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Cash

Cash

Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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Hotel.
     
    Draußen rief er Yolonda an und erfuhr, dass die Autopsie bestätigt hatte, was Eric Cash über die Position der Waffe gesagt hatte, nämlich dass sie über Kopf in einem Gangsta-Bogen gehalten worden war, die Kugel ins Herz eingedrungen und im Kreuz wieder ausgetreten war, dass die gesicherte Patronenhülse im System nicht auftauchte und dass das Ausbaggern von zwölf Gullys und Kanalisationsschächten in einem Drei-Block-Radius um den Tatort herum sechs Messer, elf Teppichmesser und die untere Hälfte eines Samuraischwerts zutage gefördert hatte, aber keine Pistole.
    Er lief über einen Umweg zur Wache zurück, um noch einmal am Tatort vorbeizugehen, und war nicht sonderlich überrascht, die ersten Anzeichen eines selbstgebastelten Mahnmals zu entdecken: einige Kiosksträuße, noch im zugetackerten Zellophan, ein paar Beileidskarten und zwei Botanica-Kerzen, eine mit Santa Barbara, die andere mit San Läzaro.
    Er hatte vergessen, Marcus umquartieren zu lassen.
    Er hätte den Zimmerwechsel telefonisch veranlassen können, hätte ihn telefonisch veranlassen sollen, doch was er wirklich hätte tun sollen, war, auf eine Familienzusammenführung zu drängen. Dass Matty angesichts des Zustands, in dem sich dieser Mann befand, mitgeholfen hatte, ihn von seiner Frau fernzuhalten ... Er ging zum Hotel zurück. Das Foyer war leer abgesehen von der blonden Rezeptionistin, die noch immer schockstarr hinter ihrer akkuraten Apfelpyramide stand.
    »Ist sie hoch?«, fragte Matty.
    »Sie ist gegangen«, sagte das Mädchen schnell. »Ich hätte meinen Job verloren.« Ihre Stimme war auf einmal ganz belegt.
    »Hey, nein, ist angekommen.« Matty nickte, verbarg seine Enttäuschung.
    »Sie hat mir eine Nachricht für ihn gegeben«, sagte die Rezeptionistin.
    »Haben Sie sie hochgeschickt?«
    »Ich habe noch auf den Pagen gewartet.«
    »Ich mach das für Sie.« Er brauchte sich nicht mal auszuweisen.
    Im Fahrstuhl in den sechzehnten Stock neben einem Pärchen, das sich auf Deutsch zankte, widerstand Matty dem Impuls, das Hotelpapier auseinanderzufalten. Die Tür war angelehnt, die Türen zur Panoramaterrasse weit offen. Marcus war nicht da. Heiß vor Furcht trat Matty auf die Terrasse, sah hinunter auf die Straße und sah - nichts. Menschen.
    Der Mann war einfach weg. Die Nachricht der Ehefrau war kurz und bündig: billy bitte.
     
    Selbst an den freundlichsten Tagen verwandelte das Stahlgitterrost vor dem Wohnzimmerfenster Erics dunklen Dreizimmerschlauch in eine Büßerzelle, da das Fenster auf ein ebensolches Gitterrost vor einem Fenster auf der anderen Seite der schmalen Straße blickte; doch nachts wurde die Wohnung zu einer veritablen Gruft.
    Eric hatte sich nicht von den Detectives fahren lassen, war betäubt vom Gefängnis nach Hause gegangen, durch den schmalen Hausflur, der nach Katzenpisse, Feuchtigkeit, Weihrauch und einem Hauch von Verwesung stank und in dem Wände, Treppen, Türen, alles schief zum Boden stand, stieg die fünf Stockwerke an kaputten Außentoiletten vorbei zu seiner Wohnung hinauf, ging hinein, verriegelte die Tür von innen doppelt, duschte, ohne das Licht anzumachen, kotzte ins Klo, duschte noch mal, putzte sich die Zähne, ging nackt ins Wohnzimmer, schaltete den Fernseher an, wobei nichts von dem, was über die Mattscheibe flimmerte, zu ihm durchdrang außer einem Stimmengewirr, das ihn so beruhigte wie ein doppelter Wodka, den er sich jetzt machte und in einem Schluck hinunterstürzte, bevor er sich wieder auf die Couch setzen konnte, diese beschissene Futoncouch, dann saß er da mit glasigem Blick und überlegte hin und her, ob er wieder aufstehen und sich noch einen machen sollte. Da bemerkte er den Ausdruck seines zu einem Fünftel fertigen Drehbuchs, dieses Schwachsinns, Handkarren-Helene trifft den Dybbuk auf der Delancey, der auf dem Seekoffer/Couchtisch lag. Er nahm die erste Seite und versuchte sie zu lesen, aber die Wörter entglitten seinem Blick, so bedeutungslos und stupid wie alles, was aus dem Fernseher kam; was die Welt nicht braucht; legte es zurück auf den Samtschal, der als Tischtuch diente oder was auch immer das anderes sein sollte als noch so eine Masche seiner angeblichen Freundin, auch dies für sich zu beanspruchen; stand auf, sank wieder auf die Couch, stand auf, wurde abrupt heimgesucht, sah, hörte das trügerische Paff, das scharfe Schnappen, das Summen dieser Stahlbiene, gefolgt von Ikes langsamem Fall, so langsam wie ein Daumenkino, auf den Gehweg, das Eric

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