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Cash

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Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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weitere Hausbedienstete eine Platte mit, wie es aussah, gemischten Mini-Tortillas brachte. Seine Angestellten warteten, bis der Boss sich eine genommen hatte, und griffen dann ihrerseits zu.
    »Der kritische Punkt ist natürlich« - Steele schluckte - »die letzte Bestellung. Wenn ihr da jemanden habt, eine Frau insbesondere, die nicht stehen kann, den Kanal voll hat, eine Versuchung darstellt, Ärger im Anzug, holt ihr Clarence und verfrachtet sie ins Taxi. Das macht ihr zusammen, damit ihr jeweils einen Zeugen habt. Und guckt, dass sie genug Geld hat. Schreibt euch die Taxinummer auf. Guckt, dass der Fahrer weiß, dass ihr seine Nummer habt. Damit sie sicher nach Hause kommt.«
    »Und wenn sie nicht gehen wollen?«
    »Ermessensfrage. Sie können nicht für sich selber sorgen? Polizei rufen. Sonst sind wir verantwortlich. Tut so, als würden sie zur Familie gehören. Behandelt sie so, als würden sie zur Familie gehören.«
    »Ein Scheißverwandter ist immer noch ein Verwandter«, gab einer der Angestellten in die Runde.
    »Außerdem«, sagte Eric Cash heiser, »erinnert eure Barkeeper daran, dass sie die Befugnis haben, Leute abzustöpseln. Und dass sie davon Gebrauch machen sollen.« Die Angestellten sahen ihn an, als warteten sie auf eine Fortsetzung, aber Cash sah schließlich doch nach oben, fing Mattys Blick auf, und verlor den Faden.
    »Ganz genau«, sprang Steele für ihn ein. »Und keine Angst, jemandem auf die Füße zu treten. Wer so durch ist, dass ihr Maßnahmen überhaupt erwägt, erinnert sich am Tag darauf sowieso nicht mehr dran.«
    In Erics Gesicht, das noch immer zu Matty aufschaute, lag derselbe unheimlich fügsame Ausdruck wie an jenem Tag im Vernehmungsraum, als er ihn einen feigen, selbstmitleidigen Versager und, seien wir ehrlich, einen Mörder genannt hatte.
    Erneut begab sich Matty außer Sichtweite, trat von der Brüstung zurück und wanderte abwesend zwischen den Diwanen, den Ledersesseln und Bücherregalen umher, die die hintere Wand säumten. Ganz ähnlich dem Kochbuchschrein unten waren den polyestereingeschlagenen Bänden hier Artefakte zugesellt: ein Wachbuch aus dem Jahre 1898 vom achten Revier, ein Lederetui mit ärztlichen Instrumenten zur Untersuchung von Bindehautentzündung und anderen Augenkrankheiten, die auf Ellis Island zur Abweisung von Einwanderern geführt hatten, eine holländische Tonpfeife aus dem achtzehnten Jahrhundert, die man in Steeles Hinterhofplumpsklo ausgegraben hatte, neben einer gläsernen Crackpfeife aus dem zwanzigsten Jahrhundert, die im Gras daneben gefunden worden war, sowie ein nach wie vor geladener Revolver, der einmal Dopey Benny Fein gehört hatte.
    Dieser ganzen wiedergeborenen Kutscherhaus-Finesse zum Trotz, dem kunstvollen Versuch, die eigene Geschichte zu befrieden und sich gleichzeitig als neuesten Schrei zu definieren, wurde Matty vor allem von der doppelten Präsenz vertriebener Geister - mittelloser Mieter, orientierungsloser Gemeindemitglieder - umfangen. Matty war schon immer mit dem Polizistenblick geschlagen gewesen: dem Zwang, wo immer er hinging, sich die Überlagerung der Toten vorzustellen.
    Auf leisen Sohlen ging Matty um die Spitze des Balkons herum zur Vorderseite des Hauses. Er spähte durch das untere Dreieck des Davidsterns auf den People's Park Ecke Stanton Street, tausend eingezäunte Quadratmeter modellierten Schwachsinns, Plastikeimer-Pyramiden und die Flagge einer Nation, die nur im Kopf existiert, Klimmzüge eines heftig tätowierten Bikers an einer Reckstange. Matty lachte, und auf einmal war da ein hauchiges Grunzen an seinem Ohr, kehlig, aber menschlich, dass ihm das Herz aussetzte, dann war es weg; dieses verfluchte Haus war verhext, das könnte er schwören. Beim nächsten plötzlichen Geräusch fuhr er schwer schluckend herum und sah, wie eine junge Frau auf der anderen Seite des Balkons einfach aus der Wand trat. »Scheiße«, zischte er, und einige Angestellte blickten neugierig zu ihm hinauf. Aber die Frau war echt, Matty sah jetzt die Umrisse der Tür, durch die sie gekommen war. »Hallo«, flüsterte er.
    »Hallo.« Sie gesellte sich zu ihm ans Buntglasfenster. »Sind Sie der neue Sicherheits...?«
    »So was in der Art.« Die Frage schuf sofort eine Kluft, gleichwohl er gegen eine kleine Nebenbeschäftigung nichts einzuwenden gehabt hätte. »Matty Clark.« Er reichte ihr die Hand.
    »Kelley Steele.«
    Als er ihre Stimme hörte, sah Harry Steele kurz herauf und winkte ihr mit einem Lächeln.
    »Was ist

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