Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)
nickt. »Deshalb sind sie auch nicht zurückgekommen. Die Reise ist zu lang. Ohne Luftschiffe dauert sie Jahre.« Sie zeigt auf den Fuß des Steins. »Jetzt ist nur noch Platz für unsere Namen – ein Zeichen dafür, dass wir gehen sollten.«
»Ich verstehe«, sage ich. Es steht viel auf dem Spiel, fast unermesslich viel, und zwar für jeden Einzelnen von uns.
In der Krankenstation erzähle ich Ky alles über den Stein. »Das ist der Beweis, dass Anna recht hat und er nicht in Oria gestorben ist«, sage ich, »es sei denn, es gibt einen zweiten Matthew Markham, aber die Wahrscheinlichkeit liegt ungefähr bei …« Ich höre auf zu rechnen und atme tief durch. »Ich glaube, er ist es. Ich spüre es.«
Ich versuche, mich an Matthew zu erinnern. Dunkelhaarig, älter als ich, gutaussehend. Er und Ky ähnelten sich ein wenig, so dass man sie als Cousins erkennen konnte, aber es gab auch Unterschiede. Matthew war nicht so still wie Ky, er lachte lauter und machte sich in der Siedlung deutlicher bemerkbar. Doch er war nett, genau wie Ky.
»Ky«, sage ich, »wenn wir das Heilmittel haben, zeige ich dir den Stein. Und dann können wir zurückkehren und Patrick und Aida davon erzählen.«
Während ich berichte, wird die Tür geöffnet, und Anna bringt endlich Eli zu mir.
Eli ist gewachsen, aber er lässt sich von mir umarmen, wie es hoffentlich auch Bram tun wird, wenn ich ihn wiedersehe, ganz fest. »Du hast es geschafft!«, sage ich. Er riecht nach frischer Luft, Tannennadeln und Erde, und ich bin so froh, ihn wohlbehalten wiederzusehen, dass mir die Tränen über die Wangen laufen, obwohl ich lächle.
»Ja, ich hab’s geschafft«, sagt Eli.
»Ich habe in Central gewohnt, wo du herkommst, und musste die ganze Zeit an dich denken – ob du in irgendeiner der Straßen gewohnt hast, durch die ich gegangen bin. Und ich war auch am See!«
»Manchmal habe ich Heimweh«, sagt Eli und schluckt. »Aber hier ist es schöner.«
»Ja«, sage ich, »das ist es.«
Als sich Eli von mir löst, blicke ich zu Hunter hinüber. Noch immer ziehen sich blaue Linien an seinen Armen hinauf und hinunter, und seine Augen blicken sehr müde.
»Ich möchte Ky sehen«, sagt Eli.
»Bist du sicher, dass Eli immun ist?«, frage ich Anna.
Sie nickt und antwortet: »Er hat zwar keine Narbe, aber wir anderen auch nicht.«
Ich trete beiseite, so dass Eli auf die andere Seite des Krankenbettes gehen kann. Er hockt sich neben Ky und sieht ihm genau in die Augen. »Ich wohne jetzt in den Bergen«, erzählt er Ky, und ich muss mich abwenden.
Anna zeigt auf meinen Datenpod und fragt: »Seid ihr schon weiter mit dem Heilmittel?«
Ich schüttele den Kopf und sage: »Ich bin keine Hilfe, weil ich nicht genug über die Sachen auf der Liste weiß. Ich habe zwar die Beschreibungen, aber trotzdem weiß ich nicht, wie die Pflanzen und Tiere, die euch als Nahrung dienen, in Wirklichkeit aussehen.«
Anna fragt: »Meinst du, das macht etwas aus?«
»Ja, bestimmt«, antworte ich.
»Ich kann Zeichnungen für dich anfertigen«, schlägt sie vor. »Zeig mir die Einträge auf der Liste, unter denen du dir nichts vorstellen kannst.«
Ich hole ein Stück Papier heraus und schreibe ihr die Namen auf. Es sind sehr viele, und ich schäme mich. »Ich fange sofort damit an«, verspricht sie. »Womit soll ich beginnen?«
»Zuerst die Blumen«, bitte ich sie. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie wichtig sind. »Danke, Anna.«
»Ich freue mich, dir behilflich sein zu können.«
»Danke, dass ihr Ky besucht habt«, sage ich zu Hunter. Er schüttelt den Kopf, als wolle er sagen: Das ist doch selbstverständlich. Ich würde ihn gerne fragen, wie es ihm geht, und mehr darüber erfahren, was er hier in den Bergen erlebt hat, aber er nickt mir nur zu und geht, und ich sollte jetzt auch wieder aufbrechen. Ich darf nicht aufhören zu sortieren, bis wir ein Heilmittel gefunden haben.
Kapitel 36
Ky
Beim Abschied verspricht mir Cassia jedes Mal, bald wiederzukommen.
Ich habe das Gefühl, dass sie schon lange nicht mehr bei mir gewesen ist, aber genau weiß ich es nicht. Nachdem sie fort ist, höre ich andere Stimmen, wie damals, nachdem Vick am Ufer des Flusses gestorben ist.
Diesmal spricht Indie mit mir, aber das kann nicht sein, denn sie ist ja gar nicht hier.
»Ky«, sagt sie. »Ich habe Cassia für dich nach Camas gebracht.«
»Ich weiß«, sage ich. »Ich weiß, Indie.«
Ich kann sie nicht sehen, aber ihre Stimme höre ich so klar und deutlich, dass ich
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