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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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angetan hat. Sie ist tot – du lebst. Du bist letztlich die Siegerin. Du hast Cal geheiratet; er ist zehnmal besser, als mein Vater es ist oder je sein wird.«
    »Tu dieses widerliche Ding da drauf!« befahl sie.
    Ich trat einen Schritt zurück, und sie näherte sich mir bedrohlich. »Wenn du jemals erfahren willst, wo Keith und Unsere-Jane sind, dann mußt du mir diese hassenswerte Puppe freiwillig geben. Laß mich die Puppe nicht mit Gewalt nehmen – sonst findest du deine kleinen Geschwister nie wieder.«
    Freiwillig.
    Für Keith.
    Für Unsere-Jane.
    Ich gab ihr die Puppe.
    Ich sah zu, wie Kitty meine geliebte Puppe auf den Rost schmiß. Tränen liefen mir die Wangen hinab, während ich auf die Knie fiel und mit gesenktem Kopf ein stummes Gebet sprach… so als läge meine Mutter selbst auf dem Scheiterhaufen.
    Entsetzt sah ich, wie das zarte Spitzenkleid mit den Perlen und Kristallkügelchen sofort zu brennen anfing und das silberblonde Haar in Flammen aufging; die Haut, die so lebensecht ausgesehen hatte, schmolz; zwei kleine Flammenzungen vernichteten die langen, dunklen und gebogenen Wimpern.
    »Hör zu, Miststück«, sagte Kitty, als alles vorüber und meine unersetzliche Puppe zu Asche verbrannt war. »Erzähl Cal kein Wort davon. Lächle und sei fröhlich, wenn meine Gäste kommen. Hör auf zu heulen! Es war nur eine Puppe, nur eine Puppe!«
    Aber dieser Haufen Asche war für mich meine Mutter gewesen, mein Weg in eine Zukunft, den eigentlich sie hätte gehen sollen. Wie konnte ich jetzt beweisen, wer ich war, wie nur, wie?
    Ich konnte mich nicht zurückhalten und griff in die heiße Asche und nahm eine übriggebliebene Kristallperle, die den Flammen entgangen war. Wie eine Träne glitzerte sie in meiner Hand. Eine Träne meiner Mutter. »Ich hasse dich, Kitty, weil du das gemacht hast!« schluchzte ich. »Das war nicht nötig! Ich hasse dich so sehr, daß ich mir wünsche, daß du verbrannt wärst!«
    Sie schlug mich! Hart, brutal, immer und immer wieder, bis ich auf dem Boden lag, und immer noch schlug sie mir ins Gesicht und boxte mich mit ihren Fäusten in den Magen… Dann wurde ich ohnmächtig.

 
    16. KAPITEL
     
    E IN SONDERBARER V ORFALL
     
     
     
    Kurz nachdem die Party vorbei war und Kittys Freunde gegangen waren, fand mich Cal in meinem Zimmer. Ich lag mit dem Gesicht auf dem Boden. Er stand im Türrahmen, das Licht im Gang zeichnete die scharfen Umrisse seiner Silhouette ab. Ich lag regungslos, alles tat mir weh. Mein schönes, neues Kleid war schmutzig und zerrissen. Ich sah ihn zwar, aber ich blieb liegen und weinte. Ich mußte anscheinend immer über etwas weinen, etwas, was ich verloren hatte: meinen Stolz, meine Brüder und Schwestern, meine Mutter und – ihre Puppe.
    »Was ist los?« fragte Cal und trat ins Zimmer. Er kniete sich neben mich. »Wo warst du denn die ganze Zeit? Was ist passiert?«
    Ich weinte nur.
    »Heaven, Liebes, du mußt es mir sagen! Ich wollte die Party schon früher verlassen, aber Kitty hing wie eine Klette an mir. Sie erzählte mir dauernd, daß du dich nicht wohl fühltest und Krämpfe hättest. Warum liegst du hier auf dem Boden?« Er drehte mich sanft um und blickte liebevoll in mein geschwollenes, verschmiertes Gesicht; dann erst bemerkte er mein zerrissenes Kleid und die kaputten Strümpfe, die voller Laufmaschen waren. Sein Gesicht verdunkelte sich vor Zorn, so daß ich erschrak. »Mein Gott!« rief er und ballte die Fäuste. »Ich hätte es wissen müssen! Sie hat dir wieder weh getan, und ich habe dich nicht vor ihr beschützt! Deshalb war sie heute abend so besitzergreifend! Erzähl mir, was geschehen ist«, bat er und nahm mich in seine Arme.
    »Geh weg«, schluchzte ich. »Laß mich allein. Es wird schon wieder gut. Ich bin nicht verletzt…«
    Ich suchte nach den richtigen Worten, um seine Besorgnis um mich und auch um meinen elenden Zustand, für den ich mich mittlerweile selbst verantwortlich fühlte, zu mildern. Vielleicht war ich tatsächlich ein Miststück und ein Flittchen und hatte Kittys Strafe zu Recht verdient. Es war alles meine Schuld gewesen. Vater hatte mich nicht geliebt. Und wenn mich nicht einmal der eigene Vater lieben konnte, wer dann? Niemand. Ich war hoffnungslos verloren, allein… Niemals würde jemand Zuneigung für mich empfinden und mich wirklich lieben.
    »Nein, ich werde nicht weggehen.« Sanft berührte er meine Haare, und seine Lippen wanderten über mein aufgedunsenes Gesicht. Er ahnte nichts von den Schlägen und

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