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Cash

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Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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einen Fransenpony gelackt hatte.
    »Mit dem hier müsst ihr reden.« Daley zeigte auf Matty.
    »Was gibt's?«, fragte Matty.
    »Wie ich gerade schon dem Officer hier gesagt habe, meine Freundin und ich haben gehört, was der Typ da Ihnen eben erzählt hat«, sagte der Rotschopf. »Ehrlich gesagt sind wir extra noch geblieben, um uns das anzuhören, weil wir genau hier auf dieser Straßenseite waren, als das alles passierte.«
    »Moment«, unterbrach ihn Matty und zeigte auf Bobby Oh in der Menge. »Tommy, könntest du ihn bitte herholen?«
    Daley bahnte sich einen Weg durch die Menge, während Matty die Hand auf den Arm des Rothaarigen legte, damit er schwieg, bis Bobby herkam und sie das Paar trennen konnten. Der junge Mann wirkte übermüdet, aber nüchtern, seine Freundin ein bisschen flatterig, aber ebenfalls klar. Kurz darauf ging Matty mit dem jungen Mann um die Ecke, seine Freundin sah ihm über die Schulter nach, als Oh sie in die entgegengesetzte Richtung führte.
    »Okay«, sagte Matty, als sie schließlich allein vor einem baufälligen Schteibl standen, einer Talmudstube in der Allen Street. »Was gibts?«
    »Wie schon gesagt, meine Freundin und ich waren dabei, als das alles abging.«
    »Als was abging?«
    »Die Schießerei hier.«
    »Okay.«
    »Was der Typ Ihnen über zwei Schwarze gesagt hat, Dominikaner oder was auch immer da aus heiterem Himmel auf sie zugekommen ist, ja?« Der junge Mann steckte sich eine Zigarette an und blies kräftig aus. »Der lügt wie gedruckt.«
     
    Um 5.30 Uhr stakste Eric Cash hinten aus dem Streifenwagen und drehte sich zur Wache um, einer achteckigen Belagerungsfestung aus der Lindsay-Ära, die mitten auf einem plattgemachten Grundstück wie eine gespickte Faust auf die umliegenden Siedlungen zeigte - Lemlich, Riis, Wald, Cahan und Gompers -, das restliche Viertel flach und plump und so weit im Osten, dass eine Welt vor der Landnahme erhalten geblieben war: das letzte jüdische Altersheim, der letzte schusssichere Spritladen, die letzte chinesische Fastfood-Bude und der letzte Geflügelmarkt, alles und jedes in ewiger Trübnis unter den massiven Bögen der Williamsburg Bridge.
    Als er die wenigen Stufen zum Haupteingang hinaufgeführt wurde, flogen plötzlich die Türen auf, zwei Notfallsanitäter rasten mit einer fahrbaren Trage direkt auf ihn zu und bogen im letzten Augenblick scharf nach links zur Behindertenrampe an der Seite des Gebäudes ab. Ikes Freund Steven Boulware sah mit eingefallenen Augen zu ihm auf, und bei jedem Schubs und Holperer wackelte sein Kopf.
     
    Zur selben Zeit gingen zwei Ermittlerinnen der Nachtschicht über die rissigen Fliesen im Flur der Eldridge Street 27 und stiegen die ausgetretenen Marmortreppen ins oberste Stockwerk, um mit ihrer Befragung zu beginnen.
    Auf jedem Stockwerk lagen drei Wohnungen mit je einer jahrhundertalten übermalten Mesusa an den Türen, die im selben dumpfen Karminrot gestrichen waren wie das punzierte Blech, das die untere Hälfte der Treppenaufgänge vom Flur bis zum Dach säumte.
    Die Ermittlerinnen nahmen sich jeweils eine Tür vor und drehten an den uralten Türklingeln, als würden sie jemanden in die Nase kneifen; die Folge ein blechernes Fiepen. Zunächst keine Reaktion im obersten Stock, doch als die beiden schon halb die Treppe hinunter waren, linste doch noch eine Mieterin, eine kleine Asiatin, sofern das irgendjemand erkennen konnte, durch einen Türspalt.
    »Verzeihung, Ma'am?« Kendra Walker stapfte die Stufen wieder hinauf und zückte ihren Ausweis. In der warmen Nacht trug sie ihre Jacke überm Arm, sodass die Tätowierung eines männlichen Namens, in einer Schrift so hip wie ein Mannschaftslogo, unter ihrer fleischigen Schulter zu sehen war. »Sprechen Sie Englisch?«, rief sie, als förderte Lautstärke das Verständnis.
    »Englisch?«, wiederholte die Frau.
    Die vollgestellte Wohnung hinter ihr, von einem einzigen Neonring an der Decke beleuchtet, war kaum mehr als ein hohes Zimmer mit anhängenden Ecken und Winkeln.
    »Kein Englisch?«
    »Nein.« Die Frau starrte auf Kendras Tätowierung.
    »Das ist der Name meines Sohnes«, erklärte Kendra, dann sah sie den Jungen von der Toilette kommen. »Hi.« Sie lächelte, als er mitten im Hosenschließen erstarrte. »Sprichst du Englisch?«
    »Ja«, antwortete er forsch, als wäre er ein wenig beleidigt. Unaufgefordert trat er an die Tür.
    »Ist das deine Mom?«
    »Meine Tante«, sagte er. »Kevin«, fügte er hinzu, als er Kendras Arm gelesen

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