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Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Titel: Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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erwidere ich.
    »O doch. Die Leute haben für dieses Heilmittel abgestimmt und werden kein anderes akzeptieren. Tu es! Schütte alles in den Ausguss, auch die Lösungen, die Leyna mich hat anrühren lassen. Sie sind alle nutzlos!«
    Ich stehe da wie angewurzelt, weil ich nicht glauben kann, was er da sagt. »Sie waren doch so sicher, dass es die Camassia ist. Wir könnten doch trotzdem diese Lösung an einigen ausprobieren.«
    »Sie wird aber nicht wirken!«, faucht Oker. »Es ist reine Zeitverschwendung. Wir setzen das Leben der Patienten aufs Spiel! Sie sterben doch jetzt schon. Tu, was ich dir sage!«
    Ich weiß nicht, ob ich das fertigbringe. Wir haben so hart an der Lösung gearbeitet, und er war sich so sicher.
    »Du hältst mich für den Steuermann, oder?«, fragt Oker und beobachtet mich dabei. »Soll ich dir sagen, wer wirklich die Macht über uns hat?«
    Nein, ich will es gar nicht mehr so genau wissen.
    Oker fährt fort: »Als ich noch für die Gesellschaft gearbeitet habe, haben wir über die Steuermann-Legenden gelacht. Wie konnten die Leute sich nur einbilden, jemand käme vom Himmel herunter, um sie zu retten? Oder über das Wasser? Alles Märchen. Verrückt. Nur Idioten konnten an so etwas glauben.« Er lässt die Schlüssel zu den Schränken in meine Hand fallen. »Ich habe dir doch erzählt, dass die Gesellschaft den Viren Namen gegeben hat.«
    Ich nicke.
    »Als wir erfuhren, dass wir sie aus der Luft abwerfen und damit die Gewässer verseuchen würden, amüsierten wir uns über die Vorstellung, die Seuche nach den dummen Volksmärchen zu nennen. Wir tauften sie also ›die Steuermann-Krankheit‹.«
    Das Virus ist der Steuermann.
    Oker war nicht nur an der Entwicklung des Heilmittels beteiligt, sondern auch an der Gestaltung des Virus. Des Virus, das inzwischen mutiert ist und die Menschen dahinrafft wie die Fliegen.
    »Du siehst«, sagt Oker, »dass ich ein Heilmittel finden muss.«
    Ja, das verstehe ich. Nur dadurch kann er sich reinwaschen. »Ich schütte die Lösungen weg«, verspreche ich. »Aber bevor Sie gehen, sagen Sie mir doch, welche Pflanze Sie suchen wollen!«
    Oker antwortet mir nicht. Er geht zur Tür und wirft mir einen letzten Blick zu. Ich erkenne, wie wichtig es für ihn ist, der alleinige Retter vor der Seuche zu sein. »Ich komme bald wieder«, verspricht er. »Bitte schließ die Tür hinter mir ab.«
    Dann ist er weg.
    Oker glaubt daran, dass ich tun werde, was er mir aufgetragen hat. Er vertraut mir. Vertraue ich ihm? Ist dies die falsche Medizin? Würde sie uns so weit zurückwerfen, dass wir niemals mehr aufholen könnten?
    Oker hat recht. Uns läuft die Zeit davon.
    Ich schließe den Schrank auf. Wusste die Erhebung, dass die Seuche ursprünglich als »Steuermann-Krankheit« bezeichnet wurde? Wie können wir jemals all diese Widrigkeiten überwinden?
    Die Erhebung war von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
    Ich weiß nicht, ob ich das tun kann.
    Was kannst du tun, Xander? , frage ich mich selbst.
    Ich kann nicht mehr.
    Du bist nicht versunken. Natürlich kannst du noch.
    Ich tue das Richtige. Ich gebe nicht auf. Ich erledige meine Aufgaben mit einem Lächeln. Ich habe mich immer für einen guten Menschen gehalten.
    Und wenn ich das gar nicht bin?
    Nein, ich habe jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken. Ich habe Oker mein Vertrauen geschenkt, und wenn es hart auf hart kommt, baue ich darauf, dass ich die richtige Entscheidung fällen werde.
    Ich öffne den Schrank und hole ein Tablett mit Arzneiampullen heraus. Als ich die erste entsiegele und den Inhalt in den Abfluss gieße, beiße ich mir unbewusst so stark auf die Unterlippe, dass ich Blut schmecke.

Kapitel 42
Ky

    Es regnet. Ich sollte mich also erinnern.
    An irgendetwas.
    An irgendjemanden.
    Das Wasser sammelt sich in mir.
    An wen erinnere ich mich?
    Ich weiß nicht.
    Ich versinke. Ertrinke.
    Ich weiß noch: Ich muss atmen.
    Ich weiß, ich muss atmen.
    Ich weiß.
    Ich.

Kapitel 43
Cassia

    Die Dorfbewohner stehen noch immer auf dem Dorfplatz beisammen und diskutieren über den Ausgang der Abstimmung, deshalb renne ich hinter den Häusern am Ortsrand entlang, um zu Xander zu gelangen. Hier, im Schatten der Bäume und des Berges, ist es dunkel und nasskalt, und als ich hinter dem medizinischen Labor herauskomme, stolpere ich beinahe über einen unförmigen Haufen im Schlamm. Nein, das ist kein Haufen, sondern ein Mensch!
    Oker!
    Er liegt auf dem Boden, das Gesicht zu einer Grimasse verzogen, oder zu einer Art

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