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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Zuhause gefunden hat, und ich hoffe, es stimmt.
    In einem gesonderten Umschlag schicke ich Dir ein paar Photos von Deinem Bruder und Deiner Schwester.
    Mit den besten Wünschen
    R.
     
    Sie hatte den Brief nur mit einem Anfangsbuchstaben unterschrieben, ohne Adresse. Der Brief war in Washington aufgegeben worden. Waren sie von Maryland umgezogen? Gott sei Dank, hatten die Ärzte herausgefunden, was Unserer-Jane fehlte, und sie geheilt!
    Lange Zeit saß ich bloß da und dachte an Keith und Unsere-Jane und an die aufmerksame Dame, die mir geschrieben hatte. Immer und immer wieder las ich den Brief durch und wischte mir dabei die Tränen aus den Augen. Es war wunderbar zu erfahren, daß es Jane und Keith gut ging – aber es war ganz und gar nicht schön zu hören, daß sie mich und Tom vergessen hatten.
    »Heaven«, sagte Cal plötzlich, »willst du lieber so auf dem Boden sitzen bleiben und den ganzen Tag Briefe lesen oder lieber ins Kino gehen?«
    Sofort sprang ich auf, zeigte ihm den Brief und erzählte ihm den Inhalt, obwohl er ihn selber gerade durchlas. Er schien sich ebenso zu freuen wie ich. Dann sah er seine eigene Post durch. »Da ist ja noch ein Briefumschlag für eine Miß Heaven Leigh Casteel«, sagte er mit einem breiten Grinsen und überreichte mir einen schweren, braunen Umschlag.
    Darin befanden sich etwa ein Dutzend Schnappschüsse und drei Photos, die ein richtiger Photograph gemacht hatte.
    O mein Gott – Schnappschüsse von Keith und Unserer-Jane auf einer Wiese hinter einem großen, schönen Haus. »Polaroid-Photos«, sagte Cal und sah sich die Bilder über meine Schulter an. »Was für nette Kinder.«
    Ich starrte auf die hübschen Kinder in ihrer teuren Kleidung, die beide in einem überdachten Sandkasten saßen. Hinter ihnen befanden sich ein Schwimmbecken und Gartenmöbel. Das Ehepaar von damals saß dort und lächelte Keith und Unsere-Jane liebevoll an. Dort wo sie waren, war gerade Sommer. War es in Florida? In Kalifornien? Arizona? Ich betrachtete eingehend die anderen Schnappschüsse, auf denen Unsere-Jane lachend auf einer Schaukel saß und von Keith geschaukelt wurde. Andere Photos zeigten sie in ihrem hübschen Schlafzimmer mit all ihren Puppen und Spielsachen: Unsere-Jane schlafend in ihrem Bettchen, über das ein rosa Baldachin gespannt war. Keith in seinem blauen Zimmer, vollgestopft mit Spielsachen und Bilderbüchern. Dann öffnete ich eine Photomappe aus Karton und sah Unsere-Jane fein angezogen, in rosa Organdy mit Rüschen, ihre Haare waren gelockt und sie sah wie ein kleiner Filmstar aus; und in der anderen Mappe war ein Bild von Keith in einem flotten dunkelblauen Anzug mit einer kleinen Krawatte. Eine dritte Porträtaufnahme zeigte beide zusammen.
    »Das kostet ganz schön viel Geld, diese Photos machen zu lassen«, sagte Cal. »Schau mal, wie sie angezogen sind. Heaven, diese Kinder werden geliebt, sie sind wohlbehütet und glücklich. Sieh doch, wie ihre Augen glänzen. Unglückliche Kinder können nicht so ein Lächeln vortäuschen. In gewisser Weise solltest du deinem Vater eigentlich dankbar sein, daß er sie verkauft hat.«
    Ich hatte gar nicht bemerkt, wie sehr ich die ganze Zeit über geweint hatte, bis Cal mir die Tränen abtrocknete und mich an seine Brust gedrückt hielt. »Na, na…«, beruhigte er mich und nahm mich fest in seine Arme, dann reichte er mir sein Taschentuch, damit ich mir die Nase putzen konnte. »Jetzt kannst du nachts ruhig schlafen und mußt nicht mehr ihre Namen im Schlaf rufen. Wenn du auch von Tom gehört hast, wird die Welt wieder hell und freundlich für dich sein. Weißt du, Heaven, es gibt nicht sehr viele Kittys auf dieser Welt. Es tut mir leid, daß du sie aushalten mußt… Aber ich bin ja auch noch da. Ich werde tun, was in meiner Macht steht, um dir zu helfen.« Er hielt mich fest, ganz fest, daß ich spürte, wie sich jede Rundung meines Körpers an ihn preßte.
    Auf einmal war ich bestürzt. Durfte ich das überhaupt? Sollte ich mich von ihm losreißen und ihm damit zu verstehen geben, daß er das nicht tun sollte? Aber es konnte nichts Schlechtes daran sein, sonst würde er es nicht tun. Trotzdem war ich so verwirrt, daß ich ihn wegschob, obwohl ich ihn unter Tränen anlächelte. Wir brachen auf, aber erst nachdem ich den Brief und die Photos versteckt hatte. Aus irgendeinem Grund wollte ich nicht, daß Kitty entdeckte, wie wunderschön Vaters andere Kinder waren.
    Dieser Samstag war anders als die anderen vorher, er war etwas

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