Cash
für Unsinn verzapft hat, aber hier wird er respektiert, von mir natürlich auch, so ist es nicht, von mir ganz besonders, aber ich will immer lachen, nicht, um ihn in die Schranken zu weisen, bloß >Ach, mal halb lang jetzt, das ist Ike< ...«
»MrMarcus ...«
»Billy, bitte.«
»Okay, Billy, hören Sie zu, ich weiß, dass Sie verzweifelt sind, aber Sie müssen mir glauben, es ist ein Fehler, jetzt allein zu bleiben. Was, was Sie jetzt gerade durchmachen? Das wird noch lange so weitergehen, und Ihre Familie? Ihre Familie kann Ihnen das Leben retten.«
»Das ist so ...« Marcus starrte das Terrassengeländer an. »Die Leute versuchen, einen davon zu überzeugen, sie überzeugen einen, dass man ein Kind nicht glücklich machen kann, wenn man selbst unglücklich ist. Du willst dich um ihn kümmern? Kümmer dich erst mal um dich selbst.« Ungläubig schüttelte er den Kopf, löste den Blick vom Geländer und sah Matty an. »Also mit Ikey? ... Ich bin einfach weg.« Dann ein Ausbruch trockenen Schluchzens, die Worte kamen heraus, als purzelten sie eine Treppe herunter. »Er war so klein, und ich bin einfach weg, verstehen Sie?«
»Mr Marcus, Billy« - Matty war furchtbar schlecht in so was - »hat sich die Opferhilfe mal bei Ihnen gemeldet?« Da Matty nicht wusste, was er noch sagen sollte, sammelte er beliebiges Zeug vom Boden auf: ein Handtuch, einen leeren Wodka aus der Minibar und mindestens ein Dutzend Visitenkarten von Reportern jedes Medienunternehmens im Dreistaaten-Umkreis. »Hören Sie, Mr Marcus, Billy, ich muss jetzt gehen.«
»Ja, natürlich«, sagte Marcus. »Ich muss mich mal eine Minute hinlegen, klar im Kopf werden.«
»Ich komme wieder, wenn ich kann, um Sie auf dem Laufenden zu halten, nachsehen, wie es Ihnen geht.«
Marcus blickte in die Ferne und flüsterte vor sich hin. Doch als Matty sich an der Tür noch einmal umdrehte, sagte er: »Seien Sie nicht zu streng mit sich. Sie haben getan, was Sie für richtig hielten«, und legte den Kopf aufs Kissen.
Er musste Marcus weiter unten einquartieren lassen. Einerseits fiel man, wenn man sich selbst beseitigen wollte, ebenso effektiv aus dem vierten wie aus dem sechzehnten Stock, andererseits war dieser Panoramablick einfach einen Tick zu charismatisch.
Als Matty aus dem Fahrstuhl trat, sah er zu seiner Überraschung Billy Marcus' Frau im Foyer, die in Jeans und einem schlaffen T-Shirt über dem Empfang lehnte, um der Rezeptionistin in den Blick zu kommen, einer aufsehenerregenden jungen Blonden in einer blutroten Mandarin-Bluse, die so sehr zum Höllenton der Wände passte, dass es fast als Tarnung durchging.
»Er ist mein Mann, er hat sein Kind verloren, ist das denn zu viel verlangt, ich will doch nur seine Zimmernummer.«
Würgend unter ihrer unschuldigen Pracht sah die Rezeptionistin in atemloser Verzweiflung Matty an. »Miss, es tut mir leid«, sagte sie leise flehend, »da verliere ich meinen Job.«
Matty wollte gerade einschreiten, da blieb er stehen. Er hatte den ganzen Tag auf diese Zusammenführung hingewirkt, jetzt aber, da er die Eheleute unter einem Dach hatte, erinnerte er sich daran, dass der Mann da oben vor nur wenigen Stunden mit der Mutter des toten Jungen, die möglicherweise noch zurückkam, gevögelt und gestritten hatte, und dass Familienzusammenführungen nicht in seine Zuständigkeit fielen.
»Hören Sie.« Marcus' Frau streckte der Rezeptionistin beide Hände entgegen und holte Luft. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand auf der Welt eine Frau in Ihrer Position für einen barmherzigen Akt bestrafen würde.«
Auf alle Fälle lieber die Finger davon lassen; doch er blieb, um sie zu beobachten. Diese Frau war bemerkenswert: erschöpft, verstört, rannte wahrscheinlich seit dem Morgen gegen eine Wand nach der anderen an und hatte sich trotzdem noch irgendwie im Griff, begegnete dieser jüngsten Anmaßung, ohne die Fassung zu verlieren, ohne sich zu Beleidigungen oder Wutausbrüchen hinreißen zu lassen; in seinen Augen eine echte, beherzte Kriegerin.
»Na schön, dann ...« Die Ehefrau hielt die geschmeidigen langen Finger einer Hand über einer dekorativen Schale mit augenscheinlich unverwüstlichen grünen Äpfeln. »Gibt es jemanden, den Sie anrufen können, jemanden, der Ihnen diese Last von den Schultern nehmen könnte?«
Die Rezeptionistin, die mit jedem Augenblick mehr zum Kind wurde, nahm wie geheißen den Hörer ab. Matty wartete, bis er am anderen Ende eine Tonbandstimme hörte, und verließ das
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