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Cash

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Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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nur ausgedacht hatte, also ging er in das ruhigere, rot gestrichene Hinterzimmer, Chinaman's Chance, und drückte mit dem Daumen auf dem Handy herum, um sich eine Bestätigung zu holen. »Hallo?«
    Er wusste nicht, ob er eben aus Versehen Minette Davidson angerufen hatte oder sie ihn, zufällig um zehn nach zwölf, als er gerade das Telefon aufklappte, um seine Exfrau anzurufen; die Frage war ihm aber gerade zu verzwickt, also legte er bei allen auf und ging wieder in die Bar.
     
    *
     
    Am Sonntagmorgen war Berkowitz erneut eine Stimme auf dem Band. Und als Matty einen Freund von der Fahndung anrief, um zu hören, wie die ersten Razzien in den Lemlichs und den Cahans gelaufen seien, erfuhr er, dass sie nicht liefen. »Mann, gestern war die Hölle los wegen dem entführten Predigerkind. Sie haben uns in die Heights hochgeprügelt, wir haben ungefähr fünfzig Türen eingetreten und gehen gleich noch mal hin, um uns die nächsten fünfzig vorzunehmen.«
    Wen er auch anrief von Sitte, Drogen, Streife war, welch Überraschung, »im Einsatz«, was höchstwahrscheinlich heißen sollte, oben bei der Entführung, und werde sich baldmöglichst melden.
    Um drei Uhr am Sonntagnachmittag kam das Mädchen von allein zurück, einfach ins Haus ihrer Großeltern spaziert, und erzählte, sie sei von sieben Männern in einem abgedunkelten Transporter entführt und zu einem Anwesen gefahren worden, wo man ihr die Augen verbunden und Drogen eingeflößt habe. Sie erinnerte sich nicht, was sie dort gemacht, noch was man ihr angetan hatte und auch nicht, wie sie nach Hause gekommen war.
    Trotzdem waren sie um fünf immer noch alle im Einsatz oder hatten einfach Feierabend gemacht, nachdem sie mindestens eine Doppelschicht durchgezogen hatten, um Töchterchen nach Hause zu bringen. Um sechs rief ein Kumpel vom Drogendezernat an und steckte Matty im Vertrauen, sie persönlich seien gar nicht in die Heights abgeordert worden, sondern hätten sich den ganzen Tag darauf vorbereitet, am Abend für ihn die Lemlichs und die Cahans zu durchpflügen, seien jedoch in letzter Minute von ihrem Lieutenant ohne Erklärung zurückgepfiffen worden.
    Matty versuchte daraufhin beharrlich, Berkowitz zu erreichen, und bekam jedesmal das Band, allerdings hätte der Mann persönlich am Apparat auch nur höhere Gewalt beschworen, gesagt, sein Chef habe davon Wind bekommen (die Ratten sind überall hier im Präsidium), und er habe die Notbremse gezogen, aber er habe es versucht, er habe sein Bestes gegeben.
    Matty würde nie herausfinden, wer letztendlich seinen zweiten Angriff erneut gekippt hatte, aber das war inzwischen auch egal.
    Zweimal übers Ohr gehauen - selbst schuld.
    Also rief er noch spät am selben Abend fünf seiner eigenen Detectives zusammen, die allesamt ohne Genehmigung Überstunden machten, und setzte sein Personal so effektiv wie möglich ein, was unterm Strich bedeutete, von 3.00 Uhr bis 5.00 Uhr die Kreuzungen nahe des Tatorts zu besetzen und somit den genauen Zeitpunkt des Überfalls vor zehn Tagen von beiden Seiten einzufassen, Flugblätter auszuteilen und so viele Befragungen vor Ort durchzuführen wie möglich, wobei Yolonda als Swingman zwischen der Ecke Eldridge und Delancey und dem achten Revier hin und her pendelte, um jeden zu vernehmen, den die von Überstunden erheiterte Lebensqualität reinbrachte.
    Erwartungsgemäß war das alles für die Füße.
    Bei Sonnenaufgang stellte Matty Plan B auf.
     

7 Bellende Hunde

    Sie saßen sich im Castillo de Pantera gegenüber, nachdem Billy auf Mattys Anruf so schnell an die Lower East Side zurückgekehrt war, dass Matty, wäre Billy oben in Riverdale nicht persönlich ans Telefon gegangen, angenommen hätte, der Mann habe die ganze Zeit um die Ecke auf der Lauer gelegen. Die einzigen Gäste zu dieser Vormittagsstunde waren zwei junge Frauen mit Bürstenschnitt und farbbeklecksten Latzhosen, von denen eine bei der nach Maya aussehenden Kellnerin in gebrochenem Spanisch bestellte.
    »Sagen Sie.« Matty beugte sich vor und senkte die Stimme, »Ich bin ja immer ehrlich zu Ihnen gewesen, nicht wahr? Und momentan sehe ich das Ganze mit Lichtgeschwindigkeit den Bach runtergehen.«
    »Was ist denn mit Eric Cash?«
    »Nichts.«
    »Und wenn ich ...«
    «Vorbei.«
    «Was, wenn ...«
    »Ich hatte Sie gebeten, dem Reporter bestimmte Dinge zu sagen, von denen keines in der Zeitung auftauchte. Ich verstehe ja, dass Sie aufgewühlt sind ...«
    »Aufgewühlt...«
    »Genau, aufgewühlt. Aber der Sinn der

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