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Cassia & Ky – Die Flucht

Cassia & Ky – Die Flucht

Titel: Cassia & Ky – Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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Höhlen und Gesteine, die man von oben niemals erkennen würde. Es ist, als könne man plötzlich den Mechanismus seines Körpers aus der Nähe betrachten, könne sein Blut fließen sehen und das Herz schlagen hören, das das Blut durch die Adern pumpt.
    »Hier ist es ganz anders als in Central«, bemerkt Eli.
    »Du kommst aus Central?«, fragen Vick und ich gleichzeitig.
    »Ja, dort bin ich aufgewachsen«, antwortet Eli. »Woanders bin ich nie gewesen.«
    »Dann muss es dir hier draußen sehr einsam vorkommen«, sage ich und denke daran, wie ich in Elis Alter nach Oria gezogen bin und dort eine andere Art Einsamkeit empfand – die Einsamkeit inmitten zu vieler Menschen.
    »Wie sind denn eigentlich die Anomalien hierhergeraten?«, will Eli wissen.
    »Die ursprünglichen Anomalien haben sich freiwillig für diesen Status entschieden, als die Gesellschaft entstanden ist«, erzähle ich Eli, und dann fällt mir noch etwas anderes ein. »Diejenigen, die in den Bergen leben, nennen sich auch nicht so, sondern wollen lieber ›Farmer‹ genannt werden.«
    »Aber wie konnten sie sich denn dafür entscheiden?«, fragt Eli fasziniert.
    »Bevor die Gesellschaft die Macht übernahm, gab es Leute, die ihre Entwicklung vorausahnten und sich von ihr distanzierten. Sie fingen an, sich in den Canyons Lagerplätze zu schaffen.« Ich zeige auf einige der Bogen und Kurven in den Sandsteinwänden. »Hier gibt es überall verborgene Höhlen. Die Farmer hatten genügend Nahrungsmittel gehortet, um durchzuhalten, bis das Saatgut, das sie mitgebracht hatten, ausgesät und die Ernte eingebracht werden konnte. Sie bezeichneten ihre Siedlung als Niederlassung, weil sie noch nicht einmal dieselben Begriffe wie die Gesellschaft verwenden wollten.«
    »Hat die Gesellschaft sie denn nicht verfolgt?«
    »Doch, irgendwann schon. Aber die Farmer waren im Vorteil, weil sie als Erste hier gewesen sind. Sie kannten alle Schleichwege und konnten den Verfolgern immer entkommen. Die Gesellschaft glaubte außerdem, dass die Farmer früher oder später von selbst aussterben würden. Es ist nicht leicht, hier zu überleben.« Teile meines Mantels haben sich gelöst, und ich bleibe an einer Pinie stehen, um nochmals Harz abzukratzen. »Die Gesellschaft nutzte ihre Existenz darüber hinaus für ihre eigenen Zwecke. Viele Leute in den Äußeren Provinzen hatten zu große Angst, in die Berge zu fliehen, weil die Gesellschaft das Gerücht gestreut hatte, die Farmer seien wild und gefährlich.«
    »Meinst du, sie würden versuchen, uns umzubringen?«, fragt Eli besorgt.
    »Früher zeigten sie Mitgliedern der Gesellschaft gegenüber kein Erbarmen«, antworte ich. »Aber wir sind kein Teil der Gesellschaft mehr. Wir sind Aberrationen. Sie töten keine Aberrationen oder Anomalien, es sei denn, sie werden angegriffen.«
    »Woher sollen sie wissen, wer wir sind?«, fragt Eli.
    »Schau uns doch an«, antworte ich. »Sehen wir vielleicht wie Bürger oder Funktionäre aus?« Wir sind alle drei jung, schmutzig, heruntergekommen und ganz offensichtlich auf der Flucht.
    »Warum hat dein Vater seine Familie nicht hierhergebracht und hier weitergelebt?«, fragt Vick.
    »Weil die Gesellschaft in einigen Punkten recht hat«, sage ich. »Hier draußen stirbt man frei, aber früher. Die Farmer in den Bergen verfügen weder über Medikamente noch über die Technologie der Gesellschaft. Meine Mutter wollte meinetwegen nicht gehen, und mein Vater hat das akzeptiert.«
    Vick nickt. »Wir werden also diese Leute suchen und sie um Hilfe bitten, weil sie deinem Vater geholfen haben.«
    »Genau«, sage ich. »Und ich hoffe, ich kann mit ihnen handeln. Sie haben Karten und alte Bücher. Hatten sie jedenfalls früher.«
    »Und was kannst du als Gegenleistung anbieten?«, fragt Vick sarkastisch.
    »Dasselbe wie du und Eli«, antworte ich ruhig. »Informationen über die Gesellschaft. Wir haben in ihrem Inneren gelebt. Es ist schon eine Weile her, seit es in den Äußeren Provinzen richtige Dörfer gab, was bedeutet, dass die Leute in den Bergen schon seit langer Zeit mit niemandem mehr reden konnten.«
    »Vorausgesetzt, sie wollen mit uns Handel treiben«, wendet Eli skeptisch ein, »was wollen wir dann mit diesen Dokumenten und alten Büchern anfangen?«
    »Du kannst machen, was du willst«, entgegne ich. »Du kannst etwas anderes als Gegenleistung verlangen. Such dir etwas aus. Mir egal. Aber ich werde versuchen, eine Karte zu bekommen und mich zu einer der Grenzprovinzen

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