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Cassia & Ky – Die Flucht

Cassia & Ky – Die Flucht

Titel: Cassia & Ky – Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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entscheiden, dann seine Meinung ändern und seinen Kopf durchsetzen: Bram hätte genau dasselbe getan.
    Eli sieht sich mit großen Augen um und sagt: »Die lagern hier Reagenzgläser!«
    »Wir glauben, dass sie nach Provinzen geordnet sind«, erkläre ich und sehe dann, dass Ky mir ein Zeichen gibt.
    »Cassia, ich habe etwas gefunden!«
    Ich eile zurück zu Ky, während Indie und Eli durch die Reihen wandern, auf der Suche nach ihren Provinzen. »Wenn das erste Datum der Geburtstag ist«, sagt Ky, »dann muss das zweite Datum …« Er hält inne und wartet darauf, dass ich zu demselben Schluss komme.
    »Der Todestag sein. Der Tag, an dem die Probe genommen wurde«, ergänze ich. Dann sehe ich plötzlich, was er meint. »Die Daten folgen zu dicht aufeinander. Es liegen keine achtzig Jahre dazwischen.«
    »Sie lagern nicht nur Gewebeproben von alten Menschen«, sagt Ky. »Diese Leute – die können nicht alle tot sein.«
    »Sie nehmen nicht nur kurz vor unserem Tod Proben von uns«, ergänze ich, während mein Gehirn fieberhaft arbeitet. Ich denke an unser früheres Leben zurück – da gab es so viele Gelegenheiten! Unsere Gabeln. Unsere Löffel. Die Kleider, die wir tragen. Vielleicht geben wir die Proben sogar freiwillig ab, wir nicken, fahren mit dem Stäbchen über unsere Mundschleimhaut, geben das Röhrchen ab und nehmen eine rote Tablette. »Die Probe am Ende unseres Lebens hat nichts zu bedeuten. Die Gesellschaft hat bereits Reagenzgläser von allen gelagert, die sie bewahren möchte. Vielleicht halten sie junges Gewebe für erfolgversprechender. Wenn wir aber nichts von den anderen Proben wissen, können sie uns bis zum Ende gefügig halten.« Mein Herz macht unwillkürlich einen Sprung, perverserweise voller Dankbarkeit der Gesellschaft gegenüber.
    Vielleicht gibt es eine Probe von Großvater hier. Vielleicht ist es gar nicht schlimm, dass mein Vater die, die beim Letzten Bankett genommen wurde, zerstört hat.
    »Cassia«, sagt Ky leise. »Xander ist hier.«
    »Was?«
Wo? Hat er uns gesucht? Woher wusste er, dass wir hier sind?
    »Hier«, sagt Ky ruhig und zeigt auf eines der blau erleuchteten Röhrchen.
    Natürlich. Ich meide Kys Blick und sehe mir das Röhrchen an. CARROW , XANDER . OR . Das Geburtsdatum stimmt. Das ist Xanders Probe, aber Xander ist nicht tot.
    Jedenfalls nicht, dass ich wüsste.
    Dann stehen Ky und ich beide vor dem Behälter, lassen die Augen über die Zahlen wandern, während sich unsere Finger ineinander verschränken. Wer ist hier? Wer wird aufbewahrt?
    »Du bist hier«, sagt Ky und zeigt auf ein Röhrchen. Da steht es, mein Geburtsdatum. Und mein Name: REYES , CASSIA . OR . Ich hole tief Luft.
Mein Name.
Ihn hier zu sehen erinnert mich an den Paarungsball, als ich aufgerufen wurde. Er erinnert mich daran, dass ich dazugehöre. Dass meine Zukunft von der Gesellschaft mit großer Sorgfalt gesichert wurde.
    »Ich bin nicht hier«, bemerkt Ky, der mich beobachtet.
    »Du wirst vielleicht unter einer anderen Provinz gelagert«, gebe ich zu bedenken. »Du könntest …«
    »Ich bin nicht hier«, wiederholt Ky. Und für einen Moment scheint es – im Halbdunkel der Höhle und durch seine Geschicklichkeit, mit den Schatten zu verschmelzen –tatsächlich so, als sei er nicht da. Nur die Berührung seiner Hand, die meine festhält, verrät mir etwas anderes.
     
    Hunter kommt auf mich zu, und ich versuche, ihm zu erklären, worum es sich hier handelt. »Das sind Gewebeproben«, sage ich, »ein klein wenig Haut oder Haar oder Fingernagel. Die Gesellschaft nimmt sie von ihren Bürgern, damit sie uns eines Tages wieder zum Leben erwecken kann.« Bei dem Wort
uns
läuft es mir kalt den Rücken hinunter – denn soweit ich weiß, bin ich die Einzige in dieser Höhle, deren Gewebe hier gelagert wird, wenn auch wahrscheinlich nur, weil die Gesellschaft noch keine Zeit hatte, meinen Status zu ändern. Wieder blicke ich an den Höhlenwänden empor, betrachte die Knochen, Zähne und Muscheln aus fernen Zeiten. Wenn unsere Knochen keine Informationen über uns enthalten, muss unser Gewebe es wohl tun.
Irgendwo
müssen sie verborgen sein.
    Hunter sieht zuerst mich an und dann die Reagenzgläser. Er starrt die Behälter so lange an, dass ich schon den Mund öffne, um es ihm erneut zu erklären, aber dann greift er in einen Behälter hinein und holt ein Röhrchen heraus, bevor ich ihn daran hindern kann.
    Kein Alarm ertönt.
    Die Stille beunruhigt mich. Ob irgendwo in einem Büro der Gesellschaft

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