Cash
kurz, nachdem sie ihm das unterbreitet hatte, katapultierte ihn geradewegs zur Eldridge Street 27, zur Kugel, die so nah war, dass er sie mit der Handfläche hätte aufhalten können, und Eric fickte sie das ganze Wochenende - das würde er ihr nur ungern sagen -, um vor diesem Grauen davonzulaufen.
Das Ende seiner Schicht nahte, er hatte eine Stunde bis zur zweiten Hälfte seiner Doppelschicht und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Er meldete sich ab und machte sich auf, die vier Blocks zu seiner Wohnung zu laufen, erinnerte sich dann daran, dass Alessandra dort auf ihn wartete, kehrte um, ging wieder ins Berkmann und streckte sich in einem der unteren Vorratsräume aus.
Der Laden, vier Blocks von seiner Schule entfernt, hieß BD Wing Bestattungen, und Tristan hatte so was noch nie gesehen: ausschließlich Papiermodelle von jedem nur vorstellbaren Luxusgut, von Gucci-Slippern über Handys und Zigarettenschachteln bis zu einem einszwanzig großen dreistöckigen Haus mit maßstabsgetreuen Backsteinen und Markisen.
»Was ist das denn?« Tristan hielt einen plastikverschweißten Papiersmoking von der Größe eines zusammengelegten Oberhemds hoch.
»Nichts für dich«, sagte der Besitzer, ein grauhaariger Chinese, der Tristan folgte, seit der den Laden betreten hatte.
»Ich klau ja nichts. Was ist das, für Kinder?«
»Für niemand.« Der Mann neigte den Kopf Richtung Tür.
Auf der anderen Seite der Mulberry Street, im Columbus Park, war ein Ganzfeld-Basketballspiel mit zwei Mannschaften im Gange, alles Chinesen, die höchstwahrscheinlich, wie er selbst, gerade die Schule schwänzten.
»Ey, yo.« Gameboy löste sich aus einer dunklen Ecke des Ladens, aus dem Schatten seiner eigenen Brauen, in einer Hand einen Backstein aus nachgemachtem chinesischem Geld, so sah es für Tristan aus, in der anderen zwei Videos.
»Der von dir?« fragte der Alte.
»Ja.«
»Sag ihm, kaufen oder raus.«
»Okay.« Gameboy nickte und sah dann mit schrägem Kopf Tristan an. »Was gibt's?«
«Öfter hier?«
«Ja.«
»Was ist das denn?«
«Abgedrehtes Zeug, oder?«
»Kaufen oder raus«, kläffte der Besitzer hinter der Theke.
»Ja ja.« Gameboy winkte ab. »Ich hol mir hier gern was. Hab ich früher zu Hause gesammelt, aber dann erzählt mir der Typ hier, das bringt Unglück, also ...«
»Wie?«
»Der ganze Krempel hier ist für Tote. Verbrennen die Chinesen auf der Beerdigung, damit der Tote es mit in seine Nachwelt nehmen kann ... außer dem hier.« Gameboy reichte Tristan das verschweißte Spielgeld. »Höllenbanknoten. Verbrennt man, um den König der Hölle zu bestechen, damit der Tote da nicht zu lange bleiben muss.«
»In der Hölle?« Tristan beäugte die übereinandergestapelten und aufgereihten Imitate und wollte sie alle, allesamt.
»Und verschenken tut man das Zeug nie, an niemand, weil das ist wie ein Fluch. Das ist, wie wenn man dem den Tod wünscht.«
»Warum kaufst du das dann?«
»Verbrenn ich manchmal selber, zum Beispiel bei mir auf dem Dach? Und manchmal schenk ich das Leuten, denen ich den Tod wünsche.«
«Woher weißt du das?«
»Einfach so.« Dann hielt er die Berserker-Spielebox hoch. »Spielst du das?«
«Nee.«
»Könnte ich dir in zwanzig Minuten oder was beibringen.«
«Okay.«
»Du wohnst in Oliver zweiundzwanzig, oder?«
«Ja.«
»Ich in St. James zweiunddreißig.«
«Okay.«
»Willst du irgendwann mal vorbeikommen?«
«Ja, okay.« Nein; er hielt die Luft an vor dem modrigen Dunst des Dicken.
»Ich wohne in zwölf D.«
«Okay.«
»Total einfach, das Zeug.«
«Ist gut.«
Gameboy ging zur Theke und zahlte sein Geld, Tristan folgte ihm und fuhr mit den Fingern über die gestapelten Papierfeuerzeuge, Höllenbankkreditkarten und gelöcherten Fahrerhandschuhe. Draußen in der Mulberry Street schälte Gameboy einen Zentimeter Banknoten vom Stapel und gab ihn Tristan. »Das ist kein Fluch und nichts. Denk bloß dran, das Zeug zu verbrennen, sonst kommt der König der Hölle persönlich und holt es sich.«
»Okay.« Tristan nickte, dann ging er über die Straße, angeblich, um den Chinesen beim Ganzfeldspiel zuzusehen, in Wahrheit aber, um die Papierrolex genauer zu betrachten, die er im Laden hatte mitgehen lassen.
Eric war für ein kurzes Nickerchen zwischen seinen Schichten in den Keller gegangen und schlief fünf Stunden, erwachte in Panik, rannte in den Spindraum, um sich Wasser ins Gesicht zu schütten, die Zähne zu putzen und mit den Finger durchs Haar zu
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