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Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Titel: Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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denjenigen, die Flüchtlinge aus der Gesellschaft ausgeflogen haben. Sione hat einen Platz auf einem solchen Flug gekauft.«
    »Für Ky?«, frage ich überrascht.
    »Nein«, erwidert sie. »Sione hat den Platz für seinen Neffen gekauft, um ihn hinaus in die Steindörfer zu bringen. Wir Farmer haben uns natürlich nie an solchen Geschäften beteiligt. Aber er hat mir davon erzählt.«
    Mir schwirrt der Kopf. Matthew Markham. Der Sohn von Patrick und Aida. Er ist gar nicht tot?
    »Sione hat bei diesem Handel selbst kein Geschäft gemacht, weil er es für eine Verwandte abgeschlossen hat, die Schwester seiner Frau. Deren Mann wusste, dass etwas in der Gesellschaft faul war, und wollte sein Kind hinausbringen. Es war ein extrem heikles, gefährliches Geschäft.«
    Ihr Blick geht an mir vorbei, als sie an Kys Vater zurückdenkt, den ich nie kennengelernt habe. Wie er wohl war? Ich kann ihn mir nicht anders als eine ältere, waghalsigere Ausgabe von Ky vorstellen, klug und mutig. »Doch Sione hat es geschafft«, fährt Anna fort. »Er dachte, dass die Gesellschaft den Jungen lieber für tot als flüchtig erklärt, und er hatte recht. Die Gesellschaft erfand eine Geschichte, mit der sie Matthews Verschwinden plausibel machte. Sie wollte nicht, dass sich Gerüchte über das plötzliche Verschwinden so vieler verbreiteten und die Leute sich Hoffnungen machten, entkommen zu können.«
    »Er hat für seinen Neffen viel aufs Spiel gesetzt«, wende ich ein.
    »Er hat es für seinen Sohn getan«, erwidert Anna.
    »Für Ky?«
    »Ja. Sione konnte seinen eigenen Status nicht verändern, wollte aber seinem Sohn ein besseres Leben ermöglichen, als er ihm bieten konnte.«
    »Aber Kys Vater war ein Rebell«, entgegne ich. »Er hat an die Erhebung geglaubt.«
    »Aber letzten Endes war er wohl auch ein Realist«, sagt Anna. »Er wusste, dass die Chancen auf den Erfolg einer Rebellion gering waren. Für Ky wollte er Sicherheit – einen Platz in der Gesellschaft. Falls ihm etwas zustoßen sollte, konnte Ky bei seinem Onkel und seiner Tante weiterleben.«
    »Und so geschah es«, sage ich.
    »Ja«, sagt Anna. »Ky wurde in Sicherheit gebracht.«
    »Aber sie haben ihn dann doch hinaus in die Arbeitslager geschickt«, erwidere ich. Schlimmer noch: Ich habe ihn dorthin geschickt.
    »Aber wesentlich später und unter anderen Umständen«, gibt Anna zu bedenken. »In der Gesellschaft hatte er in jedem Fall eine höhere Lebenserwartung, als er sie in den Äußeren Provinzen gehabt hätte.«
    »Aber wo ist denn nun sein Cousin?«, frage ich. »Matthew Markham?«
    »Keine Ahnung«, sagt Anna. »Ich bin ihm ja nie begegnet. Ich weiß nur von ihm, weil Sione mir von ihm erzählt hat.«
    »Ich habe Kys Onkel gekannt«, sage ich. »Patrick. Kaum zu glauben, dass er seinen Sohn hier hinausgeschickt hat, zu wildfremden Leuten.«
    »Eltern tun alles Mögliche, um ihre Kinder zu schützen«, erwidert Anna.
    »Aber für Ky hat Patrick das nicht getan!«, bemerke ich wütend.
    »Ich nehme an«, erwidert Anna, »er wollte den Wunsch von Kys Eltern respektieren, ihren Sohn fern der Äußeren Provinzen aufwachsen zu lassen. Irgendwann wollten Kys Onkel und Tante ihn sicher auch nicht mehr missen. Schon als sie ihren Sohn fortschickten, hat der Kummer sie fast um den Verstand gebracht. Als dann die Jahre vergingen, ohne dass etwas Schlimmes geschah, haben sie sich vermutlich gefragt, ob ihre Entscheidung richtig war.« Mit einem tiefen Seufzer fügt Anna hinzu: »Vielleicht hat Hunter euch erzählt, dass ich ihn und seine Tochter Sarah, meine Enkelin, allein zurückgelassen habe.«
    »Ja«, sage ich. Ich habe mit angesehen, wie Hunter Sarah begraben hat. Ich denke an die Inschrift auf dem Grabstein: als plötzlich durch den Juni fährt, mit Fingern ein kalter Hauch.
    »Hunter hat mir das nie zum Vorwurf gemacht«, fährt Anna fort. »Er wusste, dass ich unsere Leute in die Berge führen musste. Uns lief die Zeit davon. Die, die geblieben sind, mussten sterben. Ich hatte also recht.«
    Sie blickt zu mir auf. Ihre Augen sind sehr dunkel. »Aber ich mache mir Vorwürfe«, gesteht sie. Sie streckt ihre Hände aus und beugt die Finger. Hat sie blaue Linien auf der Haut oder sind es ihre Venen? Im schwachen Licht der Krankenstation kann ich es schlecht erkennen.
    Sie steht auf und fragt: »Wann ist deine nächste Pause?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ich erkundige mich mal. Dann komme ich wieder und bringe Eli und Hunter mit, damit sie dich wiedersehen können.« Anna

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