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Cash

Cash

Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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tun?«
    »Fest steht«, sagte Matty, »von Rechts wegen darf ich mich dem Mann gar nicht mehr nähern. Deshalb hatte ich Sie ja gebeten.«
    »Nicht mehr nähern ... Wegen dem Anwalt?« Steele klang, als spräche er mehr mit sich selbst. »Das habe ich ja nicht geahnt.«
    Matty musterte ihn einen Augenblick. »Sie haben doch nicht ... Ach, du Scheiße, haben Sie ihn mit diesem Kerl zusammengebracht?«
    Steele blickte in die Ferne. »Die Frage steht Ihnen nicht zu.«
    Matty lehnte sich zurück, betrachtete die Tierkreiszeichen, die so jungfräulichen wie kriegerischen Abbilder, und die Tora-Kochbuch-Nische.
    »Und bezahlen tun Sie ihn auch noch, stimmt's?« Dabei grinste er.
    Steele blickte ihn an mit seinen tranigen Augen.
    »Ich sag Ihnen, wer sich in dieser Sache noch einen Ast freut«, sagte Matty. »Dieser Anwalt - ich kenne diesen Kingston-Triospielenden Drecksack, für den ist das eine Mordsgaudi. Und ich lasse nicht locker, also verlassen Sie sich drauf, der Taxameter läuft.«
    Steele zuckte hilflos mit den Schultern. Und momentan war er immer noch sein einziger Draht zu Cash, also ...
    »Haben die neulich ihre Jugendschutzkontrolle durchgezogen?«
    »Ja.« Steele gähnte. »Aber erst nach Mitternacht. Ich habe mir an der Tür stundenlang die Beine in den Bauch gestanden.«
    »Aber besser so als anders, oder?«
    »Schon.«
    »Na, ich würde Ihnen nächstes Mal zu gern wieder einen Wink geben.«
    »Das wäre famos.«
    »Nicht wahr. Also reden Sie mit ihm. Bitte. Und hängen Sie diesen Scheißanwalt ab.«
    «Es ist sein Anwalt.«
    «Es ist Ihr Geld.«
    Kelley Steele kam wieder, diesmal von irgendwo hinter dem Schrein, lehnte sich auf Steeles Schulter und nahm einen Schluck kalten Kaffee, bevor sie das Haus verließ.
    »Ich weiß nicht, wie ihr Kerle das anstellt«, sagte Matty als Geste der Versöhnung.
    »Was anstellt?«
    »Das letzte Mal, dass ich mit einer Einundzwanzigjährigen zusammen war - da war ich zweiundzwanzig.«
    Steele fuhr ein wenig zurück, zog eine Grimasse. »Das ist meine Tochter.«
    »Tatsächlich.« Matty lief rot an. »Bin wohl kein besonders guter Ermittler, was?« Aber ein bisschen besser fühlte er sich schon.
     
    Nach der Versammlung bei Harry Steele trat Eric vor einen parkenden, unbemannten Lieferwagen an der Ecke Rivington und Essex, dachte plötzlich, er fahre noch, und schreckte panisch zurück.
    Das unerwartete Auftauchen von Matty Clark hatte ihn paralysiert und stürzte auch jetzt noch seine Wahrnehmung der dinglichen Welt ins Chaos. Dieser beschissene Bulle. Was immer Eric noch für Gründe hatte, seine Hilfe zu verweigern, und die wechselten praktisch stündlich, Folgendes hatte er heute unmissverständlich gelernt: dass er sich lieber die Kehle durchschnitt, als jemals wieder mit ihm oder seiner Partnerin hinter eine geschlossene Tür zu treten. Das ginge schneller.
     
    Um sieben am selben Abend kehrte Yolonda mit zwei Einkaufstüten in den Dienstraum des neunten Reviers zurück. Drei weitere Gefangene waren jetzt mit dem Jungen in der Zelle, und als sie in der Kochnische fertig war, brachte sie ihnen allen Spiegelei-Sandwiches, ohne ihn zu bevorzugen oder auch nur anzusehen. Eine halbe Stunde lang spürte sie seinen Blick im Rücken, und als sie wieder ans Gitter trat, kam ihr Tucker unaufgefordert entgegen.
    »Alles klar?«, flüsterte sie verschwörerisch und legte ihre langen braunen Finger um die Gitterstäbe.
    Er zuckte die Achseln.
    »Hast du noch Hunger? Ich habe noch zwei Eier übrig.« Noch ein Achselzucken, aber er blieb am Gitter stehen. »Na, sag Bescheid.« Yolonda lächelte traurig und setzte sich wieder an ihren Schreibtisch.
    »Sie hatten recht«, sagte er einige Minuten später.
    Yolonda drehte sich um und fragte durch den Raum: »Womit?«
    »Die mögen mich nicht besonders.«
    »Wer die?« Sie schlenderte zur Zelle zurück.
    »Meine Eltern. Meine Brüder, die sehen aus wie mein Vater.«
    »Dunkel, oder?«
    Er sah sie an. »Meine Mutter war auch dunkel.«
    «Tatsächlich?«
    Sie machte einem der Kollegen ein Zeichen und ließ Tucker von der Zelle in den Vernehmungsraum verlegen. Dort wurde er mit Handschellen an das Stahlrohr an der Wand gefesselt. »Vorschrift«, sagte Yolonda entschuldigend und wartete, bis der Kollege die beiden alleingelassen hatte. »Shawn, wie alt bist du?« Sie schob sich so nah an ihn heran, wie sie konnte, ohne auf seinem Schoß zu landen. »Neunzehn.«
    »Neunzehn und hast sieben Raubüberfälle auf dem Buckel.« Lehnte sich wie

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