Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)
sich geirrt, und die Camassia enthalte nicht den richtigen Wirkstoff«, sagt Xander. »Er plante, eine neue Lösung herzustellen, und wollte verhindern, dass wir Zeit verschwenden, indem wir etwas anderes ausprobierten, bevor er mit seinem Heilmittel fertig war.«
»Und woraus wollte er das neue Heilmittel herstellen?«, fragt Colin. Er fragt wenigstens nach den Hintergründen und hört aufmerksam zu, anstatt von vornherein davon auszugehen, dass Xander die Arzneien aus egoistischen Gründen vernichtet hat. Auch Anna würde ihm zuhören, wenn sie hier wäre. Was tut sie? Was wird mit Hunter geschehen? Wie geht es Ky?
»Ich habe Oker gefragt«, antwortet Xander, »aber er wollte es mir nicht sagen.«
Damit verliert er auch Colin gegenüber seine Glaubwürdigkeit. »Du willst also behaupten, Oker hätte dir so weit vertraut, dass er dich mit der Vernichtung der Heilmittel beauftragte, aber nicht genug, um dir zu verraten, was er holen wollte? Oder wie er das neue Heilmittel herstellen wollte?«
»Richtig«, sagt Xander. »Genauso war es.«
Leyna und Colin sehen Xander lange an. Im Waschbecken verrutscht klirrend eine Glasampulle und bleibt dann liegen.
»Ihr glaubt mir nicht, oder?«, fragt Xander. »Ihr denkt, ich hätte Oker umgebracht und grundlos die Arzneien vernichtet. Aber warum hätte ich das tun sollen?«
»Ich will gar nicht wissen, warum«, erwidert Colin. »Ich weiß nur, dass du das Dorf Zeit kostest, die wir nicht haben!«
Leyna wendet sich den anderen beiden Assistenten zu. »Könntet ihr mehr von der Camassia-Arznei herstellen?«
»Ja«, sagt Noah. »Aber es wird eine Weile dauern.«
»Fangt sofort damit an!«, befiehlt Leyna.
Die Dorfbewohner bringen sowohl Xander als auch Hunter ins Gefängnis. Die Medics in der Krankenstation waren nicht tot, sondern nur bewusstlos. Keiner der anderen Versunkenen ist gestorben, aber die Dorfbewohner machen Hunter für den Tod der beiden Menschen verantwortlich, die kürzlich ihrer Krankheit erlegen sind. Außerdem werfen sie ihm die Abkoppelung der Patienten und die Gefährdung ihrer Gesundheit vor.
Und Xander wird natürlich als Zerstörer des Camassia-Heilmittels behandelt, ihrer vielversprechenden und einzigen Chance, nach Anderland zu gelangen. Manche glauben sogar, Xander hätte Oker etwas angetan, aber da es dafür keine Beweise gibt, ist er nur wegen der Vernichtung der Arzneien angeklagt. Die Leute behandeln ihn wie einen Mörder, ja, viele halten ihn wahrscheinlich wirklich dafür, auch wenn er nur das Heilmittel und nicht dessen Erfinder auf dem Gewissen hat. Wahr ist, dass die Heilung der Versunkenen durch Okers Tod ferner denn je erscheint.
»Was habt ihr mit Xander und Hunter vor?«, frage ich Leyna.
»Es wird eine weitere Abstimmung geben, sobald wir genügend Beweise gesammelt haben«, antwortet Leyna. »Das Volk soll entscheiden.«
Draußen auf dem Dorfplatz sehe ich, wie Farmer und Dorfbewohner ihre Steine wieder einsammeln. Das Wasser in den Trögen läuft ab.
Kapitel 44
Ky
Kapitel 45
Cassia
Misstrauen sickert in die Dorfgemeinschaft wie eiskalter, alles durchdringender Winterregen. Ob Hunter einen Komplizen gehabt hat, der ihm dabei half, die Patienten abzukoppeln? , flüstern die Farmer und Dorfbewohner untereinander. Wusste Cassia, dass Xander vorhatte, die Arzneien zu vernichten?
Die Dorfoberhäupter beschließen, Xander und Hunter gefangen zu halten, während nach Beweismaterial gesucht wird. Bei der nächsten Abstimmung wird darüber entschieden, was mit ihnen geschehen soll.
Ich bin genauso dreigeteilt wie Okers schlammiger Stern. Ich will bei Ky in der Krankenstation sein. Ich will Xander im Gefängnis Beistand leisten. Ich will in den Daten nach einem Heilmittel suchen. Ich teile mich also durch drei und hoffe, dass diese Teile meines Ichs ausreichen, um etwas zu finden, wodurch alles wieder ins Reine kommt.
»Ich möchte Xander besuchen«, teile ich dem Gefängniswärter mit.
Hunter blickt auf, als ich komme, und ich bleibe stehen. Ich will nicht einfach so an ihm vorbeigehen. Außerdem habe ich das Bedürfnis, mit ihm zu reden. Also sehe ich ihm durch die Gitterstäbe ins Gesicht. Seine Schultern sind stark und seine Hände wie immer mit blauen Linien markiert. Ich denke daran, wie er damals in der Höhle die Reagenzgläser mit den Gewebeproben zerbrochen hat. Er sieht stark genug aus, um diese Gitterstäbe hier zu durchbrechen , denke ich bei mir. Als ich ihm jedoch in die Augen blicke, erkenne ich, dass
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