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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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sein muß. Aber du bist mindestens genauso schön…«
    Schnell wickelte er die Puppe wieder ein und legte sie zurück in den Koffer. Aus irgendeinem Grund war ich aufgewühlt. Seitdem Cal die Puppe betrachtet hatte, sah er mich so an, als hätte er mich nie zuvor gesehen.
    Es gab so viele Dinge, über die ich nicht Bescheid wußte. So vieles, was mich nachts in meinem kleinen Zimmer, in dem Kittys Sachen so viel Platz beanspruchten und die sie nicht entfernen wollte, nicht schlafen ließ. Wieder hatten Kitty und Cal meinetwegen Streit.
    »Sag nicht immer nein!« sagte Cal gerade mit leiser, aber eindringlicher Stimme. »Gestern nacht hast du mir gesagt, daß du mich jeden Tag und jede Nacht willst. Und jetzt stößt du mich weg. Ich bin dein Mann.«
    »Kann’s jetzt nicht zulassen. Sie ist gleich nebenan. Dort, wo du sie haben wolltest.«
    »Du hattest sie doch in unser Bett gesteckt! Wenn ich nicht gewesen wäre, läge sie immer noch hier zwischen uns.«
    »Ich war in ihrem Zimmer – die Wände sind so dünn. Macht mich verklemmt, wenn ich weiß, daß sie alles hören kann.«
    »Deswegen müssen wir deine Sachen wegräumen. Dann können wir ihr Bett an die gegenüberliegende Wand stellen. Du hast doch einen riesigen Brennofen in deinem Unterrichtsraum. Und das ganze andere Zeug kann man doch auch verstauen.«
    »Ist kein Zeug! Nenn es nicht immer so.«
    »Na gut. Es ist kein Zeug.«
    »Du gehst nur hoch, wenn du sie verteidigst…«
    »Mein Gott, Kitty, ich wußte ja gar nicht, daß du es magst, wenn ich hochgehe.«
    »Du spottest über mich, obwohl du genau weißt, was ich meine…«
    »Nein, ich weiß es eben nicht, und ich wünschte mir bei Gott, daß ich es täte. Ich wünschte mir, ich könnte all deine Gedanken unter dem roten Haar lesen.«
    »Ist nicht rot! Ist kastanienbraun! Tizianrot…«, empörte sie sich.
    »Nun gut, nenn es, wie du willst. Aber eines kann ich dir sagen: Wenn du Heaven noch einmal schlägst, und ich komme nach Hause und sehe ihre Nase bluten, ihr Gesicht voller Schrammen und ihre Augen angeschwollen… dann verlasse ich dich.«
    »Cal! Sprich nicht so zu mir! Ich liebe dich, wirklich! Bring mich nicht zum Weinen… Kann nicht ohne dich leben. Werd’ sie nicht mehr schlagen, ich versprech’s dir. Ich will’s ja selber nicht.«
    »Warum tust du’s dann?«
    »Weiß nicht. Sie ist hübsch und jung, und ich werde alt. Bald werde ich sechsunddreißig, und das liegt schon nahe bei vierzig. Cal, nach vierzig hat das Leben keinen Sinn mehr.«
    »Aber natürlich hat es einen Sinn.« Seine Stimme klang jetzt sanfter und verständnisvoller. »Du bist eine wunderschöne Frau, Kitty, und siehst jedes Jahr besser aus. Du siehst keinen Tag älter als dreißig aus.«
    Sie kreischte: »Ich will aber wie zwanzig aussehen!«
    »Gute Nacht, Kitty«, sagte er in einem verächtlichen Ton. »Ich werde auch nicht mehr zwanzig und weine dem nicht nach. Was war schon so wunderbar daran, zwanzig zu sein, außer daß man unsicher war? Jetzt weißt du, wer und was du bist; ist das keine Erleichterung?«
    Nein, denn zu wissen, wer und was sie war, jagte ihr anscheinend Entsetzen ein.
    Jedenfalls hatte Cal in diesem Sommer Zimmer in einem schönen Strandhotel bestellt, um Kittys traumatischen sechsunddreißigsten Geburtstag zu feiern. Es war August, im Zeichen des Löwen, und wir drei saßen unter einem Sonnenschirm. Kitty, in ihrem knappen Bikini, war die Sensation am Strand. Sie weigerte sich, unter dem rot-weiß gestreiften Sonnenschirm hervorzukommen. »Meine Haut ist so empfindlich, ich bekomme so leicht einen Sonnenbrand… Aber geht ihr nur, Heaven und Cal. Kümmert euch nicht um mich. Ich werde hier sitzen und still vor mich hin leiden, während ihr euch vergnügt.«
    »Warum hast du mir nicht gesagt, daß du nicht an den Strand willst?«
    »Du hast mich nicht gefragt.«
    »Aber ich dachte, du schwimmst und badest gerne.«
    »So gut weißt du also über mich Bescheid – nämlich überhaupt nicht.«
    Die Ferien waren ein Reinfall, und hätten doch so schön sein können, wenn Kitty nur mit uns gebadet hätte, aber sie zog es vor, uns die Zeit zu vergällen.
    Am Tag, an dem wir aus den Ferien zurückkehrten, setzte mich Kitty an den Küchentisch, holte ihr großes Maniküre-Set hervor und machte mir meine erste Maniküre. Ich schämte mich meiner kurzen, abgebrochenen Nägel und bewunderte ihre immer makellosen, langen Nägel mit gepflegtem Nagelbett. Ich lauschte aufmerksam, als sie mir beibrachte, wie

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