denn deren Tage sind gezählt.«
»Malen Sie sie über?« Er versuchte, bekümmert zu klingen. »Das ist aber schade.«
»Finden Sie? Ich finde sie ein bisschen unheimlich. Also, für Juden, ja, da ist es verboten, Gesichter zu malen? Da ist dann der Bogenschütze, also, Schütze« - sie deutete darauf - »sehen Sie mal, bloß ein Bogen und ein Arm, eine Waffe und ein Körperteil. Dasselbe bei der Jungfrau, sehen Sie? Eine Frauenhand und eine Weizengarbe. Und der Stier dort drüben ist eine Kuh, weil Stiere angeblich heidnisch sind.«
»Ist ja ein Ding.«
Unten reichte Cash, nachdem er einen Blick zur leeren Seite des Balkons hinaufgeworfen hatte, einer der Hausbediensteten halb gebückt die leere Platte.
»Sehen Sie den?« Kelley schnippte einen Finger heraus. »Eric?«
«Ja.«
»Der war bei diesem Mord dabei. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie die Cops den durchgenudelt haben.«
«Ehrlich?«
»Was für Arschlöcher.«
»Hab gehört, jetzt verweigert er sich.«
»Himmel, würden Sie das nicht?«
Es war ein albernes Spiel, das Matty mit einem Schulterzucken beendete.
»Wissen Sie, welches ich am liebsten mag?«, fragte sie.
»Welches was?«
»Krebs.«
»Was?«
»Den da.« Sie zeigte auf eine Abbildung, die für seine Begriffe aussah wie ein südafrikanischer Hummer.
»Das Tier Krebs, ja? Aber der Künstler hielt koscher, der wusste nicht mal, wie so ein Krebs aussieht. Dann zeigt ihm ein anderer koscherer Jude in einem Restaurantfenster einen Hummer und sagt: >Da ist einer<, und so kommt es.«
»Wow.«
»Harry mag den so gern. Wahrscheinlich behält er ihn und baut ein neues Restaurant drumherum.«
Unten kam die Versammlung schließlich zum Ende und franste in Smalltalk und Anekdoten aus, man lehnte sich zurück, die Mienen lockerten sich auf, man lachte über dieses oder jenes. Eine der Kellnerinnen, eine drahtige Frau in einem kräftig gestärkten, übergroßen weißen Frackhemd, erzählte, wie sie einmal im Spindraum gefangen war, während sich nebenan der chinesische Koch mit dem dominikanischen Trancheur in ekelhaft drastischen Details über den Sex mit ihren Ehefrauen austauschten. Sie beschrieb, wie sie unablässig gepoltert und sich geräuspert habe, damit sie endlich den Mund hielten und sie an der Küche vorbeigehen konnte, ohne irgendjemanden zu beschämen, aber der Wink sei einfach nicht zu ihnen durchgedrungen.
»Eine halbe Stunde hab ich dort festgesteckt.«
»Was haben sie denn gesagt?«, fragte Steele.
»Das möchte ich lieber nicht wiederholen.«
»Ach komm, tu uns das nicht an«, sagte Cash zu laut, mit einer seltsam tonlosen Munterkeit, als hätte er den Satz vom Blatt abgelesen.
Als die Versammlung sich auflöste, wartete Matty, bis Cash das Haus verlassen hatte, und ging dann nach unten.
»Also.« Steele bot ihm einen Platz an der Kochinsel an.
Zwischen ihnen hingen drei Kronleuchter aus vollen roten Campariflaschen, die rings um Halogenbirnen hingen und deren Befestigungsdrähte sich in den nebulösen Höhen des Gebäudes verloren.
»Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Cash hier sein würde?«
»Hätte ich es ihm erzählt, wäre er wohl nicht gekommen.«
»Nein, warum haben Sie es mir nicht erzählt?«
»Wenn ich es Ihnen erzählt hätte, hätte ich es ihm auch erzählen müssen.«
Matty zögerte. Steele amüsierte sich gerade ein bisschen zu sehr.
»Na ja, ich darf jedenfalls nicht einfach so auf den Mann zugehen«, sagte er. »Haben Sie überhaupt mit ihm gesprochen?«
»Über das, was passiert ist? Ja.« Steele lachte halb. »Ihr habt da wirklich einen Bock geschossen.«
»Ich weiß. Deswegen hatte ich ja gehofft, Sie würden mir helfen, das Kriegsbeil zu begraben.«
»Hören Sie, ich hatte gedacht, wenn Sie hier sind und er hier ist, in jemandes Zuhause ... Was kann ich denn sonst noch
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