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Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Titel: Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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erschüttert.
    »Komisch«, sagt Indie.
    Stimmt. Die Erhebung vermeidet es normalerweise, uns Frachten in unsere Heimatprovinzen transportieren zu lassen. Man befürchtet, wir würden sonst bei den Impfungen unsere Bekannten vorziehen, anstatt das Heilmittel gerecht nach Bedarf zu verteilen. Die Kommandeure haben erklärt, die Versuchung sei zu groß, und praktisch niemand könne ihr widerstehen.
    »Könnte interessant werden«, bemerkt Indie. »In Oria und Central soll es die meisten Gesellschafts-Sympathisanten geben.«
    Wer von den alten Freunden und Bekannten wohnt wohl noch dort? Cassias Familie wurde nach Keya geschickt, meine Eltern weggebracht. Ist Ems Familie geblieben? Und was ist aus den Carrows geworden?
    Ich habe Xander nicht mehr gesehen, seitdem ich ihm den Brief von Cassia überbracht habe. Ein paar Tage, nachdem ich mit Indie überlegt hatte, wie man wohl hinter die Mauer von Camas City gelangen könnte, schickte uns die Erhebung mit dem Heilmittel zum medizinischen Zentrum. Ich nehme an, Indie hatte dabei die Hand im Spiel, aber wenn ich sie frage, zuckt sie jedes Mal nur mit den Achseln und sagt: »Die wollten wahrscheinlich nur testen, ob wir die Landung schaffen, die zu den schwierigsten Stadtlandungen überhaupt zählt.« Dieses gewisse Funkeln in ihren Augen verrät, dass sie mir nicht die ganze Wahrheit sagt, aber wenn Indie nichts sagen will, kann nichts und niemand sie dazu bringen.
    Wir schafften es also hinter die Mauern. Ich half Caleb beim Kistenschleppen und überbrachte Cassias Nachricht. Ich habe mich gefreut, Xander wiederzusehen, und ich glaube, ihm ging es genauso mit mir. Bin gespannt, wie lange das angehalten hat, nachdem er gesehen hat, dass der untere Teil des Briefes ruiniert war.

    Wie immer beim Fliegen sieht man die meiste Zeit nur Himmel.
    Wir gehen in den Sinkflug mit Kurs auf die Barrikade. Zwar hat die Gesellschaft die weißen Mauern errichtet, aber die Erhebung hat sie bis auf weiteres als Trennung zwischen den Kranken und den Gesunden beibehalten.
    »In Oria sieht es genauso aus wie überall sonst«, bemerkt Indie enttäuscht.
    So habe ich das noch nie betrachtet. Aber sie hat recht. Charakteristisch für Oria war ja gerade seine perfekt gesellschaftskonforme, fast anonyme Gestaltung, ganz im Gegensatz zu Camas mit seinen Bergzügen, Arcadia mit seiner Felsenküste am Ostmeer oder Central mit seinen vielen Seen. Die Mittleren Provinzen – Oria, Grandia, Bria und Keya – gleichen sich jedoch weitgehend.
    Mit einer Ausnahme.
    »Bei uns gibt es den Hügel«, verkünde ich. »Du wirst ihn sehen, wenn wir näherkommen.«
    Ich bin wie ausgehungert nach dieser bewaldeten Kuppe, den grünen Bäumen. Dieser Hügel erinnert mich so sehr an Cassia! Dort oben haben wir gemeinsam gestanden. Wir haben uns zwischen den Bäumen versteckt, und zum ersten Mal haben sich unsere Lippen berührt. Ich kann den Wind auf meiner Haut und ihre Hand in meiner fast spüren und muss schlucken.
    Doch als wir eine Schleife über Oria fliegen, um uns auf die Landung vorzubereiten, kann ich den Hügel im Halbdunkel der Abenddämmerung nirgends entdecken.
    Indie erspäht ihn, bevor ich ihn sehe, und fragt: »Meinst du den braunen Haufen da?«
    Stimmt.
    Dieser kahle braune Haufen ist tatsächlich der Hügel.
    Ich gehe in den Sinkflug, und wir nähern uns dem Boden. Die Bäume entlang der Straße werden größer. Die Erde rast auf uns zu. Die Gebäude wirken vertraut, nicht mehr anonym.
    In letzter Sekunde ziehe ich das Schiff wieder hoch.
    Ich spüre Indies Blick. In all den Monaten unserer Heilmittellieferungen habe ich das noch nie getan.
    »Die Landung war nicht richtig berechnet«, sage ich ins Mikrophon. So etwas kommt vor. Es wird als Flugfehler in meiner Akte registriert werden. Aber ich muss den Hügel noch einmal aus nächster Nähe sehen.
    Aus der entgegengesetzten Richtung nehme ich Kurs auf ihn und gehe tiefer, als ich sollte, damit ich gute Sicht habe.
    »Alles in Ordnung?«, fragt einer der Kampfpiloten über Funk.
    »Ja, ich bring sie gleich runter«, antworte ich.
    Ich habe gesehen, was ich wollte. Der Hügel ist kahl, der Wald komplett niedergewalzt, verbrannt, hingemetzelt. Es ist, als seien auf dem Hügel niemals Bäume gewachsen. Teilweise sind Hänge abgerutscht, weil der Boden nicht mehr von Baumwurzeln gehalten wird.
    Das kleine Stück grüner Seide aus Cassias Kleid hängt nicht mehr an einem Baum auf dem Gipfel, wo es von Wind, Regen und Sonne gebleicht wird. Die vergrabenen

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