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Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Titel: Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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ich das kleine rote Mal.«
    Xander schüttelt den Kopf und versucht, eine Logik zu erkennen, genau wie ich mit meinem mathematischen Verstand. Ich zähle auf: »Die rote Tablette wirkt bei mir. Die grüne habe ich nie genommen und die blaue überlebt.«
    »Hat außer dir schon einmal jemand die blaue ohne fremde Hilfe überlebt?«, fragt Xander.
    »Nicht, dass ich wüsste«, sage ich. »Ich hatte Indie an meiner Seite, und sie hat mir geholfen, nicht stehenzubleiben. Vielleicht war das ein Grund.«
    »Was ist sonst noch in den Canyons geschehen?«, fragt Xander.
    »Lange Zeit wusste ich nichts über Kys Aufenthaltsort«, erzähle ich. »Nachdem wir von meinem ursprünglichen Arbeitslager aus in ein Lager für Aberrationen deportiert worden waren, sind wir zu dritt in die Canyons geflüchtet, Indie, der Junge, der gestorben ist, und ich.«
    »Indie ist in Ky verliebt«, sagt Xander.
    »Ich weiß«, sage ich. »Aber zuerst war sie in dich verliebt. Sie hat immer mal wieder etwas gestohlen, unter anderem meinen Mikrochip und ein Miniterminal, auf dem sie sich dein Bild angesehen hat, wann immer sich eine Gelegenheit bot.«
    »Doch am Ende wollte sie Ky«, bemerkt Xander, und ich höre eine Spur von Bitterkeit heraus. Das ist ungewöhnlich für ihn.
    »Sie sind beide im selben Lager für die Erhebung geflogen«, erzähle ich, »da waren sie oft zusammen.«
    »Du scheinst gar nicht sauer auf sie zu sein«, bemerkt Xander.
    Stimmt. Im ersten Moment war ich schockiert und verletzt, als Ky mir erzählte, dass Indie ihn geküsst hat, aber seitdem Ky zu den Versunkenen gehört, spielt das keine Rolle mehr für mich. »Sie geht ihren eigenen Weg«, erkläre ich. »Sie macht, was sie will.« Ich schüttele den Kopf. »Man kann ihr einfach nicht richtig böse sein.«
    »Das kann ich nicht verstehen«, sagt Xander.
    Wahrscheinlich kann er das wirklich nicht. Er kennt Indie schließlich nicht; er hat nie erlebt, wie sie gelogen und betrogen hat, um das zu bekommen, was sie wollte, und wie sich dahinter dennoch eine seltsame, unerklärliche Ehrlichkeit verbarg, die nur ihr eigen ist. Er hat nicht miterlebt, wie sie uns über den silbrig schäumenden Fluss lotste, jeder Gefahr trotzte und uns entgegen aller Erwartungen in Sicherheit brachte. Er weiß nicht, wie sehr sie das Meer liebt und wie sehnlich sie sich ein Ballkleid aus blauer Seide gewünscht hätte.
    Manche Erlebnisse kann man nicht teilen. Ich könnte ihm in allen Einzelheiten erzählen, was ich in den Canyons erlebt habe, und dennoch könnte er es nicht nachempfinden.
    Dasselbe gilt für ihn. Er könnte mir alles Mögliche über die Seuche, das mutierte Virus und seine Erlebnisse erzählen, aber ich war nun einmal nicht dabei.
    Ich sehe Xander an, dass er dasselbe denkt wie ich. Er schluckt. Ihm liegt etwas auf der Seele, was er mich fragen will. Doch es ist etwas anderes, als ich erwartet habe. »Hast du je etwas für mich geschrieben? Ich meine, außer dem Brief.«
    »Aber den hast du doch erhalten, oder?«
    »Ja, allerdings ist der Schluss unleserlich geworden.«
    Ein Stich fährt mir in die Magengrube. Er hat also nie erfahren, dass ich ihn beschworen habe, nicht länger auf mich zu warten.
    »Hast du je ein Gedicht für mich geschrieben?«, fragt Xander.
    »Moment.« Ich habe kein Papier, aber einen Stock und dunklen Waldboden unter den Füßen. So habe ich schließlich auch schreiben gelernt. Ich zögere einen Moment und werfe einen Blick zurück zur Krankenstation, aber dann wird mir klar, dass Ky und ich unsere Geheimnisse nicht länger für uns behalten können. Ich habe sie in Central öffentlich preisgegeben, warum sollte ich es nicht auch Xander gegenüber tun?
    Dennoch ist es irgendwie intimer, für Xander zu schreiben. Es hat eine größere Bedeutung.
    Ich schließe für einen Moment die Augen und denke nach. Dann fällt mir etwas ein, eine Verlängerung des Gedichts durch ein Wort, das mich an Xander erinnert. Ich fange an zu schreiben. »Xander«, sage ich und halte inne.
    »Was denn?«, fragt er, ohne den Blick von meinen Händen abzuwenden, als vollbrächten sie ein Wunder, das er endlich mit ansehen darf.
    »Ich habe in den Canyons auch an dich gedacht. Und ich habe von dir geträumt.«
    Jetzt sieht er mir ins Gesicht, doch ich kann seinem Blick nicht standhalten. Innerlich tief bewegt, senke ich die Augen und schreibe:
    Dunkel, dunkel war’s,
    Doch die Hand des Arztes war leicht.
    Er brachte Heilung, linderte Schmerz,
    Und heilte unsere Flügel, so

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