Cash
Sie die Nummer an, okay?«
»Achtfünfundsiebzig.«
»Alles Gute.«
Vom Kick und vom Wissen um die Reserve erfrischt, blieb Eric noch im Keller, als Morris gegangen war. Er dachte an Ike Marcus, an Bree und daran, dass er jetzt ungestraft die ganze Nacht trinken konnte.
Und die Sache mit den Lemlichs? Warum nicht? Keiner da drüben in den Siedlungen, der vom Verkauf einer Unze profitierte, der sich überhaupt genug auf der Reihe hatte, um eine Unze verkaufen zu können, wäre so behämmert, so kurzsichtig, die Gans zu schlachten.
In Geld muss man investieren ...
Heute nach der Schicht würde er in die Lemlichs gehen, nein, scheiß drauf, jetzt, Ersatz finden und weg. Er stapfte wieder nach oben und ging ans Pult. »Du, ich muss dringend was Persönliches erledigen.« Er legte die Hand auf den Arm der Hostess, die schon vorher für ihn eingesprungen war; die Frau blickte auf ihren Arm, als hätte er ihn gerade geleckt. »Bin bald zurück.« Als er zur Tür ging, kam ihm Bree mit einem Tablett Nachtisch entgegen.
»Ich wollte dich nicht so angehen«, murmelte sie, »bestimmt hast du deine Gründe«, und ging weiter, bevor er antworten konnte.
Eric holte Luft, rieb sich das Gesicht und kehrte zum Reservierungspult zurück.
Vielleicht morgen Abend.
Um zehn Uhr abends war Matty zu Hause und wollte gerade zur Eldridge Street 27 gehen, ein bisschen am Schrein herumlungern und dann vielleicht ins No Name gehen, um sich mit der Mixologin kurzzuschließen, als sein Handy klingelte.
»Ja, hallo, hier ist Minette Davidson. Ich habe mich gefragt, ich müsste mal mit Ihnen reden.«
»Ja, natürlich.«
»Ich bin unten.«
»Unten?« Da wurde ihm klar, dass sie ihn auf der Wache wähnte. »Bin in zwei Minuten da.«
Sie saß auf einem der Hartschalenstühle in der keilförmigen Rezeption, wo er ihren Mann zum ersten Mal gesehen hatte, als der auf dieselbe Wand mit Gedenkplaketten über dem Tresen starrte. »Hallo.«
Sie fuhr zu ihm herum - sie sah ein wenig wild aus unter dem rauen Kranz ihrer Haare - und deutete auf die Inschrift unter dem bronzenen Profil des Streifenpolizisten August Schroeder, getötet im Jahre 1921. »>Die Trauer ist ein eigenes Land<«, las sie. »Dem würde ich nicht widersprechen.«
»Kommen Sie mit nach draußen«, sagte er.
Im Angesicht der massiven Brückenpfeiler, die die unmittelbare Umgebung beherrschten, war der Ausblick vor der Wache um neun Uhr abends derselbe wie um fünf Uhr morgens: vom Kommen und Gehen der Polizei und dem Rumpeln des unsichtbaren Verkehrs abgesehen leblos.
Sie standen nebeneinander in der trostlosen Stille; Minette umschlang sich trotz eines dicken Pullovers in der noch warmen Oktoberluft.
»Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte er schließlich.
»Billy hat den ganzen Tag damit zugebracht, zwanzigtausend Dollar für den Belohnungstopf aufzutreiben, wissen Sie davon?« Ihr Blick irrte ziellos über die Schatten.
»Ja.«
»Er sagte, das sei Ihre Idee.«
«Ja, das schon, aber ...«
»Ich wollte mich nur vergewissern, dass es stimmt.«
«Ich meine, das ist keine Garantie für ...«
«Dass das von Ihnen kommt.«
«Ja.«
»Okay.« Sie nickte, ließ den Blick noch immer über die herzlose Aussicht schweifen. »Mehr wollte ich nicht hören.«
»Dafür hätten Sie nicht hier runterkommen müssen, das hätten wir am Telefon klären können.«
»Tut mir leid.«
»Nein nein, ich meinte Ihretwegen.«
»Ja, nein, ach was, ich musste wohl einfach ein Weilchen raus, ein paar Minuten.«
«Von zu Hause.«
»Ja. Das ist jetzt manchmal wie eine Tigergrube, also einfach nur, na ja, ein paar Minuten.«
»Klar«, sagte er. »Wo ist Ihre, wo ist Nina?«
»Bei meiner Schwester mit ihren Cousinen. Ich brauchte einfach mal Pause.«
Der wachhabende Sergeant kam auf eine Zigarette nach draußen, nickte Matty zu und trat dann beiseite, um die beiden nicht zu stören, doch kurz darauf fuhr ein Transporter vor, und vier Sittenpolizisten führten eine Prozession von sechs asiatischen Frauen in Handschellen zur erkennungsdienstlichen Behandlung. Die Erste in der Reihe war die Größte und Attraktivste und Bestgekleidete, ihr folgten fünf Bauernmädchen: gedrungen mit platten Gesichtern und tumben Mienen.
»Ach Scheiße«, stöhnte der Sergeant, »nicht die Pagode.«
»Tut mir leid, Sarge«, sagte der Einsatzleiter.
»Wo soll ich denn jetzt hin?«, jaulte er, und die Sitte feixte.
»Sehr witzig!«, fauchte die Große. »Ich verdiene gut. Mehr als ihr.«
»Na und,
Weitere Kostenlose Bücher