Cash

der noch da?«
    »Der Notarzt meint, er ist bloß besoffen.«
    »Nein, ich meine, warum ist er nicht auf der Wache?«
    »Haben wir versucht, da hat er hinten auf zwei Streifenwagen gekotzt, also dachte ich mir, behalt ich ihn ein bisschen hier, vielleicht hat er noch was zu erzählen.«
    »Und?«
    »Noch so abgefüllt, dass er eine Rückführungstherapie braucht, um sich an seinen Namen zu erinnern.«
    »Dann will ich ihn hier nicht haben. Kann ihn jemand dahin begleiten? Sind ja bloß ein paar Blocks, vielleicht wird er da etwas klarer im Kopf. Und der, der geredet hat?«
    »Cash? Um die Ecke im Streifenwagen. Ich dachte, vielleicht brauchen Sie ihn noch mal für den Tathergang, also ...«
    Die Nachtschicht ließ es für gewöhnlich sachte angehen mit den Verhören, weil sie nicht eine Stunde, bevor die Kollegen vom Revier übernahmen, jemanden in die Ecke drängen wollten, um dann einen Zeugen oder Verdächtigen zu übergeben, der schon zugemacht hatte, bevor sie ihn sich überhaupt vornehmen konnten. Als Matty sich zum ersten Mal für den stetig rotierenden Nachteinsatz gemeldet hatte, hatte er sich einen solchen Fauxpas geleistet, indem er einen potenziellen Täter zu hart angegangen war, und die eisigen Blicke, die er aus dem Revier bekam, als er einen Verdächtigen inklusive Anwalt übergab, waren ihm wochenlang haftengeblieben.
    »Spurensicherung?«
    »Knappe Stunde.«
    »Wen haben Sie noch angerufen?«
    »Sie, den Captain.«
    »Den Chef?«
    »Ihr Anruf.«
    Matty sah auf die Uhr, fast fünf. Der Chef der Detectives bekam seinen täglichen Bericht morgens um 6.00 Uhr, und Matty fragte sich, ob dieser Fall einen vorzeitigen Weckruf verdiente, dachte dann, weißes Opfer, dunkelhäutiger Schütze in diesem Schlaraffenviertel: Medienrandale der Extraklasse. »Ja, soll die Schicht ihn gleich anrufen.« Matty dachte, meinen Arsch absichern, indem ich seinen absichere. »Moment, warten wir noch ein bisschen«, fügte er dann hinzu, weil er eine Stunde vorankommen wollte, bevor ihm alle aufs Dach stiegen. »Und natürlich haben Sie seine Familie benachrichtigen lassen.«
    »Gott, wollte ich gerade, da kamen Sie.« Es war nicht Ohs Aufgabe, aber...
    Als jemand Matty auf die Schulter tippte, drehte er sich um und sah einen Lieferanten, Zigarette im Mundwinkel, lange braune Tüten voller Brötchen und Bagels im Arm. Nazir schlug auf die geborstene Scheibe und streckte die Arme aus, als hielte der Mann seine Kinder.
    »Darf ich?« Der Mann beleibt, bärtig und unbeteiligt, der Rauchfaden aus dem Mundwinkel kräuselte sich direkt in sein Auge.
    Matty signalisierte einem Uniformierten, den Lieferanten durchzulassen. »Dann will ich den Rollladen wieder runter haben.«
    Als er gerade einige Anrufe tätigen, einige seiner Kollegen aufwecken wollte, fuhren zwei Limousinen vor, noch mehr Nachtschicht, oben aus Harlem, aus Inwood.
    »Was los, Boss?« An Bobby gerichtet.
    »Matty?« Bobby verwies ans Revier.
    Matty wurden vier Kräfte zugeteilt, zwei Männer, zwei Frauen, drei von ihnen Hispanics, ein Glück in dieser Situation. »Also gut, Hausbefragung.« Er winkte in Richtung Mietshäuser, sah jetzt, dass einige der Haustüren einen Spalt offen standen, dauerhaft wahrscheinlich, ein Zeichen von Fujianer-Überfüllung - pro Wohnung Dutzende, die zu jeder Tages- und Nachtzeit kommen und gehen mussten. »Also, so viel, wie geht. Ich glaube nicht, dass die Straße irgendwo videoüberwacht ist, aber vielleicht haben die Subway-Kameras sie drauf, falls sie nach Brooklyn sind. Die nächste Station ist Ecke Delancey und Chrystie, sprechen Sie mit den Putzkräften, den Schaltern, das Übliche.« Dann zu Bobby: »Wo ist noch mal der andere?«
     
    Matty stand vornübergebeugt, eine Hand auf dem Dach des Streifenwagens, um mit dem reglosen Opfer/Zeugen auf dem Rücksitz auf Augenhöhe zu sein.
    »Eric?« Als er die Tür öffnete, drehte sich Eric Cash mit schockglänzenden Augen zu ihm um. Ein Hauch Alkohol lag in der Luft, allerdings war sich Matty ziemlich sicher, dass dem Jungen der Sprit schon vor einer Weile ausgetrieben worden war. »Ich bin Detective Clark. Tut mir sehr leid, was mit Ihrem Freund passiert ist.«
    »Kann ich jetzt nach Hause?«, fragte Eric aufgeräumt.
    »Unbedingt, bald. Allerdings habe ich mir gedacht, es wäre uns eine große Hilfe, wenn ... Meinen Sie, Sie könnten noch mal mit um die Ecke kommen und mir zeigen, was genau passiert ist?«
    »Wissen Sie«, plauderte Eric in demselben lebhaften, losgelösten Ton