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Cassia & Ky – Die Flucht

Cassia & Ky – Die Flucht

Titel: Cassia & Ky – Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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wir alle am Fuß des Felsens angekommen sind, zeigt Cassia auf eine besonders glatte Oberfläche an der Bergwand. Auf den ersten Blick hält man sie für Sandstein, aber irgendetwas daran ist merkwürdig. »Hier haben wir den Eingang entdeckt«, sagt sie und presst die Lippen zusammen. »Die Leiche des Jungen liegt da drüben, unter den Büschen.«
    Das Gefühl der Freiheit, das mich eben noch erfüllt hat, ist verschwunden. Die Präsenz der Gesellschaft erfüllt die Schlucht wie dunkle, wirbelnde Wolkenfetzen nach einem Gewitter.
    Die anderen spüren es auch. Hunter blickt grimmig, und ich weiß, dass es für ihn am schlimmsten ist, weil die Gesellschaft in einen Ort eingedrungen ist, der früher ihm gehörte.
    Hunter führt uns zu einer winzigen Höhle, deren Eingang in einer Falte der Felswand verborgen liegt. Zu fünft können wir uns gerade so hineindrängen. Am Ende der Höhle türmt sich ein Geröllhaufen. »Von hier aus haben wir uns einen Weg gebahnt«, erklärt Hunter.
    »Und die Gesellschaft hat den Zugang nie entdeckt?«, fragt Indie skeptisch.
    »Sie wussten noch nicht mal, wo sie suchen sollen«, erwidert Hunter. Er räumt einen Stein weg. »Hinter dieser Aufschüttung ist eine Öffnung«, erklärt er. »Sie führt in eine Felsspalte, durch die wir in die Kaverne gelangen.«
    »Und wie kommen wir da rein?«, fragt Eli.
    »Wir schlängeln uns durch«, antwortet Hunter. »Und an den engen Stellen immer die Luft anhalten.« Wieder greift er nach einem Stein. »Sobald die Öffnung frei ist, gehe ich als Erster rein«, sagt er über die Schulter hinweg. »Cassia folgt als Nächste. An den Biegungen geben wir uns gegenseitig Anweisungen, wie wir am besten durchkommen. Bewegt euch langsam vorwärts. An einer Stelle müsst ihr euch auf den Rücken legen und euch mit den Füßen voranschieben. Falls ihr steckenbleibt, ruft mich. Ich bleibe in der Nähe, so dass ich euch jederzeit höre. Ich erkläre euch dann, was ihr machen müsst. Es ist die engste Stelle, aber danach seid ihr fast durch.«
    Ich zögere einen Moment und frage mich, ob das eine Falle ist. Könnte die Gesellschaft sie uns gestellt haben? Oder Indie? Ich traue ihr nicht. Ich beobachte, wie sie Hunter beim Wegräumen der Steine hilft, mit fliegenden langen Haaren vor lauter Eifer. Was hat sie vor? Was verbirgt sie?
    Ich werfe Cassia einen kurzen Blick zu. Sie befindet sich an einem unbekannten Ort, wo alles anders ist als das, was sie ihr Leben lang gekannt hat. Sie hat Menschen gesehen, die auf furchtbare Weise gestorben sind. Sie hat gehungert, ist durch die Wildnis geirrt und in die Wüste gegangen, um mich zu finden. Lauter Erfahrungen, die ein Mädchen aus der Gesellschaft nie hätte machen sollen. Ich sehe ihre Augen aufleuchten, als sie mich ansieht, und unwillkürlich muss ich lächeln.
Den Atem anhalten?
, scheint sie zu sagen.
Sich durchschlängeln? Haben wir alles schon hinter uns.

Kapitel 32 CASSIA

    Die Felsspalte ist kaum breit genug, um Hunter hindurchzulassen. Er verschwindet, ohne sich noch einmal umzublicken. Ich bin die Nächste.
    Ich werfe Eli, der die Augen angstvoll aufgerissen hat, einen kurzen Blick zu und rate ihm: »Vielleicht solltest du lieber hier auf uns warten.« Eli nickt und sagt: »Die Höhle macht mir nichts aus. Aber das da ist ein Tunnel!«
    Ich verkneife mir die Bemerkung, dass er der Kleinste von uns ist und daher das geringste Risiko eingeht, steckenzubleiben, aber ich weiß, was er meint. Es ist widernatürlich und gefährlich, sich wie ein Wurm in die Erde zu winden. »Das ist schon in Ordnung«, beruhige ich ihn. »Du musst nicht mitkommen.« Ich lege den Arm um ihn und drücke ihn kurz an mich. »Ich glaube nicht, dass es lange dauert.«
    Wieder nickt Eli. Er sieht schon besser aus, nicht mehr so blass. »Wir sind gleich zurück«, wiederhole ich. »
Ich
komme zurück.«
    Eli erinnert mich an Bram und daran, dass ich ihn ebenfalls zurückgelassen habe.
     
    Zunächst läuft alles glatt, bis ich anfange, über die Situation nachzudenken, und zu berechnen versuche, wie viele Tonnen Gestein sich über mir auftürmen. Ich weiß nicht mal, wie viel ein Kubikmeter Sandstein wiegt, aber das Gesamtgewicht muss gigantisch sein. Und die Luft im Verhältnis zur Masse des Gesteins nur ein Hauch. Hat uns Hunter deswegen geraten, den Atem anzuhalten? Weiß er, dass es hier nicht genügend Sauerstoff gibt? Dass ich womöglich ausatme, und danach ist nichts mehr zum Einatmen da?
    Ich kann mich nicht mehr bewegen.
    Der

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