Cash
treffen, sagen Sie mir bitte Bescheid?«
»Natürlich.« Er klemmte die Nummer in die obere Ecke seiner Schreibtischunterlage.
»Das Zweite ist, wenn sich irgendetwas tut ...« Sie fuhr herum, als Yolonda hereinkam. »Wenn Sie mich auf dem Laufenden halten könnten.«
»Unbedingt.«
»Und bei mir ...« Sie verlor sich. »Alles in Ordnung?«
»Ich glaube ... Okay. Ich hoffe, es ist einfach, ich glaube, es ist so, wie Sie sagen, er ist wahrscheinlich irgendwo und versucht, damit fertigzuwerden.«
»Gut.« Matty warf Yolonda einen Blick zu. Sie saß an ihrem Schreibtisch und ging noch einmal die Festnahmen im Revier durch, hörte dabei aber zu.
»Weil er sich so fühlt, als ob, er fühlt sich, als ob, wenn er doch nur ... Ich weiß nicht ... Wenn er doch nur dies getan hätte statt das oder das statt dies ...«
»Sie glauben gar nicht, wie viele Eltern sich diese Hölle bereiten.«
»Sie wollen damit sagen, dass es nutzlos ist, oder?«, fragte sie vorsichtig und fingerte erneut an den Gegenständen auf seinem Schreibtisch herum.
»Ich sag Ihnen jetzt mal was«, mischte sich Yolonda ein, und Minette fuhr zu ihrer Stimme herum. »Wenn Sie in so einer Situation Vater oder Mutter sind, und Sie habens drauf abgesehen, sich selbst die Schuld zu geben? Da brauchen Sie einen Grund nur aus dem Hut ziehen.«
»Stimmt. Ja.« Minette ruckte mit dem Kopf.
»Da wird ihr Kopf zu einem hundsgemeinen Lagerhaus, verstehen Sie?«
»Ja.« Minette gehörte jetzt ganz ihr.
»Wobei es ja nicht schrecklich viel weiterhilft, so was zu sagen.«
«Doch doch, alles, irgendwas.«
»Meinen Sie, er versucht vielleicht, den Kerl auf eigene Faust zu finden?« Matty holte sich Minettes Aufmerksamkeit wieder.
»Der weiß doch überhaupt nicht, wie man so was macht.« Ihr Gesicht verzog sich ungläubig.
Matty sah ihr schweigend in die Augen.
»Das ist Irrsinn.«
»Okay.«
»Das ist ein Film.«
«Gut.«
Dann war sie wieder weggetreten, durch irgendetwas veranlasst, tiefer zu atmen, mit leicht geöffneten Lippen. »Minette ...«
«Was?«
»Haben Sie Angst, dass er sich was antun könnte?«
«Antun?«
Matty wartete, berührte dann leicht ihre Hand. »Das ist keine Fangfrage.«
»Ich glaube ... Nein. Nein.«
Yolonda drehte sich halb herum und musterte die beiden. »Schön. Gut.« Matty zog seine Hand zurück. »Ehrlich gesagt haben wir neben unserer eigentlichen Arbeit nicht genug Zeit, noch nach ihm zu suchen.«
»Das verstehe ich.«
»Aber ich sag überall Bescheid.«
»Danke.«
»Alle hier wissen, wie er aussieht.«
«Danke.«
»Die Zivilstreife ist rund um die Uhr unterwegs«, sagte Yolonda. »Wenn er hier rumläuft, sammeln sie ihn auf.«
«Danke.«
»Ich wollte Sie nicht so erschrecken.«
»Haben Sie nicht.« Nach langem Schweigen: »Haben Sie nicht«, mit ferner, rauer Stimme.
Sie schloss die Augen und nickte sofort ein, das Kinn sank herab, wurde dann hochgerissen. »Ahhh«, sagte sie, »Entschuldigung.« Es gab nichts mehr, nichts zu besprechen, doch Minette blieb einfach sitzen, und Matty war nicht geneigt, sie hinauszukomplimentieren.
»Darf ich Ihnen was bringen?«, fragte er. »Kaffee?«
»Wissen Sie, als Billy seine Frau verlassen hatte und bei mir und meiner Tochter einzog, war Ike - vielleicht zehn?« Sie sah Matty an, als sollte er das bestätigen. »Er wohnte bei Elena, kam aber jedes Wochenende, und dann war es so, als würden Billy, Nina und ich fernsehen, und Ike beobachtete uns. Ich meine, ach, du liebe Güte, ob wir essen gingen, ins Kino, zum Basketball, immer dasselbe. Lächelte nie, sagte nichts, wenn man ihn nicht ansprach, und ließ uns nicht aus den Augen.« Minette fuhr fort in ihren Erinnerungen, und Matty sah sie bloß immerfort an. »Aber er schmollte nicht, es war eher, ja, Beobachtung. Ich schwöre, so beobachtet habe ich mich in meinem ganzen Leben noch nicht gefühlt.« Sie lächelte ihn an, durch ihn hindurch. »Ich meine, Nina war mit Ike und Billy auch ein bisschen heikel, aber sie war viel jünger als er, kindlicher, und mit ihr konnte ich reden, aber dieses erste Jahr mit Ike? Das war nicht lustig. Ich habe alles getan, damit er sich bei uns zu Hause fühlt, und Billy natürlich auch, aber der Abstand, den der Junge hielt, dieses Beobachten, das war wie Die Kinder der Verdammten, wissen Sie?«
»Der Film hat mir höllisch Angst gemacht«, sagte Yolonda.
»Nach ungefähr einem Jahr auf diese Tour sind wir einen Sonntag alle zusammen in den Van Cortlandt Park, die beiden Kinder
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