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Cassia & Ky – Die Flucht

Cassia & Ky – Die Flucht

Titel: Cassia & Ky – Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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hat.
    »Und, was hast du mitgenommen?«, frage ich Vick, als ich die Tasche hervorziehe, in die ich die Sachen aus der Bibliothekshöhle gesteckt habe. Als wir die Niederlassung in aller Eile verlassen mussten, haben wir Bücher und Dokumente zusammengerafft, ohne sie uns genau ansehen zu können.
    Vick fängt an zu lachen.
    »Ich hoffe, du hast etwas Besseres erwischt als ich«, sagt er und zeigt mir, was er mitgebracht hat. Hektisch hatte er nach einem Stapel einfacher kleiner, brauner Broschüren gegriffen. »So ähnliche habe ich schon einmal in Tana gesehen. Sie sind alle gleich.«
    »Was ist das?«, frage ich.
    »Irgendein geschichtlicher Abriss«, antwortet er.
    »Sie könnten sich trotzdem als wertvoll erweisen«, gebe ich zu bedenken. »Wenn nicht, kann ich dir ein paar von meinen Sachen geben.« Ich hatte etwas mehr Glück. Ich habe einige Gedichte und zwei Bücher mit Geschichten erwischt, die nicht zu den Hundert gehören. Ich werfe einen Blick auf Elis Rucksack. »Wir müssen Eli fragen, was er mitgenommen hat, wenn er aufwacht.«
    Vick blättert seinen Stapel durch. »Augenblick. Das hier klingt interessant.« Er reicht mir eine der Broschüren, aufgeschlagen auf Seite eins.
    Das Papier ist holzig. Billige Massenware vom Rande der Gesellschaft, hergestellt mit alten Maschinen, womöglich von einer Restaurierungsbaustelle geklaut. Ich schlage die Broschüre auf und lese sie im Schein der Taschenlampe:
    DIE ERHEBUNG:
    Eine kurze Geschichte unserer Rebellion gegen die Gesellschaft
    Die Erhebung formierte sich ernsthaft zur Zeit des Komitees der Hundert.
    In dem Jahr, bevor die Hundert Selektionen begannen, stagnierte die Krebsausrottungsrate bei 85 , 1  Prozent. Zum ersten Mal seit dem Beginn der Krebsausrottungsinitiative war es nicht gelungen, sie zu verbessern. Die Gesellschaft nahm das sehr ernst. Obwohl sie wusste, dass Perfektion nicht auf allen Gebieten möglich war, beschloss sie, dass die Erreichung der 100  Prozent in diesem Fall oberste Priorität hatte. Sie wusste, dass dies absolute Entschlossenheit und Konzentration erforderte
.
    Man beschloss, alle Anstrengungen zu bündeln, um die Produktivität und körperliche Gesundheit der Mitglieder zu optimieren. Die höchsten Funktionäre sprachen sich dafür aus, Ablenkungen wie übermäßigen Konsum von Poesie oder Musik zu eliminieren, jedoch eine gewisse Dosis davon zu gestatten, um die Kultur zu fördern und die künstlerisch-ästhetischen Bedürfnisse zu befriedigen. Das Komitee der Hundert, zuständig für jeweils ein Gebiet der Kunst, wurden gebildet, um eine passende Auswahl zu treffen.
    Damit begann der Machtmissbrauch der Gesellschaft. Zugleich endete das Recht der Generationen, frei zu entscheiden, ob sie unter der Herrschaft der Gesellschaft leben wollten oder nicht. Die Gesellschaft begann, Anomalien und Aberrationen aus der Bevölkerung auszusondern, und isolierte oder eliminierte diejenigen, die die meisten Probleme verursachten.
    Eines der Gedichte, die nicht in den Kanon der Hundert aufgenommen wurden, war Tennysons »Überqueren der Barre«. Es ist zu einem geheimen Erkennungszeichen unter den Mitgliedern der Erhebung geworden. Das Gedicht benennt zwei wichtige Aspekte der Erhebung:
    Ein Anführer namens ›der Steuermann‹ leitet die Erhebung und
Die, die der Erhebung angehören, glauben, dass es möglich ist, zu den besseren Tagen der Gesellschaft zurückzukehren – der Zeit vor den Hundert-Selektionen.
    Einige jener Anomalien, die in den frühen Jahren aus der Gesellschaft flohen, schlossen sich der Erhebung an. Doch obwohl sich inzwischen in allen Teilen der Gesellschaft Unterstützer finden, hat sie die meisten Anhänger in den Grenzprovinzen und den Äußeren Provinzen, besonders dort, wohin seit dem Aufkommen der Hundert in wachsender Zahl Aberrationen geschickt worden waren.
     
    »Hast du das alles gewusst?«, fragt Vick.
    »Manches«, antworte ich. »Ich kannte das mit dem Steuermann und der Erhebung. Und ich wusste natürlich vom Komitee der Hundert.«
    »Und von der Eliminierung der Aberrationen und Anomalien«, fügt Vick hinzu.
    »Stimmt«, pflichte ich ihm verbittert bei.
    »Als ich gehört habe, wie du das Gedicht für den ersten Jungen im Wasser rezitiert hast«, sagt Vick, »habe ich gedacht, du wolltest mir damit zu verstehen geben, dass du zur Erhebung gehörst.«
    »Nein«, sage ich.
    »Obwohl dein Vater der Anführer war?«
    »Nein.« Mehr sage ich nicht. Auch wenn ich nicht mit dem Verhalten meines

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