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Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Titel: Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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schwerlich glauben kann, es sei alles nur Einbildung. Aber Indie kann gar nicht hier sein und mit mir reden. Oder?
    »Ich bin krank«, sagt sie. »Deswegen musste ich abhauen. Es gibt noch immer kein Heilmittel.«
    »Wohin gehst du?«, frage ich.
    »So weit weg, wie ich kann, bevor ich versinke«, sagt sie.
    »Nein!«, bitte ich. »Nein, Indie! Kehr um, bald gibt es ein Heilmittel! Vielleicht hast du auch die ursprüngliche Form der Seuche. Vielleicht kann man dir helfen!« Kaum zu glauben, dass ich ihr so zurede, aber ich kann nicht anders.
    Sie wird sowieso nicht auf mich hören.
    »Nein«, erwidert sie. »Ich bin mit dem mutierten Virus infiziert.«
    »Das kannst du doch gar nicht wissen!«
    »Doch«, sagt sie. »Ich habe rote Striemen auf dem Rücken. Es tut so weh, Ky! Deshalb laufe ich weg.« Sie lacht. »Oder besser: Ich fliege weg. Ich habe ein Luftschiff des Steuermanns gekapert.«
    Ich wiederhole unablässig ihren Namen, um sie aufzuhalten. Indie, Indie, Indie.
    »Sogar, als ich dich noch gehasst habe, mochte ich deine Stimme«, sagt sie.
    »Indie …«, flüstere ich noch einmal, aber sie unterbricht mich.
    »Bin ich die beste Pilotin, die du je gesehen hast?«, fragt sie.
    Ja, das ist sie.
    »Das bin ich«, sagt sie, und ich höre an ihrer Stimme, dass sie lächelt. Sie sieht immer so schön aus, wenn sie lächelt!
    »Weißt du noch, wie ich geglaubt habe, der Steuermann würde über das Wasser kommen?«, fragt Indie. »Weil meine Mutter mir immer dieses Lied vorgesungen hat.« Indie singt es mir vor, mit kräftiger, klarer Stimme. »Jeden Tag ihr Boot fliegen müsste/über die Wellen, bis an die Küste.« Sie schweigt für einen Moment. »Ich dachte, sie wollte mir damit sagen, dass ich vielleicht eines Tages Steuerfrau werden könnte. Deshalb habe ich das Boot gebaut und versucht abzuhauen.«
    »Kehr um!«, beschwöre ich Indie. »Flieg zurück! Lass dir eine Infusion geben, damit du am Leben bleibst.«
    »Ich will ja gar nicht sterben«, erwidert Indie. »Entweder ich werde abgeschossen oder ich finde irgendwo einen guten Landeplatz und renne los, bis ich umfalle. Verstehst du nicht? Ich gebe nicht auf. Ich will nur rennen, bis es nicht mehr geht. Ich kann nicht mehr zurück.«
    Jetzt weiß ich nicht, was ich sagen soll.
    »Er ist nicht der Steuermann«, sagt mir Indie. »Das weiß ich jetzt.« Zittrig atmet sie aus. »Weißt du noch, als ich dich für den Steuermann gehalten habe?«
    »Ja«, sage ich.
    »Weißt du, wer es in Wirklichkeit ist?«, fragt Indie.
    »Natürlich«, antworte ich. »Genauso gut wie du.«
    Sie holt tief Luft, und ich befürchte schon, dass sie anfängt zu weinen. Als sie wieder spricht, klingt ihre Stimme tränenerstickt, aber zugleich höre ich wieder das Lächeln heraus. »Ich bin es!«, sagt sie.
    »Ja«, sage ich. »Natürlich bist du es.«
    Für einen kurzen Augenblick herrscht Schweigen.
    »Du hast meinen Kuss erwidert«, sagt sie.
    »Ja, das habe ich.«
    Es tut mir nicht mehr leid.
    Als Indie mich geküsst hat, habe ich all ihre Schmerzen, ihre Sehnsucht und ihre Not gefühlt. Es zerriss mich förmlich, ihre Gefühle zu spüren und zu wissen, wie sehr auch ich sie liebte, aber eben nicht auf eine Weise, die funktioniert hätte. Ich verstehe Indie auf eine so schmerzliche und elementare Art, dass es mich zerreißen würde.
    Das Merkwürdige ist, dass ihre Gefühle für mich sie aufrecht gehalten haben.
    Ich könnte für sie das tun, was Cassia für mich tut. Das wusste ich, und deswegen habe ich ihren Kuss erwidert.
    Ich habe das Gefühl, im Laufen mit ihr eins zu sein – ich sehe Szenen aus ihrem Leben. Wasser strömt in ein Boot in Sonoma, als die Funktionäre es versenken. Dann ihre triumphierende Fahrt den Fluss hinunter zur Erhebung, die sie nicht gerettet hat. Unser Kuss. Ein Flug, eine Landung, ein Lauf, Schritt um Schritt um Schritt, ein Lauf, wenn jeder andere stehen geblieben wäre …
    Dann wird alles schwarz.
    Vielleicht war es auch rot.

Kapitel 37
Xander

    »Oker!«, mahnt Leyna. »Die Sortierer haben eine neue Liste für dich ausgearbeitet.«
    »Schon wieder eine?«, fragt Oker. »Leg sie dahin.« Er zeigt auf das Ende des langen Tisches.
    Theoretisch braucht Oker die Liste der Sortierer, weil ihr Beitrag wertvoll ist. Die Sortierer analysieren, welche Faktoren am wahrscheinlichsten zur Immunität beitragen. Oker muss die Ergebnisse dann umsetzen. Wenn der Verzehr einer bestimmten Pflanze ein wichtiger Faktor zu sein scheint, welche Komponente könnte dann

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