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Cash

Cash

Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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jetzt imitierte, wobei er ein Schulterblatt an der Ecke des Seekoffers stieß, aber egal, das war abzusehen gewesen, das und mehr, stand wieder auf, ging an den Regalen seiner Freundin vorbei, vollgepfropft mit sowohl wissenschaftlicher als auch schundiger Literatur über Prostitution und Bondage, mit südostasiatischen Sprachführern und Sextouristen-Führern, mit ausgewählten Fetischblättern und reproduzierten Tijuana-Bibeln, jedes Fickbuch, Lehrbuch, jeder Achtseitencomic und jedes Tittenmagazin gespickt mit handgeschriebenen Notizen; hängte das Sicherheitsgitter vor dem Fenster aus, ging wieder ins Bad, schlang sich ein Handtuch um die Hüften, watete durch den begehbaren Kleiderschrank, den angeblich gemeinsamen Kleiderschrank, voller Reißverschlusssäcke mit Sachen, die man in Manila nicht trägt, fand den Hibachi-Grill auf einem oberen Regal unter ihren Stiefeln, ihren Schuhen, stellte ihn auf die Feuertreppe, ging wieder zur Kochnische, trank noch einen, wühlte sich durch all die beschrifteten Säckchen und Gläser mit getrockneten Linsen und Bohnen und Dinkel und Scheiß, bis er die kleine Tüte mit Briketts fand, und schnappte sich die Schachtel mit Kaminstreichhölzern. Er war gerade auf dem Weg zurück zur Feuertreppe, als ihn ein harsches Klopfen an der Wohnungstür pfeilscharf durchschoss und wie einen Kreisel herumfahren ließ.
     
    »Eric.«
    Yolonda sah klein und müde aus dort im Hausflur mit den Händen in den Manteltaschen. Er starrte sie an, die Beine unter dem Handtuch zitterten.
    »Ich wollte nur mal sehen, wie es Ihnen geht. Es tut mir so leid, dass Sie das alles durchmachen mussten. Ich sollte jetzt nach Hause gehen, aber ich muss immer an Sie denken. Geht es Ihnen gut? Sagen Sie mir, dass es Ihnen gut geht.«
    Er nickte, außerstande, zu antworten oder seinen Blick von ihr zu wenden.
    »Hören Sie, wir brauchen Sie auf der Wache, um diese Kerle zu identifizieren.«
    »Nicht jetzt.« Seine Stimme war ein heiseres Pfeifen, das Zittern nahm zu.
    »Ist Ihnen kalt? Wollen Sie sich etwas anziehen?«
    «Nicht jetzt.«
    »Ja, nein, Sie sind bestimmt müde, das verstehe ich. Aber wir müssen diese Kerle schnappen, verstehen Sie? Bei so was zählt jede Minute.«
    »Hab ich schon.« Er klang, als würde er gurgeln. »Was?« Yolonda kniff die Augen zusammen. »Hab ich - schon.«
    «Was ...«
    »Versucht - zu helfen.«
    »Sie zittern wie Espenlaub. Bitte, ich will Sie ja nicht bemuttern, aber so holen Sie sich eine Erkältung. Ziehen Sie sich was an, ich komme auch nicht rein, ich warte hier draußen.«
    »Nicht« - er schloss die Augen - »jetzt.«
    Yolonda atmete ein. »Eric, hören Sie mir zu. Wir wissen, dass Sie es nicht waren. Das wissen wir jetzt. Was meinen Sie, wieso ausgerechnet ich herkomme und an Ihre Tür klopfe? Weil diese Bitte mit einer Entschuldigung anfangen muss, und wer muss sich mehr entschuldigen als ich? Sie haben keinen Grund, nervös zu sein, das schwöre ich beim Augenlicht meines Sohnes.«
    Eric starrte sie noch immer an, sein Körper zuckte und flirrte, als gehörte er nicht zu ihm.
    Yolonda wartete noch einen Moment. »Okay, wissen Sie was? Ich komme morgen früh vorbei und hole Sie ab, dann können Sie sich bis dahin ausruhen.«
    »Ich muss morgen arbeiten.«
    »Kein Problem. Wann müssen Sie da sein?«
    Er schloss die Tür vor ihrer Nase.
     
    Auf dem Weg die Treppe hinunter rief Yolonda Matty an. »Ich sag's ja nur ungern, aber ich fürchte, mit diesem Kerl haben wir's uns ein für alle Mal verkackt.«
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand eine kleine Menschenansammlung und sah zu Erics einzigem Fenster hinauf. Yolonda ging hinüber, um zu sehen, was sie sahen: Eric, noch immer mit seinem Handtuch bekleidet, überantwortete auf der Feuertreppe einem kleinen Grill seitenweise Blätter, die Feuer fingen und sich einrollten, bevor sie in der erhitzten Luft davonschwebten und als glühender schwarzer Schnee auf die Stanton Street herabrieselten.
     
    Es sprach für Yolondas Ruf, dass man es, nachdem sie den ganzen Tag damit zugebracht hatte, dem Mann das Rückgrat zu brechen, und ihn dann für etwas verhaftet hatte, das er nicht getan hatte, noch immer am liebsten ihr überließ, ihn so bald nach seiner Freilassung aus den Katakomben als Zeugen zu gewinnen. Matty wusste, er wäre die absolute Katastrophe, obwohl er es irgendwie auch ganz gern probiert hätte, vielleicht weniger, um sich zu entschuldigen, als immerhin den Tag zu erklären.
    Auf jeden Fall war

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